Hiller vor besonderer Serie

Torhüter Jonas Hiller hätte sich das, was jetzt auf ihn zukommt, wohl vor einem Jahr nicht erträumen lassen. Damals stand er in seinem siebten Jahr in den Diensten der Anaheim Ducks und doch zeichnete sich ab, dass sein auslaufender Vertrag nicht verlängert würde.

Im Sommer dann die Unterschrift bei den Calgary Flames, was viele als Rückschritt sahen, denn das Ziel endlich den Stanley Cup zu gewinnen, war in der kanadischen Stadt wesentlich kleiner als vorher in Kalifornien. Doch Hiller nahm die Herausforderung an. 4,5 Millionen US-Dollar pro Jahr versüßten ihm diese Aufgabe zusätzlich.

Nun ist passiert, was nicht viele erwartet hatten: Die Flames qualifizierten sich durch eine starke Mannschaftsleistung und weitgehend mit einem souveränen Hiller und Karri Ramo im Tor für die Playoffs und schalteten in der ersten Runde die Vancouver Canucks nach sechs Spielen aus.

Die Flames im Conference Halbfinale? Darauf hätte es vor der Saison eine gute Wettquote gegeben. Und schließlich passiert so eine der Geschichten, die der Sport so schreibt. Hiller trifft auf seinen langjährigen Arbeitgeber.

„Ich kann nicht verleugnen, dass es definitiv etwas Besonderes ist“, erzählt der Schweizer mit einem leichten Grinsen.

„Es wird schon anders als gegen jedes andere Team zu spielen. Zur gleichen Zeit musst du dich normal vorbereiten und so gut spielen wie möglich und hoffentlich so viele Spiele wie möglich gewinnen.“

„Es ist genauso als wenn du wohin kommst, wo du dich zu Hause fühlst“, ergänzt Hiller.

„Du warst weg und jetzt kehrst du zurück und es wird eine andere Situation sein, aber einige Dinge werden dir auch sehr gewohnt vorkommen. Da ich dort viele Leute vom Eishockey und einige außerhalb davon kenne, macht es so besonders.“

Sieben Jahr verbrachte und 326 Spiele verbuchte Hiller, der stets mit der Nummer 1 aufläuft, in Anaheim. Lange Zeit war er dort die erste Wahl, doch Frederik Andersen und später John Gibson liefen ihm etwas den Rang ab, auch bedingt durch Verletzungen und längere Ausfälle. Das Management der Ducks entschied im Frühjahr 2014, dass sich die Wege mit dem 33-jährigen Torsteher trennen.

Dass es nach der Unterschrift in Calgary zu einem Wiedersehen in den Playoffs kommen würde, damit hatte auch Hiller nicht gerechnet. „Zu dem Zeitpunkt schaust du nicht so weit nach vorne, aber die Erwartungen waren nicht die gleichen“, gesteht Hiller, der in den vier Aufeinandertreffen mit seinen alten Mannschaftskollegen in dieser Saison im Schnitt 3,43 Gegentreffer kassierte und nur 88,9 Prozent der Schüsse hielt.

„In Anaheim, da hatten wir eine Mannschaft, die oben mitspielen kann“, sagt Hiller vergleichend.

„In Calgary hast du das Ziel irgendwie in die Playoffs zu kommen und wir wussten, dass das hart werden würde. Jetzt hast du die Playoffs geschafft und die erste Runde überstanden und du bist in der zweiten Runde. Es ist ein phantastisches Jahr soweit und ich genieße es, wo wir angekommen sind. Ich glaube jeder bei uns will weitermachen und ist noch nicht befriedigt.“

Positiv hat Hiller zur Kenntnis genommen, dass sich Trainer Bob Hartley bereits am Montag festgelegt hatte, dass er zu Beginn des ersten Spieles am Freitagmorgen um 4 Uhr MESZ in Anaheim auflaufen wird, obwohl er nach zwei Gegentreffern bei drei Torschüssen im sechsten Spiel gegen die Canucks seinen Platz zwischen den Pfosten für Ramo räumen musste.

„Schauen Sie auf die Leistungen, die Jonas dieses Jahr gezeigt hat, aber viel wichtiger im entscheidenden Spiel gegen die Kings und in den Playoffs“, begründet Hartley, der selbst schon in der Schweiz gecoacht hat, seine Wahl und hebt auch Ramo hervor:

„Wir haben zwei gute Leute, die bereit sind, so bestehen überhaupt keine Zweifel meinerseits, dass ich mit beiden Torhütern sehr gut ausgestattet bin.“

Lob gibt es auch vom ehemaligen Trainer Bruce Boudreau, obwohl nachgesagt wird, dass das Verhältnis der beiden wegen der Ereignisse im vergangenen Jahr nicht das Beste wäre.

„Hiller hat es verdient zu beginnen“, betont Ducks Coach Boudreau.

„Er spielt in der ganzen ersten Runde der Playoffs wirklich stark und wir wissen, wie gut er sein kann. Und ich glaube zu wissen, dass er uns verdammt noch mal schlagen will, so wie die meisten Jungs das andere Team schlagen wollen, wenn sie getradet wurden oder keinen neuen Vertrag erhielten. Er wird eine schwere Aufgabe ihn zu schlagen. Er ist ein guter Torwart.“

Darauf angesprochen spielt Hiller das Ganze etwas herunter.

„Ich weiß es nicht“, sagt er schon fast bescheiden.

„Zu diesem Zeitpunkt sind wir in der zweiten Runde der Stanley Cup Playoffs. Ich weiß nicht, ob man eine extra Motivation braucht gegen sein ehemaliges Team zu spielen. Sicher, willst du dein Bestes geben und sie möglicherweise schlagen, aber das hat, glaube ich, nichts damit zu tun, dass sie mein ehemaliges Team sind. Es geht mehr darum, in den Playoffs weiterzukommen.“

„Ich hatte großartige sieben Jahre in Anaheim und sie haben mir die Chance gegeben eine Nummer 1 zu werden, so das ist etwas, wofür ich immer dankbar sein werde“, geht Hiller sogar auf Schmusekurs.

„Ich brauche keine extra Motivation um ihnen zu beweisen, dass sie falsch lagen, mich abzugeben. Ich glaube am Ende wurden einfach Entscheidungen getroffen. Manchmal kann man sie beeinflussen und manchmal eben weniger. Am Ende bin ich wirklich glücklich, wie alles gelaufen ist. Andererseits hätte ich nicht durchlebt, was wir mit dieser Mannschaft in Calgary diese Saison geleistet haben, was eine großartige Geschichte und großartiger Spaß ist und hoffentlich können wir das noch fortsetzen.“

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