Es war eine weniger erfreuliche Diagnose, die Dennis Seidenberg Mitte September just in dem Moment erhielt, als die Saisonvorbereitung eigentlich losgehen sollte.
Ein Bandscheibenvorfall musste operativ behandelt werden, was den 34-jährigen Deutschen für ungefähr zwei Monate außer Gefecht setzen sollte.
Zum Glück dauerte es nicht so lange und am 12. November im Spiel seiner Boston Bruins gegen die Colorado Avalanche gab Seidenberg sein Saisondebüt. Seine Mannschaft, die bis dahin nur sieben Siege in 14 Spielen holte, hat seitdem zwölf weitere Erfolge und 27 Punkte in 21 Partien einfahren können.
Wir haben am Telefon mit dem gebürtigen Schwenninger über seine Anlaufschwierigkeiten, die Lage in der Liga, das kommende Winter Classic und die Situation in der Nationalmannschaft gesprochen.
Dennis, wie geht es dir, nachdem du jetzt gute sechs Wochen im Spielbetrieb bist?
„Ich fühle mich ziemlich gut, auch wenn ich noch nicht bei 100 Prozent bin. Die Ärzte meinten es kann bis zu einem Jahr dauern, bis alles wieder OK ist. Insofern muss ich mich der Situation anpassen und damit leben.“
Wie bist du nach der Verletzung in Schwung gekommen?
„Es war schon schwer, weil das Trainingscamp und die Vorbereitung für mich ausgefallen ist, wo man sich normal langsam an die Saison heran arbeitet. Das war in den ersten Spielen schon zu spüren. Aber mittlerweile fühle ich mich ganz gut und ich merke, dass es von Spiel zu Spiel besser wird.“
Wie hoch ist Dein Anteil, dass es für die Bruins nach Deinem Comeback besser lief?
„Ich war natürlich der Grund dafür (lacht). Es ist ein Mannschaftsspiel und wenn alle ihre Arbeit richtig machen, dann gewinnt man Spiele. Die letzten Wochen war festzustellen, dass wir einfach konzentrierter und konstanter gearbeitet haben, als zu Beginn der Saison. Von daher wären die Spiele wohl auch ohne mich gewonnen worden. An einzelnen Spielern liegt es eher selten.“
Wie empfindest Du es als Spieler, dass die NHL immer ausgeglichener wird?
„Es macht Spaß. Wenn man unsere Division anschaut, dann wird einem klar, dass es sehr eng zugeht. Da sind manchmal zwei Punkte zwischen dem Ersten und einem Platz außerhalb der Playoffs. Insofern ist jeder Punkt wichtig und Patzer, wie wir sie zuletzt gegen Buffalo hatten, tun extrem weh. Daraus müssen wir lernen und es in Zukunft besser machen.“
Zuletzt gab es drei Niederlagen. Was könnt Ihr besser machen?
„Es wichtig in jedem Spiel konzentriert und beständig zu sein. Gegen Buffalo haben wir eine 3-1 Führung noch hergeschenkt. Das sollte nicht passieren.“
Am Freitag steht das Winter Classic an. Ist es etwas besonderes für Dich unter freiem Himmel zu spielen?
„Es ist mein erstes Outdoor-Spiel, weil damals 2010 kam ich erst kurz nach Fenway nach Boston. Von demher wird es eine neue Erfahrung und ich freue mich darauf, vor 80.000 Zuschauern zu spielen. Das Rivalitätsduell gegen Montreal ist für so ein Event natürlich super.“
Im Jahr 2010 schrieb ein Deutscher Geschichte beim Outdoor-Spiel. Wurdest Du schon darauf angesprochen?
„Ich bin noch nicht darauf angesprochen worden, aber in der Kabine hängen die Bilder von Marco seinem Siegtor in der Verlängerung beim ersten Outdoor-Spiel in Boston. Alle wissen, wer damals das Siegtor geschossen hat. Für den Marco sicher eine Riesensache.“
Ist es für Dich Ansporn, Dein erstes Saisontor am Freitag zu schießen?
„Da warte ich bis zu diesem Spiel darauf (lacht). Im Moment konzentriere ich mich darauf, defensiv gut zu spielen. Das wird von mir erwartet und alles andere ist Bonus. Mal schauen.“
Marco Sturm wird am Freitag auch da sein, beim Ehemaligen-Spiel auflaufen. Wie hast Du die Nachricht aufgenommen, dass er Bundestrainer wird?
„Marco ist ein sehr erfahrener Spieler, der den jungen Deutschen sehr viel mitgeben kann. Wenn er spricht in der Kabine, wird jeder zuhören. Es ist schön, dass er nun Trainer ist und es wäre schön für ihn, wenn sich der nötige Erfolg einstellen würde.“
Ihr werdet am Freitag sicher miteinander sprechen. Gibst Du ihm auch Deine Zusage für das wichtige Olympia-Qualifikationsturnier im Sommer nächstes Jahr?
„Auf jeden Fall. Nachdem das vor dem Saisonbeginn in der NHL gespielt wird, bin ich natürlich dabei, wenn ich fit bin.“
Hi Stefan. Hatten gestern Abend Gelegenheit nach dem Spiel der Bruins gegen die Senators im TD Garden im Rahmen unserer Reise zum WinterClassic Dennis Seidenberg bei einem Meet & Greet zu sprechen. Er präsentierte sich in blendender Laune und wirkte sehr sympathisch. Geduldig beantwortete er alle Fragen und stellte sich für Autogramme und Fotos zur Verfügung. Jetzt freuen wir uns riesig auf das WinterClassic. Liebe Grüße aus Boston senden Martina & Peter.