Holzers Kampf gegen Ausbootung

Wenn Sympathie darüber entscheiden würde, ob jemand spielt oder nicht, dann wäre Korbinian Holzer sicher eine Stammkraft bei den Anaheim Ducks. Der deutsche Verteidiger wurde im vergangenen Jahr zur Trading Deadline von den Kaliforniern aus Toronto geholt, wo er mehrere Jahre zwischen NHL und AHL pendelte.

Obwohl Holzer anschließend für seinen neuen Arbeitgeber kein Spiel bestreiten durfte, wurde sein Vertrag im Sommer verlängert. Dabei war ihm klar, dass es in Anaheim aufgrund der Qualität im Kader noch schwieriger sein würde sich durchzusetzen, als bei den Maple Leafs.

So begann seine Saison auch bei den San Diego Gulls in der AHL, doch bereits Mitte Oktober folgte die Berufung in den NHL-Kader. Seitdem hat der 27-jährige geborene Münchener 16 Spiele mit einer durchschnittlichen Eiszeit von 14 Minuten absolvieren dürfen.

„Wenn ich gespielt habe, dann ist es auch ganz gut gelaufen“, erzählt Holzer im Interview am Telefon. „Klar möchte ich alle Spiele bestreiten, aber da fließt der ein oder andere Faktor ein, der halt mitentscheidend ist. Das kann ich halt nicht alles kontrollieren. Im Großen und Ganzen ist es ganz OK, wie es läuft.“

Der Zwiespalt in dem er sich befindet, ist ihm förmlich anzuhören. Einerseits ist es gut, in der NHL dabei zu sein, anderseits begleitet ihn die ständige Ungewissheit, spielen zu dürfen oder wieder ins Farmteam abgeschoben zu werden.

„Ich muss immer damit rechnen“, bekennt Holzer. „Wenn alle Verteidiger wieder da sind, wird es eng, weil Cam Fowler und Simon Despres noch verletzt sind. Die kommen jetzt langsam wieder.“

„Nach dem All-Star Break werden wir wohl wieder komplett sein und dann muss ich sehen, wie es weitergeht. Die Möglichkeit besteht, dass ich über die Waiverliste runter muss oder ob in Sachen Trade etwas passiert. Es kann sein, dass es mich trifft oder auch andere Spieler. Das lasse ich aber auf mich zukommen und mache mir keinen Stress.“

Trotzdem ist es nicht leicht mit ständigen Zurückstufungen umzugehen, wenn Holzer ein sogenannter Healthy Scratch ist, das heißt er fit wäre, aber zum Spiel nicht berücksichtigt wird und von der Tribüne aus zuschauen muss.

„Es ist nicht leicht von außen zu beurteilen, was letztendlich die Gründe des Trainers sind“, äußert sich Holzer. „Ich kann nur beeinflussen, was ich auf dem Eis mache. Dazu habe ich immer ein ganz gutes Feedback von den Trainern bekommen.“

„Es natürlich immer ungünstig, wenn ich zuschauen muss, obwohl ich gut gespielt habe. Aber dagegen bin ich machtlos. Das liegt nicht in meiner Hand.“

Wie von ihm erwähnt wird die Situation nicht einfacher, wenn Fowler und Despers wieder eingreifen und am vergangenen Freitag verpflichteten die Ducks im Trade von Stürmer Carl Hagelin zu den Pittsburgh Penguins auch Verteidiger Adam Clendening.

In diesem Zusammenhang kündigte General Manager Bob Murray am Samstag an, dass in den kommenden Wochen die komplette Verteidigung auf dem Prüfstand stehe. Das ist alles der Situation geschuldet, dass es in Anaheim nicht so läuft, wie es sollte.

„Wir haben uns seit der Weihnachtspause deutlich gesteigert und darauf sollten wir aufbauen“ betont Holzer. „Wir spielen wesentlich besser, vor allem defensiv. Wir haben Probleme vorne Tore zu schießen. Ein Hohn, bei dem Kader, den wir haben. Überraschend, aber auch für uns enttäuschend. So lange vorne wenige Tore fallen, müssen wir defensiv umso besser spielen. Das ist uns die letzten Wochen ganz gut gelungen.“

Im sehr engen Feld der Western Conference haben sich die Ducks vom einst letzten Platz ins Playoff Verfolgerfeld vorgearbeitet. Für eine als letztjähriger Conference Finalist und Favorit in das Spieljahr gestartete Mannschaft jedoch immer noch unbefriedigend.

„Wir haben viele Spieler, die unter ihren Möglichkeiten spielen. Es wäre halt wichtig, dass da bei dem einen oder anderen der Knoten platzt, das wäre gut“, sagt Holzer. „Wir haben einen sehr guten Kader. Wir haben schon in einigen Spielen bewiesen, dass wir gegen die besten Mannschaften der Liga mithalten können und gute Chancen haben zu gewinnen, wenn wir unser System spielen und jeder seine Leistung bringt.“

Ein Fakt bleibt aber die schlechte Offensive, die ungewöhnlich wenig Tore schießt. Nur 88 Treffer in 44 Spielen sind nach 125 Toren zum gleichen Zeitpunkt in der abgelaufenen Saison ein Desaster.

„Es fehlen uns einfach die Spiele, in denen wir fünf oder sechs Tore schießen, auch mal mit dem nötigen Scheibenglück, das uns bisher häufig fehlte“, lamentiert Holzer. „Wir müssen für jedes Tor ziemlich hart arbeiten. Wir haben im Schnitt gerade einmal zwei Tore geschossen. So ist es sehr schwierig, erfolgreiches Eishockey zu spielen.“

„Es setzt Verteidigung und Torhüter einfach stark unter Druck, denn du brauchst defensiv ein perfektes Spiel, um zu gewinnen. Das ist uns zuletzt gelungen. Ein 1-0 ist natürlich nicht so schön anzuschauen, aber zwei Punkte gibt es auch. Ohne Zweifel brauchen wir aber auf Dauer mehr Tore.“

Hoffentlich darf Holzer daran mitarbeiten, die Situation in Anaheim zu verbessern. Es wäre ihm zu wünschen.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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