Kalifornische Sinfonie

Die Sinfonie zwischen San Jose und L.A. geht in den letzten Satz, in dem Niemi und Quick die Grundtonart angeben.

Eine Sinfonie ist ein aus mehreren Sätzen bestehendes komponiertes Werk und die Playoffserie zwischen den Los Angeles Kings und den San Jose Sharks geht, um bei dem gewählten Bild zu bleiben, in den letzten Satz. Kommende Dienstagnacht wird sich entscheiden, welche dieser beiden kalifornischen Mannschaften in das Western Conference Finale einziehen wird. Keine andere der vier Partien im Conference Halbfinale war so von den Torhütern bestimmt, wie diese an der Pazifikküste. In nur einem von den bisher sechs Aufeinandertreffen fielen insgesamt mehr als drei Treffer. Den größten Anteil daran hatten die zwei Schlussleute der Kontrahenten Jonathan Quick und Antti Niemi, zwei ganz Große ihres Faches und das nicht erst seit diesem Jahr.

Den größten Triumph und Traum eines jeden Eishockeyspielers, den Gewinn des Stanley Cups, konnten beide Goalies schon verwirklichen. Der Stern des 27-jährigen Quick ging in den Playoffs des vergangenen Jahres so richtig auf, als er den Kings zur überraschenden Meisterschaft verhalf und der zwei Jahre ältere Niemi konnte bereits 2010 mit den Chicago Blackhawks den Eishockeyolymp erklimmen. Der Ehrgeiz der zwei Ausnahmetorhüter war damit aber noch keineswegs erloschen. Das beweisen sie zur Zeit wieder im 2-Tage Rhythmus, indem sie die gegnerischen Stürmer schier zur Verzweiflung bringen. Fragen Sie einmal Patrick Marleau, der in Spiel 5 zweimal das Führungstor der Sharks auf dem Schläger hatte und von Quick gestoppt wurde oder Verteidiger Slava Voynov, der vergangene Nacht in der letzten Viertelstunde des torlosen Schlussdrittels gleich dreimal aus der Distanz an Niemi gescheitert war.

Nach jeder Partie ähnelt sich das Szenario, das von den Mitwirkenden geschildert wird. Gewannen die Kings, so wie Donnerstagnacht als ihr Schlussmann seinen dritten Playoff-Shutout in diesem Jahr einfahren konnte, dann war auch Quick der Mann des Abends.

„Er ist einfach nur Weltklasse,“

äußerte sich Kings Teamkpitän Dustin Brown fast schon euphorisch vor Tagen über seinen Torwart und hob dabei hervor, dass er vor allem von der Art und Weise, wie der US-amerikanische Torsteher sich auch abseits des Eises gibt, beeindruckt ist.

„Genauso wichtig wie seine Leistungen, die er abliefert, ist die Haltung die er gegenüber den Teamkollegen zeigt und welche die Mannschaft voran bringt. Quickie ist kein Torwart der andere für Niederlagen verantwortlich macht und seine eigene Performance hervorhebt. Wenn er wieder einmal großartig rettet, dann zelebriert er nicht diese Aktion, sondern bleibt kühl und gelassen. Das hat Auswirkungen auf unser gesamtes Team. Dieses Selbstvertrauen, das er immer wieder an den Tag legt, macht ihn zu einem ganz besonderen Torwart und unterscheidet ihn von vielen anderen.“

Seit der Saison 2009/10 ist Quick, der bereits im Jahr 2005 in der dritten Runde an Nummer 72 gedraftet wurde, die Nummer 1 mit der Nummer 32 auf dem Rücken bei den Kings. Seitdem haben die Südkalifornier viermal hintereinander die Playoffs erreicht und auch ihr Torwart wurde von Jahr zu Jahr besser. Dabei hat er, geht man rein nach dem Alter, für einen Torwart den Leistungszenit noch lange nicht erreicht. Aktuell liegt Quicks Rettungsquote mit 94,7 Prozent noch über den damals schon beeindruckenden 94,6 Prozent vom Vorjahr.

Im letztgenannten Punkt möchte Niemi seinem Gegenüber in Nichts nachstehen. Als er 2010 mit den Blackhawks, die ihn ein Jahr zuvor ungedraftet als Free Agent verpflichtet hatten, den Stanley Cup gewinnen konnte, kam er bei seinen 22 Einsätzen in den Playoffs auf eine Fangquote von 91,0 Prozent und nun bei den Sharks wurden bisher 93,2 Prozent aller Schüsse die auf deren Kasten kamen seine Beute.

Es kann schon ganz schön frustrierend sein, wenn man einem dieser beiden Schlussleute als Gegner gegenübersteht, andererseits spielt auch etwas Schadenfreude mit, wenn man sieht dass die gegnerischen Sturmreihen ebenfalls verzweifeln, so wie bei Logan Couture nach dem Spiel am Sonntag als er mit einem Schmunzeln auf den Lippen bekannte:

„Ich glaube nicht, dass ich gerne bei den anderen (bei Los Angeles) heute hätte stürmen mögen. Wir versuchen zwar alle wenige Torchancen zuzulassen, aber sollten die Kings doch einmal Möglichkeiten haben, dann ist er bereit und nur ganz schwer zu bezwingen.“

Auch Sharks Headcoach Todd McLellan schlug mit seiner Aussage nach der Partie in die gleiche Kerbe:

„Ich denke, dass Nemo heute wieder einmal ganz solide war. Er hatte einen beruhigenden Einfluss auf unser Spiel. Immer wenn uns Fehler unterlaufen sind, dann war er auch zur Stelle.“

Dieses innerkalifornische Conference Viertelfinale ist ein Paradebeispiel dafür wie wichtig es ist einen herausragenden und playofferfahrenen Torhüter im Kasten stehen zu haben. Erfolg und Misserfolg hängen häufig an einem seidenen Faden und der Schlussmann gibt die Grundtonart vor in einem gut abgestimmten Orchester, das eine Sinfonie mit dieser anspielt und mit der sie auch enden wird.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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