‚Wer 1-0 führt, der …‘

Die Playoffserie zwischen den Blue Jackets und den Penguins sorgt für einige Überraschungen.

Wer kennt ihn nicht den schönen Satz ‚Wer 1-0 führt, der stets verliert!‘, dessen Wahrheitsgehalt keines Beweises standhält. Seine Gültigkeit hatte er jedoch bei den ersten drei Aufeinandertreffen zwischen den Columbus Blue Jackets und den Pittsburgh Penguins in der ersten Stanley Cup Playoffrunde. Die Synchronität der Ereignisse in den bisherigen drei Begegnungen ging sogar noch weiter. In jeder dieser Partien ging jene Mannschaft, die das erste Tor markieren konnte, zwischenzeitlich sogar mit 3-1 in Front, um dann am Ende doch noch mit 3-4 Toren das Eis als Verlierer verlassen zu müssen. Dies veranlasste Blue Jackets Cheftrainer Todd Richards zu der nicht ganz ernst gemeinten Aussage, dass er sich in Spiel 4 keine 3-1 Führung wünsche.

Was er sicherlich gerne hätte, dass sein Team heute Nacht beim nächsten Treffen dem haushohen Favoriten aus Pittsburgh erneut ein Bein stellen kann. Die wenigsten haben sich vorstellen können, dass die Blue Jackets, die bis zuletzt um ihre Playoffteilnahme bangen mussten, sich einen solchen erbitterten Kampf mit einem Herzschlagfinale in jedem Spiel gegen den Tabellenführer der Metropolitan Division liefern.

In der Retrospektive der drei Partien erkennt man, dass bei den Underdogs aus Ohio die Chemie in der Mannschaft stimmt. Hinzu kommt, dass es ihrem Selbstvertrauen keinesfalls einen Abbruch getan hat, dass sie gestern ihre Heimpartie vor 19.148 frenetischen Fans, die zwei Drittel lang nicht glauben konnten was sie da von ihrem Team sahen, noch verloren hatten.
Zur Erinnerung: Die Hausherren erwischten einen Traumstart, lagen nach Treffern von Boone Jenner und Jack Johnson bereits nach 198 Sekunden mit 2-0 in Front. Sie überstanden anschließend bis zur ersten Pause, auch Dank ihres überragend haltenden Schlussmanns Sergei Bobrovsky, drei Überzahlspiele der Penguins schadlos. Wohlgemerkt gegen ein Team, das in der regulären Saison mit 23,4 Prozent die beste Powerplayquote vorwies. Ein enormes Engagement zeigten die Gastgeber auch im zweiten Durchgang, kompensierten spielerische Nachteile mit viel Einsatz, um dann doch 1,8 Sekunden vor dem Ertönen der Pausensirene den Anschlusstreffer einstecken zu müssen. Wer nun glaubte, die Blue Jackets brächte dieser Rückschlag zu einem undenkbar schlechten Zeitpunkt aus dem Konzept, der sah sich getäuscht. Stewart hatte anscheinend die richtigen Worte in der Kabine gefunden, denn es dauerte wiederum nur 64 Sekunden bis Cam Atkinson von Dubinskys Rückhandschuss getroffen wurde und den alten 2-Tore Vorsprung wieder herstellen konnte. Nun brannte die Hütte, doch das Happy End fiel aus! Die Penguins verstärkten noch einmal den Druck, in fast jeder Aktion trat ihre spielerische Klasse zu Tage und sie hatten am Ende auch das Glück auf ihrer Seite. Innerhalb von 133 Sekunden konnten Brandon Sutter, Lee Stempniak sowie Jussi Jokinen mit ihren Treffern die Partie zu ihren Gunsten drehen. Zweimal wurde die Scheibe für Bobrovsky unhaltbar abgefälscht und beim Ausgleichstor entwischte Stempniak in der neutralen Zone Jackets Center Brandon Dubinsky, der unumwunden nach der Partie seinen Fehler zugab und sich selbstkritisch zeigte:

„So etwas darf einfach nicht passieren.“

Fehler (an)erkennen und daraus lernen, das kann das Erfolgsrezept für die Blue Jackets sein, wenn es heute Nacht um 1:00 Uhr MESZ für sie gilt, erneut den Penguins Paroli zu bieten. Jackets Verteidiger Jack Johnson, er rangiert mit seinen drei Playofftoren unter den Besten der Liga, strotzt mit Hinblick auf diese, im Falle einer weiteren Niederlage, vielleicht schon vorentscheidende Partie vor Selbstbewusstsein:

„Warum sollten wir uns nicht mit ihnen (Penguins) vergleichen. Sie haben wie wir einen Schlittschuh an jedem Fuß. Sie sind nichts Besonderes. Wir sind ebenfalls ein gutes Eishockeyteam. Wir schrecken vor nichts zurück. Wir sind hier um den Stanley Cup zu gewinnen und sie sind uns im Weg.“

Neutral betrachtet übertreibt Johnson mit seiner Aussage. Es ist jedoch die richtige Herangehensweise an die nächste Aufgabe, aufgestauten Frust in positive Energie umzuwandeln und eben nicht mit dem Schicksal zu hadern.

Eines steht auf jeden Fall fest. Unterschätzt werden die Blue Jackets, die in ihrem Kader elf Spieler ohne jegliche Playofferfahrung haben, sicherlich nicht mehr von ihrem Gegner und somit dürfte uns auch der vierte Akt zwischen beiden Mannschaften einen heißen Tanz bieten, bei dem es am Ende vielleicht wieder heißt ‚Wer 1-0 führt, der …‘

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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