Showdown in Chicago

Die Rivalität zwischen den Wings und Hawks hat eine lange Tradition, die in Spiel 7 fortgesetzt wird.

86 Jahre, 6 Monate und 4 Tage ist es her, dass die Detroit Red Wings und die Chicago Blackhawks im damaligen Chicago Coliseum zum ersten Mal gegeneinander angetreten waren. Es gewannen die Gäste aus der Auto- und Eishockeystadt, die sich zu dieser Zeit noch Detroit Cougars nannten, mit 1-0 Toren. Ein Ergebnis mit dem die Red Wings übermorgen, beim 880. Aufeinandertreffen, wenn sie sich zum Showdown im diesjährigen Western Conference Halbfinale treffen, durchaus zufrieden wären.

Auch für einen neutralen Betrachter gibt es doch nichts Schöneres als ein alles entscheidendes siebtes Spiel in den Playoffs zwischen zwei Gegnern mit einer solchen traditionsreichen Rivalität, wie sie zwischen den Hawks und den Wings besteht. Bedanken wir uns also bei Michal Handzus, Bryan Bickell und Michael Frolik, die gestern Nacht mit ihren drei Treffern innerhalb von 8 Minuten und 52 Sekunden im Schlussdrittel in Spiel 6 die Partie gedreht und die Entscheidung zugunsten der Blackhawks herbeigeführt haben.

Die Rivalität beider Franchises resultiert einerseits daraus, dass die zwei Eishockeyhochburgen in Michigan und Illinois für nordamerikanische Verhältnisse nur knappe 450 km voneinander entfernt liegen, andererseits haben auch keine anderen NHL-Teams mehr Saisonspiele gegeneinander bestritten als diese zwei in ihrer langen Franchisegeschichte. Während die Red Wings in den regulären Saisonaufeinandertreffen mit 398 zu 316 Siegen bei 85 Unentschieden klar die Nase vorn haben, liegen die Blackhawks mit 39 zu 35 Erfolgen in 15 Playoffserien, von denen sie acht gewannen, knapp vor ihrem Rivalen.

Erst zweimal fiel die Entscheidung über das Weiterkommen in einem siebten Spiel. 1964 gewannen dieses die Red Wings und gleich im Jahr darauf konnten die Blackhawks Revanche für die Niederlage nehmen.

Hätte man vor Beginn der diesjährigen Playoffserie den Anhängern der Red Wings gesagt, dass ihr Team ein siebtes Spiel erzwingen kann, dann wären sie wohl froh darüber gewesen. Angesichts dessen, dass Detroit nach einer 3-1 Führung nach Siegen nun schon zwei Matchbälle vergeben hat, sieht die Sache jedoch schon anders aus. So kann man auch die Aussage von Detroits Headcoach Mike Babcock nach der 3-4 Heimniederlage eher ironisch verstehen, als er einem Reporter der Chicago Sun Times erzählte, dass er siebte Spiele liebe und dass nun die Chance bestehe die Blackhawks aus den Playoffs zu werfen.

Nicht nur der Heim- sondern auch der psychologische Vorteil liegt jetzt auf jeden Fall bei den Blackhawks. Sie hatten vergangene Nacht im Mittelabschnitt völlig den Faden verloren und hätten auch noch höher in Rückstand geraten können. Dass sie mit viel Selbstvertrauen und völlig verwandelt in den dritten Durchgang gekommen waren, das war, so wie es Linksaußen Bryan Bickell nach der Partie schilderte, das Verdienst von den routinierten Spielern wie Verteidiger Duncan Keith. Sie hatten solche Situationen alle schon einmal erlebt gehabt und in der Kabine das Wort übernommen und Ansprachen gehalten. Bereits nach 51 Sekunden im Schlussdrittel zeigten diese beim Ausgleichstreffer von Handzus ihre Wirkung.

Chicagos 36-jähriger Flügelstürmer mit 85 Spielen Playofferfahrung brachte es auf den Punkt:

„Darüber reden ist eine Sache, aber das Besprochene letztendlich auf dem Eis umzusetzen darauf kommt es an und das hat die Mannschaft gemacht. Sie hat Charakter bewiesen.“

Ergänzend muss man hier hinzufügen „und Nervenstärke“. Letztgenannte in Person von Michael Frolik, der bei einem, zugegeben vom Schiedsrichtergespann durch kleinliche Regelauslegung verhängten Penalty, Detroits Schlussmann Jimmy Howard zum letztendlichen Siegtor für die Blackhawks verladen hatte.

Die Red Wings können sich morgen im United Center auf einen heißen Ritt auch von Seiten der Zuschauer einstellen. Diese werden von der ersten Minute an ihre Hawks gegen den aus ihrer Sicht unbeliebtesten Gegner der Liga unterstützen. An Erfahrung mangelt es aber auch den Red Wings nicht und sollte ihnen eine frühe Führung in Chicagos Hexenkessel gelingen, dann können sie auch schnell den Wind aus den Segeln der Blackhawks-Fans und den Hausherren nehmen, diesen Schwung selbst mitnehmen und das Kommando übernehmen.

Letztendlich ist es aber so wie immer. Was auch bisher in der Vergangenheit geschah, einen Einfluss auf den morgigen Spielausgang wird es nicht haben. Alles beginnt bei null, wie schon 1926.
Auch ein Grund warum man dieses Spiel auf keinen Fall verpassen sollte!

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert