Das Finale um den Cup

Eine Vorschau und Analyse des Stanley Cup Finale zwischen Chicago und Boston.

Mit dem am Mittwochnacht beginnenden Stanley Cup Finale steht der Höhepunkt des Eishockeyjahres 2013 an und zum ersten Mal seit 1979, vor 35 Jahren bezwangen die Canadiens die Rangers in fünf Partien, stehen sich zwei Original Six Teams in diesem gegenüber. Die Chicago Blackhawks und die Boston Bruins werden den Stanley Cup Champion 2013 ermitteln. Beide Teams haben sich sehr souverän in ihren Conference Finale durchgesetzt. Die Blackhawks warfen mit 4-1 Siegen die Los Angeles Kings als Titelverteidiger aus dem Rennen um die begehrte Trophäe und Boston konnte sogar mit einem ‚Sweep‘ dem Starensemble aus Pittsburgh eine ganz bittere Niederlage zufügen. Sie haben damit bewiesen, dass Vorhersagen über den Ausgang einer Serie in den Playoffs so gut wie unmöglich sind. Es ist noch gar nicht so lange her, dass beide Teams das überwältigenden Gefühl den Cup in die Höhe hieven zu dürfen schon einmal erleben durften. Die Hawks gewannen 2010 und die Bruins gleich darauf im folgenden Jahr.

Der Champion von 2011 hat sich im Laufe der Playoffs stetig gesteigert. Es sei nur daran erinnert, dass er im Conference Viertelfinale gegen Toronto erst im siebten Spiel nach Verlängerung denkbar knapp mit 2-1 Toren in die nächste Runde eingezogen war. Vor allem die Defensivabteilung der Bruins wuchs von Spiel zu Spiel regelrecht über sich hinaus und das, obwohl aufgrund von Verletzungen in den ersten vier Partien gegen die Rangers gleich drei Rookies in der Verteidigung standen. Mit der Genesung, vor allem des deutschen Blueliners Dennis Seidenberg, wurden die Abwehrreihen der Schwarz-Gelben angeführt von ihrem Teamkapitän Zdeno Chara noch kompakter. Crosby&Co. wissen davon ein Lied zu singen. Insgesamt nur zwei Gegentore ließ Boston in den vier Partien gegen die namhaften Stürmer der Penguins zu. In den letzten neun Playoffauftritten kassierten sie nur einmal mehr als zwei Treffer. Dadurch, dass ihre Angreifer unwahrscheinlich gut nach hinten arbeiten und bereits in der neutralen Zone die Räume sehr eng machen, bleibt den Gegnern nur wenig Zeit ein konstruktives Angriffsspiel aufzuziehen. Nicht von ungefähr führen mit Nathan Horton, David Krejci und Milan Lucic gleich drei Bruins Stürmer die +/-Statistik der Liga an.

Diese taktische Ausrichtung erfordert aber auch unwahrscheinlich viel Kraft. Ein Sweep gegen das punktbeste Team der Eastern Conference ist kein Selbstläufer und es stellt sich auch die Frage, ob Boston wirklich noch über so viele physische Reserven verfügt, um auch gegen Chicago dieses Spielkonzept konsequent durchziehen zu können.

Stärker als von mir persönlich erwartet präsentierte sich Bostons finnischer Schlussmann Tuukka Rask. 134 Schüsse kamen im Conference Finale auf sein Tor und hiervon wurden sagenhafte 98,5 Prozent seine Beute. Nervenstark und mit teilweise spektakulären Saves konnte er sogar zweimal in den vier Partien seinen Kasten sauber halten. Mit dem Wissen um die Qualitäten ihres Tormanns und dass ihre Topstürmer nur wenige Torchancen benötigen gewinnt das Spiel der Bruins an Sicherheit. Von Rechtsaußen Horton (22,6%) und Center Krejci (21,4%), mit neun bzw. sieben Treffern ihre erfolgreichsten Torschützen, führte fast jeder vierte Schuss auch zu Zählbarem.

Für die Blackhawks gilt es dementsprechend besonders achtsam zu sein. Obwohl ihr letzter Gegner die Kings nicht über ein so starkes Offensivpotenzial wie die Bruins verfügen, mussten sie in den fünf Spielen gegen die Kalifornier elf Treffer wegstecken. In die Waagschale werfen können im Stanley Cup Finale die Hawks den Heimvorteil, den sie sich als punktbestes Team der regulären Saison erarbeitet haben und auch schon in den Serien zuvor zu nutzen wussten. Zehnmal traten sie in den drei Runden im heimischen United Center an und gewannen mit Ausnahme der zweiten Partie gegen den Erzrivalen Detroit alle.

Gerade rechtzeitig seinen Torinstinkt wiedergefunden hat Rechtsaußen Patrick Kane mit einem Dreier, darunter das Siegtor in der zweiten Verlängerung, in Spiel 5 gegen die Kings. Vier seiner bisher sechs Playofftreffer gelangen dem 24-Jährigen in den letzten zwei Partien. In dieser Verfassung dürfte er den Abwehrrecken der Bruins einiges abverlangen und nur schwer über 60 Minuten zu halten sein.

Insgesamt sind die Hawks neben Kane mit Patrick Sharp, Marian Hossa und dem in den Playoffs überragenden Bryan Bickell auf den Außenbahnen sehr gut besetzt, während es ihnen auf der Centerposition hinter ihrem besten Vorbereiter Jonathan Toews an Tiefe fehlt.

Aus der Defensive heraus konnte Duncan Keith mit bisher neun Vorlagen Akzente setzen und auch der Schwede Niklas Hjalmarsson überzeugte nicht nur durch Größe und Kraft sondern ihm gelang es bereits fünf Treffer mit vorzubereiten, zuletzt gleich zweimal beim 3-2 Auswärtserfolg in Spiel 4 im Western Conference Finale. Luft nach oben hat auf jeden Fall noch Chicagos erfahrener Verteidiger Brent Seabrook, dessen Form in den Playoffs einer Berg und Talfahrt gleicht. Für die Blackhawks wäre es extrem wichtig, dass er sich auf hohem Niveau stabilisiert.

Helfen würde es auch Chicagos Schlussmann Corey Crawford, der zwar mit einem Gegentrefferschnitt von 1,74 und einer Rettungsquote von 93,5 Prozent in der Playoffstatistik nur knapp hinter Rask liegt, in der Serie gegen die Kings aber nur noch auf eine Fangquote von 92,7 Prozent kam und durchschnittlich pro Spiel zwei Tore einstecken musste.

Auf jeden Fall müssen die Blackhawks ihr gesamtes Potenzial abrufen, sonst könnte es ihnen so ergehen wie 2011 den Vancouver Canucks, die damals als Presidents‘ Trophy Gewinner eben diesen Bruins nach sieben Spielen im Stanley Cup Finale unterlegen gewesen waren.

Mein Tipp: Bruins gewinnen den Stanley Cup mit 4-3 Siegen.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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