Déjà vu für die New York Rangers. Nach der 1-2 Niederlage im vierten Spiel bei den Washington Capitals liegen sie mit 1-3 in der Serie hinten und stehen damit mit dem Rücken an der Wand.
Auch im vergangenen Jahr war dies der Fall und sogar in einer schwierigeren Konstellation, weil die Blueshirts damals zum fünften und siebten Spiel zu ihrem Gegner, den Pittsburgh Penguins, reisen mussten.
Also noch nichts verloren, lautet das Fazit, es ist der Strohalm, an den sich die Spieler und Trainer klammern. „Es sind schwierige Zeiten. Wir müssen uns jetzt zusammenreißen“, sagte Rangers Stürmer Rick Nash nach der Partie. „Wir brauchen den nächsten Sieg, so einfach ist das.“
Einfach und auch wieder nicht, denn der Druck des Gewinnen müssens liegt nun eindeutig auf Seiten der New Yorker, die Capitals können erst einmal befreit aufspielen. „Sie sind ein gutes Team, aber alle Spiele waren sehr eng“, gab Rangers Trainer Alain Vigneault in der Pressekonferenz zu Protokoll. „Sie haben einen Weg gefunden mehr Treffer zu erzielen und deswegen sind wir jetzt in dieser Lage.“
Tatsache ist, dass bisher alle neun Playoffpartien der Rangers in der ersten und jetzt in der zweiten Runde mit nur einem Tor Unterschied entschieden wurden. Insofern ist die Aussage richtig, dass es eng zugeht. Allerdings fällt auf, dass in der regulären Saison hoch gelobte Offensive der punktbesten Mannschaft in den Playoffs Schwierigkeiten hat zu scoren und die zur Trading Deadline verstärkte Verteidigung leichtfertige Fehler macht.
In den drei Niederlagen gegen die Capitals wurden lediglich zwei Tore erzielt. Zu wenig, um in einer Playoffserie zu bestehen. „Wir wissen, dass wir defensiv gut arbeiten müssen“, sagte Washingtons Torhüter Braden Holtby, der in Spiel 4 28 Saves machte und gegen die Rangers insgesamt 121 von 126 Schüsse hielt. „Die Playoffs sind so. Es wird auch mal schwierig Tore zu erzielen. Wer immer dann in diesen engen Spielen besser spielt, wird gewinnen.“
Besondere Geschichten der Playoffs sind häufig, dass dann Spieler auf den Plan treten, die niemand vorher auf der Rechnung hatte. So war es auch am Mittwoch im Verizon Center der us-amerikanischen Hauptstadt.
Nicht der Toptorjäger Alex Ovechkin oder Nicklas Backstrom, sondern der 20-jährige Andre Burakovsky, der erst nach der Verletzung von Eric Fehr in der ersten Runde ins Team rutschte, erzielte beide Treffer.
Wieder machte damit die dritte Reihe mit ihm, Jay Beagle und Troy Brouwer auf sich aufmerksam. Im dritten Spiel am Montag hatten diese für das einzige Tor des Abends durch Beagle gesorgt.
„Es geht darum, möglichst die Chemie untereinander zu finden“, sagte Beagle. „Ich habe mit Burakovsky während der Saison etwas zusammengespielt, aber nicht viel, sodass es etwas Zeit braucht, um in Tritt zu kommen. Ich glaube wir drei ergänzen uns sehr gut.“
Spielertypen, wie sie fehlen derzeit den Rangers. So hatte Carl Hagelin in der 49. Minute die große Chance zum Ausgleich, wurde bei seinem Alleingang von Mike Green zunächst unsanft gestoppt und scheiterte mit dem fälligen Penalty an Holtby.
„Was passiert ist, ist passiert“, erklärte Hagelin nachher lapidar. „Wenn es etwas gibt, was ich gelernt habe, dann geht es darum nach vorne zu blicken. Ich hatte eine Möglichkeit und habe sie verpasst. Hoffentlich treffe ich das nächste Mal.“
So sachlich nüchtern seine Analyse der Szene ist, es war wohl ein entscheidender Augenblick für die Niederlage, weil anschließend Holtby noch mehr über sich hinauswuchs und nicht mehr hinter sich greifen musste.
Dass immer noch alles offen ist, weiß auch Washingtons Verteidiger Brooks Orpik. „Ich glaube wir sind sehr gleichwertig und beide Torhüter spielen sehr gut“, betonte er. „Ich glaube es könnte leicht 3-1 für sie stehen. Du brauchst auch ein bißchen Glück. Du brauchst ein paar Pucks, die zu dir springen und das hatten wir.“
Natürlich sind es die Kleinigkeiten, die oftmals entscheiden, aber in der Regel gewinnt auch der, der weniger Fehler macht, die ausgenutzt werden. So verloren vor den Treffern von Burakovsky die Rangers Chris Kreider bzw. Ryan McDonagh ziemlich unmotiviert den Puck, was Burakovsky sogleich eiskalt nutzte. Das machte den Unterschied.
Der letztjährige Stanley Cup Finalist muss sich also steigern, um am Freitag im heimischen Madison Square Garden ein frühzeitiges Aus zu verhindern. Es wäre eine große Enttäuschung nach der so gut verlaufenden Saison, die endlich den ersehnten Stanley Cup Gewinn bringen sollte.
Washington steigerte sich vor allem im Endspurt der Saison und scheint in diesem Jahr zur richtigen Zeit in guter Form zu sein. Die Chancen stehen gut, dass die Capitals zum dritten Mal in ihrer Franchisegeschichte nach 1990 und 1998 in das Conference Finale einziehen können.
Aber der letzte Sieg einer Serie ist immer der Schwerste.