Goc und Sturm: Ein gemeinsames Ziel

Mit fünf Punkten Vorsprung in der Division und noch einem ausstehenden Spiel mehr im Rücken als der direkte Verfolger Washington können die Florida Panthers nach ihrem Sieg in Montreal die letzten Tage der regulären Saison angreifen. Die Teilnahme an den Playoffs scheint dem Team nicht mehr zu nehmen zu sein und das obwohl nur die wenigsten Experten mit ihnen vor der Saison gerechnet hätten.

Mittendrin die deutschen Stürmer Marcel Goc und Marco Sturm mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen. Auf der einen Seite der 28-jährige Goc, der nach seinem Draft 2001 durch San Jose bereits an 20. Stelle lange mit den hohen Erwartungen an ihn kämpfte und erst jetzt knapp elf Jahre später angekommen scheint und auf der anderen Seite der fünf Jahre ältere Sturm, der mit über 200 Treffern der erfolgreichste deutsche NHL-Spieler aller Zeiten ist, aber nach vielen Verletzungen in der letzten Zeit um den Anschluss kämpft und droht auf das Abstellgleis geschoben zu werden.

Marco ist ein extrem professioneller Spieler. Er weiß es, sich zu bewegen und spielt das Spiel, so wie es sich gehört“, sagt sein jetziger Trainer Kevin Dineen und fügt jedoch deutlich hinzu: „Er versteht aber auch, an welchem Punkt er in seiner Karriere angelangt ist.“

Mehrere Knieverletzungen haben den einstigen Torjäger mit einer Ausbeute von 20 Toren pro Saison weit zurückgeworfen. Auch in dieser Saison war es zunächst eine Gehirnerschütterung, die ihn im Januar außer Gefecht setzte und dann gleich im ersten Spiel nach der Rückkehr eine weitere Verletzung, die eine erneute Operation Anfang Februar notwendig machte. „Aber jetzt fange ich halt wieder von vorne an“, merkt Sturm an. „Wieder einmal“, fügt er sogleich mit einem Lachen hinzu, das deutlich macht, dass er seinen sympathischen Humor noch nicht verloren hat.

Er ist ein guter Kerl und immer gut drauf“, bricht sein Landsmann Marcel Goc eine Lanze für Sturm. „ Wir sind froh, ihn hier in der Mannschaft zu haben. Wenn er spielt, dann hilft er uns immer, egal wo ihn der Trainer einsetzt, weil er immer alles gibt.“

Derzeit sind es lediglich Einsätze in der vierten Reihe, die natürlich die Frage aufwerfen, ob es vielleicht seine letzte Saison in der NHL sein könnte, nachdem sein Vertrag ausläuft? „Nein, das geht ziemlich schnell im Eishockey“, weist Sturm diese Spekulation von sich. „Mit guten Playoffs kann alles schnell wieder anders ausschauen. Das habe ich alles schon erlebt.“ Dabei ist ihm aber durchaus bewusst, dass es schwer werden wird, sich für einen neuen Vertrag zu empfehlen.

Doch sind die Panthers in den Playoffs nun Außenseiter oder kann man mit ihnen rechnen? „Ich spiele gerne als Außenseiter. Man hat wenig Druck und kann befreit aufspielen und wenn man dann Erfolg hat, ist es doppelt so schön“, gibt Sturm grinsend zu Protokoll.

Marcel Goc sieht das schon pragmatischer und beschränkt sich auf die einfache und beliebte Floskel: „In den Playoffs ist alles möglich!“

Der in Calw geborene Stürmer ist froh nach seinen Stationen San Jose und Nashville in Florida gelandet zu sein: „Der Trainer gibt mir sehr viel Eiszeit. Das will ich natürlich beibehalten, denn ich will am Eis sein, wenn es am Ende des Spieles um die Wurst geht.“

Auch Kevin Dineen ist von den Qualitäten Gocs überzeugt und hält ihn sogar für deutlich unterbewertet: „Marcel Goc ist ein sehr wichtiger Bestandteil unseres Teams in diesem Jahr. Als er zwei Monate verletzt war, wurde er in unseren Reihen schmerzlich vermisst.

Dass dies nicht immer so gewesen war, lässt Sturm durchblicken: „Mittlerweile hat auch der Trainer mitbekommen, dass auf ihn Verlass ist. Er macht seine Sache besonders im defensiven Bereich immer gut.“

Dabei ist Goc, der bereits 440 Spiele in der NHL vorzuweisen hat, durchaus bewusst, dass er sich gerade offensiv noch weiter verbessern kann. „Vor dem gegnerischen Tor muss ich relaxter an die Sache gehen“, merkt er selbstkritisch an.

Vielleicht geling ihm dies in den kommenden Playoffs. Als wichtigstes Ziel neben dem Gewinn des Stanley Cups nennt Goc den Cup ein zweites Mal zu gewinnen und hofft, dass das erste Mal bald sein wird. „Es war eine Supersache, dass ihn letztes Jahr Dennis Seidenberg mit Boston gewonnen hat“, betont er. „Und ich hoffe, dass bald wieder ein Deutscher mit dem Cup am Eis steht.“ Möglicherweise mit Marcel Goc und Marco Sturm gleich deren Zwei. Ein bisschen Träumen darf schon sein und wer nicht träumt, wird Großes nie erreichen.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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