Auf dem Weg zu alter Stärke?

von Uwe Werkmeister

Es war ein Montag, dieser 13. Mai 2013. Die Toronto Maple Leafs führen im Spiel 7 der ersten Playoff-Runde im TD Garden von Boston mit 4-1, die Spieluhr zeigt noch zehn zu spielende Minuten an, der Einzug in die zweite Runde scheint klar zu sein. Wenig später die Ernüchterung. Ausgeschieden, aus und vorbei, die Boston Bruins verlieren später das Stanley-Cup-Finale gegen die Chicago Blackhawks und bei den Leafs trocknen die Tränen nur langsam. Nach 2004 erstmals in den Playoffs, dort einen 1-3 Rückstand in der Serie aufgeholt und dann – siehe oben.

Wie kann das Team ein solches Erlebnis verarbeiten? Diese Frage stellten sich viele Leute in diesem Sommer in Toronto. Wie geht es weiter? War es ein positiver „Ausrutscher“ die Playoffs zu erreichen oder steckt mehr dahinter?

Immerhin waren die Leafs, in der nach dem erneuten Lockout auf 48 Spiele verkürzten Saison, das zweitjüngste Team in der gesamten NHL, der Trainer absolvierte im Osten Kanadas seine erste komplette Saison und letztendlich gab es auch noch einen Wechsel auf der Position des General Managers. Viel Neues in einer ehemals erfolgsverwöhnten Franchise welche dem Cup von Sir Stanley schon so lange hinterherläuft.

In Toronto regiert aktuell der Optimismus

Im Sommer wurde das Team gezielt verstärkt, nicht Masse, sondern Klasse sollte die Transferpolitik bestimmen. Um dies, bei einem gesunkenen Salary-Cap, überhaupt möglich zu machen, wurde per „buyout“ Kapital freigemacht, in dem der Center Mikhail Grabowski und Verteidiger Mike Komisarek aus den laufenden und gut dotierten Verträgen heraus gekauft wurden. Grabowski und der neue Coach Randy Carlyle lagen in ihrer Spielauffassung weit auseinander und Mike Komisarek kam nie richtig in Toronto an, was darin gipfelte, dass er in der Saison 2012/2013 nur noch zu vier Einsätzen im NHL-Team kam.

Das freie Kapital wurde reinvestiert in Spieler, von denen sich gezielte Verstärkung versprochen wurde. An erster Stelle sei hier Jonathan Bernier zu nennen, ein Torwart mit traumhaften Statistiken, welcher aber bei den Los Angeles Kings nicht an Jonathan Quick vorbei kam und der bereit war, den Kampf um die Nummer eins im Leafs Tor mit James Reimer aufzunehmen.

Mit David Clarkson wurde von den New Jersey Devils ein rechter Flügelstürmer verpflichtet, dieser soll genauso wie die Verpflichtung des zweimaligen Stanley-Cup-Champions Dave Bolland von den Blackhawks für die Centerposition noch mehr Tiefe in den Leafskader bringen. Dazu kamen mit Mason Raymond von den Vancouver Canucks und Troy Bodie aus der AHL, Spieler, von denen man sich erhoffte, dass diese sofort den Sprung in den Kader schaffen.

Die Defensive ist schon seit geraumer Zeit tief und namhaft besetzt und wurde durch den 19-jährigen Erstrunden-Draft-Pick (2012; 5. Stelle) Morgan Rielly ergänzt. Dieses führte dazu, dass mit John-Michael Liles, einem gestandenen US-Nationalspieler und leider auch mit Korbinian Holzer, dem einzigen deutschen Spieler im System der Toronto Maple Leafs, zwei Verteidiger via Waiver-Liste in die AHL zu den Toronto Marlies heruntergestuft wurden.

Die Transfers und Wechsel sind ein Grund für den Optimismus, ein anderer Grund hat aber fast sensationellen Charakter. Nachdem das Team seit Jahren nicht unter die besten 20 im Unterzahl-Spiel kam, war man in den letzten 5 Jahren sogar nur 28. oder schlechter (von 30!). In der verkürzten Saison 2012/2013 dann die Wende: Wie der sprichwörtliche Phönix aus der Asche kamen die Leafs und wurden mit 87,9% Zweiter hinter den Ottawa Senators (88,0%). Zyniker könnten an dieser Stelle bemerken, dass das Team ausreichend Möglichkeiten zum „Üben“ hatte, immerhin brachten sie es in der gesamten Liga auf die meisten Strafminuten (776) und in Person von Colton Orr stellten sie auch den emsigsten Fighter und somit „Strafbankkönig“ der Saison.

Die Gründe für das gute Unterzahlspiel waren sicherlich die Verpflichtungen von Mark Fraser und Jay McClement. Spieler, welche sich im Penalty-Killing ganz besonders zeigen. Mit der Verpflichtung von Bolland wurde hier eine weitere Alternative geschaffen.

Auch im Überzahlspiel hat die Mannschaft in der vergangenen Saison nicht enttäuscht (14. Platz in der NHL mit 18,7%) und mit David Clarkson wurde ebenfalls noch einmal an Power-Play-Stärke zugelegt.

Wie sich alles entwickelt hat, welche Hoffnungen sich erfüllten und welche nicht, werden wir an dieser Stelle in einem 2. Teil „Toronto Maple Leafs – ein Team auf dem Weg zu alter Stärke?“ als Zwischenfazit in Kürze präsentieren. (Uwe Werkmeister)

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