Die zwei Gesichter der Blues

Die St. Louis Blues hatten auf Niederlagen gegen die Wild postwendend eine Antwort parat.

Die St. Louis Blues offenbaren in der Playoffserie gegen die Minnesota Wild zwei völlig verschiedene Gesichter. Im Aufeinandertreffen zwischen dem Erst- und Viertplatzierten der Central Division steht es nach vier Partien 2-2 Unentschieden. In der Einzelbetrachtung gestalteten sich die Spiele deutlich weniger ausgeglichen als in der Summe.
4-2, 1-4, 3-0, 1-6 endeten die Partien aus Sicht der Blues. Die Kontrahenten erleben von Spiel zu Spiel ein Wechselbad der Gefühle. In Spiel 1 durften sich die Wild, Dank einer taktischen Meisterleistung, über einen für sie raren Playoff-Auswärtserfolg freuen (2-11). In der neutralen Zone der gegnerischen Hälfte machten sie die Räume eng, so dass die Blues nicht ihr gewohntes Dump’n’Chase aufziehen konnten. Die Wild ließen in den 60 Spielminuten nur 21 Torschüsse ihrer Gastgeber zu. Blues Headcoach Ken Hitchcock analysierte was falsch gelaufen war: „Vor allem im zweiten Drittel waren sie uns deutlich überlegen. Sie waren druckvoller in der Zone und schneller an der Scheibe. Dann kassierten wir noch zu viele Strafzeiten, in denen sie sich erholen konnten. Insgesamt haben wir viel zu kompliziert gespielt.“

Gesagt, getan! Bei ihrem zweiten Heimauftritt waren die Blues nicht mehr wiederzuerkennen. Bereits im ersten Drittel legten sie mit einer 2-0 Führung den Grundstein für ihren Sieg. Vor allem ein Mann, der in Spiel 1 zu keinem einzigen Torschuss gekommen war, brachte die Anhänger der Blues, im mit über 19.000 Besuchern voll besetzten Scottrade Center, zum Jubeln. Vladimir Tarasenko ließ seinen Treffern im Eröffnungsabschnitt noch ein Empty Net Goal in der Schlussminute folgen und komplettierte damit seinen ersten Stanley Cup Playoff Hattrick. „Es war natürlich schön“, freute sich der 23-jährige Russe. Tarasenko trat aber auch umgehend auf die Euphoriebremse: „Es war nur ein Sieg und da spielt es keine Rolle wie viele Tore man geschossen hat. Uns bleibt keine Zeit zum Feiern. Es werden noch schwere Spiele folgen. Wir müssen das Positive aus dieser Partie herausnehmen und dann den nächsten Schritt machen.“

Aus diesem guten Vorsatz wurde jedoch nichts. Angefeuert von ihren frenetischen Fans, zogen die Wild im ausverkauften Xcel Energy Center von St. Paul wieder ihr Tempospiel auf, und die Blues schauten mehr oder weniger zu. Vor allem Minnesotas erste Angriffsreihe mit Parise, Granlund und Pominville bekamen die Gäste nicht in den Griff. Beide Tore im Mitteldrittel gingen auf deren Konto. Erneut zog Hitchcock Resümee: „Zu Beginn waren wir gar nicht schlecht, doch dann haben wir häufig den Puck schon in der neutralen Zone an sie verloren. Davon haben sie profitiert. Wir hatten kaum Zeit an der Scheibe.“ Blues Kapitän David Backes sah es ähnlich: „Sie sind unheimlich viel gelaufen und haben uns ihr Spiel aufgezwungen. Wir waren viel zu passiv. Wir ließen sie kommen, kommen, kommen und die Granlund-Reihe bestrafte uns mit zwei Toren. Wir müssen über die gesamten 60 Minuten wieder unser Spiel aufziehen, wenn man 20 Minuten schläft, dann kann man auch nicht erwarten, dass man gewinnt.“

Nur 48 Stunden später setzten die Blues das Analysierte auf dem Eis um. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag lieferten sie eine beeindruckende Vorstellung ab. Sie erwischten einen Traumstart mit drei Treffern innerhalb von zehn Minuten. Selbst nach der komfortablen Führung steckten die Gäste nicht zurück. Minnesota bekam in der gesamten Partie keinen Zugriff auf die Blues. Unbeeindruckt zeigten sie sich auch vom Anschlusstor der Hausherren. Sie antworteten darauf mit weiteren drei Treffern bis zur zweiten Drittelpause. Mann des Abends war, wie schon in Spiel 2, Vladimir Tarasenko mit zwei sehenswerten Toren. Es war eine Augenweide diesem begnadeten Flügelstürmer zuzusehen. Beeindruckend ist die Playoffbilanz von neun Toren und einem Assist in elf Spielen seiner noch jungen NHL-Karriere. Backes schüttelte nach eigenem Bekunden verwundert den Kopf angesichts der Vorstellung seines Teamkollegen: „Es ist eine Freude, wenn man einen Jungen im Team hat, der hochkommt und trifft.“

Nun geht die Reise wieder zurück nach St. Louis, man darf gespannt sein, ob es den Blues gelingen wird, dieses hohe spielerische Niveau mit großem körperlichen Einsatz auch in Spiel 5 aufs Eis zu bringen. Ihr Trainer fasste das Erfolgsrezept der Mannschaft kurz und bündig zusammen: „Wenn wir in die Checks kommen, dann schießen wir auch Tore.“

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