Brad Marchand ist nicht zu stoppen

Brad Marchand ist der torgefährlichste Stürmer der vergangenen sechs Wochen.

Mitte Januar belegte er unter ferner Liefen den 43. Platz in der Torjägerliste der NHL, bei den Scorern war er mit 26 Scorerpunkten nicht unter den Top 100 der Liga zu finden. Die Saison 2015/16 hatte für Brad Marchand suboptimal begonnen und auch der Jahreswechsel verlief für den Linksaußen der Boston Bruins denkbar schlecht. Nach seinem harten Check gegen Ottawas Mark Borowiecki am 29. Dezember wurde Marchand nach einer Telefonanhörung vom Department of Player Safety von der NHL für drei Spiele gesperrt und durfte dadurch nicht am Winter Classic 2016 teilnehmen. Am Tag des Spiels trat Marchand im Gillette Stadium vor die Presse, bekundete sein Bedauern, dass er mit seinem Aussetzer die Bruins geschadet habe und versicherte, dass es niemals seine Absicht gewesen war jemanden zu verletzen. Er zeigte sich auch reuig und akzeptierte die Entscheidung der Liga „mit der er nun Leben müsse“.

Auch nach Ablauf der Sperre dauerte es eine geraume Zeit bis Marchand zurück zu seiner Form fand. Vom 16. Dezember bis zum 15. Januar hatte der 27-Jährige zehn Spiele lang Ladehemmung und es dabei auf nur fünf Vorlagen gebracht. Wer hätte ihm zu diesem Zeitpunkt zugetraut, dass er sich sechs Wochen später sogar für den Kader der kanadischen Nationalmannschaft beim World Cup of Hockey 2016 ins Gespräch bringen könnte. Durch seine 18 Treffer in den darauffolgenden 24 Partien seit Mitte Januar, katapultierte sich Marchand mit nun insgesamt 33 Toren auf den dritten Platz in der Torschützenliste. Weder ein Sidney Crosby (16 Tore), noch ein Filip Forsberg (16 Tore) oder ein Alex Ovechkin (15 Tore) war im Abschluss erfolgreicher als Bostons Außenstürmer. Nur in vier der 24 Partien war Marchand ohne Scorerpunkt geblieben. Die Bruins erzielten in diesem Zeitraum 74 Tore und Marchand war an über einem Drittel davon beteiligt gewesen (33,8 Prozent).

Mit Marchands Erfolgen kehrte auch bei den Bruins das Selbstvertrauen zurück. Exemplarisch hierfür war ihr 7-3 Kantersieg im American Airlines Center von Dallas am 20. Februar, als sie zur ersten Pause mit 1-3 Toren noch hinten lagen und Marchand nach einer guten halben Stunde mit seinem zweiten Tor zur Aufholjagd blies. „Wir waren sicherlich etwas frustriert, sind aber ruhig geblieben“, beschrieb der zweifache Torschütze die Stimmung in der Kabine und fügte hinzu: „Wir wussten, dass wir noch Zeit haben und dass wir eine starke Mannschaft sind, vor allem auch auswärts. Heute haben wir eine Menge Charakter gezeigt, können uns über einen Sieg freuen und hoffentlich darauf aufbauen.“

Gesagt, getan! Die Bruins konnten in fünf der drauffolgenden sieben Partien punkten (4-2-1) und sich bis auf den dritten Platz in der Atlantic Division vorschieben. Stabilisiert zeigte sich auch Bostons Defensivabteilung, die in den letzten sechs Begegnungen nur einmal mehr als zwei Gegentore zugelassen hatte (1-4 gegen Tampa).

Selbst die Blackhawks fanden vergangene Woche im TD Garden von Boston in den Bruins ihren Meister. Mit 4-2 Toren bezwangen die ‚Braunbären‘ den amtierenden Stanley Cup Champion aus Chicago, wobei Marchand mit einem Treffer und einem Assist erneut an zwei Treffern beteiligt gewesen war. Ein großartiger Auftritt der Bruins, eine ihrer besten Saisonvorstellungen, endete mit dem 387. Saisonsieg für ihren Headcoach Claude Julien. Julien zog mit der Bostoner Trainerlegende Art Ross nach Siegen gleich.

So sehr sich Julien auch darüber freute, dass er in den Geschichtsbüchern der Bruins ein weiteres Mal Einzug halten wird, betonte er auch, dass er sich nicht mit Ross verglichen wissen möchte: „Dieser Mann ist hier eine Ikone. Er ist eine Legende und nach mir wurde auch keine Trophäe ernannt. Das macht doch einen großen Unterschied zwischen ihm und mir aus.“ Auch die Washington Capitals, immerhin das punktbeste Team der Liga, hatten 48 Stunden später ihre liebe Mühe bei den Bruins, behielten aber am vergangenem Samstag mit 2-1 Toren nach Verlängerung die Oberhand – müßig zu erwähnen, dass Marchand zum einzigen Tor der Hausherren die Vorarbeit leistete. Seine Offensivqualitäten dürften bei den kommenden zwei Auftritten der Bruins in Florida gegen die Panthers und Lightning, in zwei 4-Punkte Spiele im Kampf um die Tabellenführung, gefragt sein. Dann stehen auch die Chancen nicht schlecht, dass Cheftrainer Julien schon sehr bald alleiniger Rekordhalter der Bruins wird.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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