Das bewegte: Marleau, Redden, Lecavalier

Ein Rückblick auf Höhepunkte der letzten Woche. Marleau auf historischen Spuren und mehr.

Am 22. November 1917 wurde die National Hockey League gegründet, nur 27 Tage später fand der erste Spieltag statt. Aus dem damaligen Kader der Ottawa Senators dürfte den meisten NHL-Fans, wenn überhaupt, nur Torwartlegende Clint Benedict ein Begriff sein. Seit vergangenem Sonntag macht ein weiterer Name die Runde in den Gazetten, der von Cy Denneny. Dem im vorletzten Jahrhundert in Farran’s Point Ontario geborenen Stürmer gelangen in den ersten vier Partien zum Saisonauftakt jeweils zwei Treffer pro Spiel. Ein Kunststück, das bis zum letzten Samstag, keinem weiteren Spieler in den folgenden 95 Jahren seit Bestehen der NHL geglückt war. Ein Rekord für die Ewigkeit? Mitnichten, denn diesen machte dem vor über 42 Jahren Verstorbenen einer streitig: Patrick Marleau von den San Jose Sharks!

Die Sharks präsentieren sich in einer brillanten Frühform. Sie konnten alle bisherigen fünf Saisonauftritte gewinnen, vor allem auch dank ihres Assistenzkapitäns Patrick Marleau. In der Partie gegen die Colorado Avalanche traf Marleau zum Ende des ersten Spielabschnitts jeweils aus einem Powerplay heraus binnen 88 Sekunden erneut doppelt, brachte die Kalifornier auf die Siegerstraße und stellte damit die Bestmarke von Denneny ein – Chapeaut Monsieur Marleau!

Sturmkollege und Teamkapitän Joe Thornton zeigte sich begeistert von der Torgefährlichkeit seines langjährigen Teamgefährten:

„Dieser Kerl ist einfach unglaublich, er ist in einer Topform und er schießt einfach gerne Tore. Patrick steht immer an der richtigen Stelle. Es ist großartig solch einen Spieler in der Mannschaft zu haben.“

Doch nicht nur für den 33-jährigen Flügelstürmer Marleau war es ein besonderer Nachmittag, nein auch dem deutschen Schlussmann Thomas Greiss dürfte er für ewig in Erinnerung bleiben. Den gleichen Stellenwert, den für einen Feldspieler das erste NHL-Tor hat, nimmt für einen Torwart das erste ‚Zu-Null-Spiel‘ ein. Der 26 Jahre alte Allgäuer bekam am Samstag erstmals in dieser Saison den Vorzug gegenüber Antti Niemi und rechtfertigte das in ihn gesetzte Vertrauen mit 24 Rettungstaten bei seinem ersten NHL-Shutout.

Neben den Sharks und den Chicago Blackhawks waren die St. Louis Blues das sportliche Maß aller Dinge in der Western Conference. Sie boten auch dem Abwehrrecken Wade Redden seine zweite Chance in der NHL wieder Fuß zu fassen. Der 35-Jährige bestritt am vergangenen Donnerstag seine erste NHL-Partie seit dem 11. April 2010. Damals stand er noch im Kader der New York Rangers. Die letzten zwei Spielzeiten versuchte der in die AHL abgeschobene, erfahrene Blueliner, der in den Jahren 2003/04 und 2005/06 seinen Leistungszenit erreicht hatte, bei den Connecticut Whalers wieder zu alter Form zu finden. Gleich bei seinem zweiten Auftritt am Samstag gegen die Dallas Stars bedankte sich der Kanadier bei den Blues mit seinem ersten NHL-Treffer seit annähernd drei Jahren, genau seit dem 18. März 2010. Es hat den Anschein, dass Redden wieder richtig Spaß am Tore schießen gefunden hat. Gleich einen Tag später, beim Overtimeerfolg seiner Blues gegen Minnesota, war er erneut im Abschluss erfolgreich. Er hämmerte mit einem Onetimer aus Höhe des linken Bullykreises die Scheibe zur 1-0 Führung unhaltbar ins Netz. Die Blues haben von sechs Partien nur eine verloren und legen damit ihren besten Saisonstart seit der Spielzeit 1997/98 hin, auch ein Verdienst von Redden.

Gerade dabei den besten Saisonstart, in ihrer wahrlich langen Franchisegeschichte als Original Six Team, abzuliefern sind die Chicago Blackhawks. Sie blieben in ihren bisherigen sechs Auftritten punktverlustfrei. Maßgeblichen Anteil an dieser Franchisebestmarke hatte Patrick Kane, der es in vier der sechs Partien auf zwei oder mehr Scorerpunkte pro Spiel gebracht hatte. Ein weiterer Schlüssel zum Erfolg der Blackhawks sind, neben dem auf hohem Niveau ausgeglichenem Kader, ihre Special-Teams. In fünf ihrer sechs Auftritte trafen die Blackhawks jeweils bei Überzahl und über 95% ihrer Unterzahlsituationen überstanden sie ohne Gegentor.

Auf der Suche nach einer ebensolchen mannschaftlichen Geschlossenheit sind noch die Philadelphia Flyers, die zurzeit die rote Laterne als Tabellenschlusslicht in der Atlantic Division inne haben. Zumindest persönliche Erfolgserlebnisse konnten die beiden Flyer Matt Read und Rookie Tye McGinn für sich verbuchen. Hoch erhobenen Hauptes durften sie nach dem 7-1 Schützenfest gegen die Florida Panthers das Eis des BB&T Centers verlassen. Read, der im Vorjahr ungedraftet bei den Flyers seine erste NHL-Saison bestritten hatte, konnte in Sunrise, mit jeweils einem Tor pro Drittel, seinen ersten NHL-Hattrick feiern und Neuling McGinn gelang bei seinem erst dritten Einsatz in der Liga der erste NHL-Treffer. Sie setzten Zeichen, die die Flyers hoffen lassen, dass es in dieser Saison doch noch besser werden kann und das obwohl sie nur 24 Stunden nach dem Galaauftritt mit 1-5 Treffern bei den Tampa Bay Lightning einen herben Rückschlag erlitten.

Apropos Tampa Bay Lightning. Sie führen die Southeast Division, doch etwas überraschend, als Tabellenerster an. Bei ihrer einzigen Saisonniederlage gegen die New York Islanders feierte Teamkapitän Vincent Lecavalier ein ganz besonderes Jubiläum. Der 32-jährige Center bestritt seine 1000. NHL-Partie.

Seit 1998, seinem Debutjahr in der Liga, schnürt Lecavalier die Schlittschuhe für die Franchise aus dem Südosten, mit der er 2004 sogar den Stanley Cup gewinnen konnte. Lecavalier befindet sich mit dem Millenniumspiel in einem ganz illustren Kreis. Vor ihm war es in der Geschichte der NHL nur Gilbert Perreault, Denis Potvin, Mike Modano und Chris Phillips gelungen, eintausend Mal für jenes Team aufzulaufen, das sie auch an Nummer 1 beim Draft gezogen hatte.

Bei Lecavaliers Jubiläumspartie, jenem 4-3 Heimerfolg der Islanders, erzielte der Villacher Michael Grabner für die Hausherren sein erstes Saisontor. Mittlerweile hat er schon drei Treffer auf seinem Punktekonto verbuchen können und es ist angesichts dessen, in welcher ausgezeichneten physischen Verfassung er sich in den vergangenen Spielen präsentiert hatte, davon auszugehen, dass noch viele folgen werden.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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