Weiße Winnipeg Playoffs

Wenn die Winnipeg Jets in der kommenden Nacht um 3 Uhr morgens die Anaheim Ducks in ihrer Arena MTS Centre begrüßen, dann geht eine Zeit langen Wartens zu Ende. Fast zwei Jahrzehnte, nämlich seit 1996, fand keine Playoffpartie in der Hauptstadt der kanadischen Provinz Manitoba, die heute 660.000 Einwohner umfasst, mehr statt.

Die dort gestellte Aufgabe ist für die Mannschaft der Jets nicht gerade einfach. 0-2 liegen sie in der Serie gegen die Ducks hinten, nachdem sie zwei Mal auswärts in Anaheim eine Führung im 3. Drittel bis zum Schluss noch abgaben.

„Wir wissen, dass jede Menge Leute eine lange Zeit darauf gewartet haben wieder Playoff Eishockey zu sehen und wir können es kaum erwarten in dieses Gebaüde zurückzukehren, um die Sache zu drehen“, sagte Stürmer Drew Stafford.

Auch Trainer Paul Maurice sieht in der Tatsache vor den eigenen Fans zu spielen einen großen Vorteil: „Wir hatten diese Saison einige Spiele, in denen wir nichts zusetzen konnten und unsere Zuschauer haben uns durch das Spiel zu einigen großen Siegen getragen. Wir haben unserem Publikum viel zu verdanken. Der Unterschied von unserer Arena zu den anderen ist, dass die Fans laut sind und nicht die Musik. Woanders sind die Fans ein bisschen laut und die Musik bläst dir das Trommelfell heraus.“

Dass die Fans in Winnipeg etwas ganz besonderes sind, haben sie schon des öferten bewiesen. So kommt die Tradition sich komplett in Weiß zu kleiden („whiteout“) aus dieser Stadt. 1987 trafen die Jets auf die Calgary Flames und als Antwort auf deren „C of Red“, also alle in rot gekleidet, im Saddledome, war diese Maßnahme gedacht. Die Serie wurde in sechs Spielen gewonnen und seitdem ist es Tradition.

„Ich weiß andere Mannschaften haben versucht das Whiteout nachzumachen, aber das sind nur billige Kopien des Originals“, erzählt Bürgermeister Brian Bowmann stolz gegenüber NHL.com. “Das Whitout ist hier wie ein Winter Blizzard. Es ist unsere Tradition. Es begann hier.”

Der heute 43-jährige Bowman war vor 19 Jahren selbst in der alten Winnipeg Arena, als die Jets in der ersten Runde den Detroit Red Wings unterlagen. Er nutzte einen weißen Müllsack, um sich Püschel zum Anfeuern zu basteln. Diesen Part übernehmen heute kleine Handtücher, die kostenlos verteilt werden.

Als ob sich auch der Wettergott an der Aktion beteiligen möchte, ist für Montag nachmittag und abend in Winnipeg Schneefall vorhergesagt. Ein kompletter Kontrast zum Wetter zuvor in Anaheim, wo schon Temperaturen um die 20 Grad herrschen.

15.016 Zuschauer passen ins Stadion und gute 1.000 Tickets gingen noch in den freien Verkauf. Es war keine Überraschung, dass es gerade einmal fünf Minuten dauerte, ehe diese weg waren. Nun werden Schwarzmarktpreise um die 400 Dollar pro Karte aufgerufen.

„Diejenigen, die glücklich genug waren, eine Karte bekommen zu haben, werden beim Anfeuern alles geben, da habe ich absolut keine Zweifel“, ist der Bürgermeister von seinen Einwohnern überzeugt. „Der Lärm in dieser Arena macht dich taub, ist absolut überwältigend.“

Für Winnipeg war es ein herber Verlust, als die Jets 1996 nach Phoenix (Arizona) transferiert wurden. Es war bitter mit anzusehen und ein weiterer Stich in die tiefe Wunde, wie die Fans der Coyotes die Tradition des Whiteout übernahmen.

„Es war ein substantiver Verlust für die Region als die Mannschaft wegging, wir haben wirklich einen Teil von uns selbst verloren“, betont Bowman. „Die Jets zurück zu bekommen, war wirklich das Sahnehäubchen auf die vielen positiven Dinge, die hier in der Region vorangehen.“

Ducks Trainer Bruce Boudreau ist sich der schweren Aufgabe seiner Mannen bewusst und hat sie auf die kommende Aufgabe behutsam vorbereitet: „Wir haben ein wenig darüber gesprochen, aber es ist nicht so, dass wir nicht wissen, was uns erwartet. Ich glaube nicht, dass wir unterschätzen werden, wie laut es werden kann und wie die ganze Stadt Winnipeg mitfiebert. Es wird schon verrückt werden.“

Die jetzige Jets-Franchise, die aus den 1997 neu gegründeten und in der Saison 1999-2000 in den Spielbetrieb aufgenommenen Atlanta Thrashers hervorging, hat noch kein Playoffspiel gewinnen können. Der einzige Einzug in die Meisterrunde gelang den Thrashers im Jahr 2007, wo sie aber in der ersten Runde gegen die New York Rangers mit 0-4 den Kürzeren zogen.

Es wird also an der Zeit, dass sich das ändert. Sollten die Jets tatsächlich die Serie gegen die Ducks verkürzen können, wäre die Euphorie in den kommenden Tag bis zum Spiel 4 am Mittwoch kaum noch zu bremsen.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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