Toronto: Auf der Suche nach dem Erfolg

2004 war für die NHL ein besonderes Jahr, wenn auch im negativem Sinn, denn viele erinnern sich noch mit Schrecken daran, dass anschließend die komplette Saison 2004-05 ins Wasser fiel, weil sich Liga und Spielergewerkschaft nicht auf ein neues Abkommen (CBA) einigen konnten. Derzeit wird zwischen den Parteien wieder um einen neuen Vertrag gerungen und gerade eine Mannschaft verbindet mit dem auslaufenden CBA keine guten Erfahrungen: Die Toronto Maple Leafs konnten in den sieben Jahren Laufzeit kein einziges Mal die Playoffs erreichen. Ein Schicksal, das keine der restlichen NHL-Mannschaften teilt, denn alle anderen 29 konnten sich während dieser Zeit mindestens einmal für die Meisterschaftsrunde qualifizieren.

Die Entwicklung im Eishockey in der ostkanadischen Stadt ist umso verwunderlicher, verfügt die Franchise doch über hervorragende wirtschaftliche Voraussetzungen. Die mit 2,6 Millionen Einwohnern größte Stadt Kanadas gilt als Finanz- und Wirtschaftshauptstadt des Landes. Die größten Finanzunternehmen, sowie die Luxushotelketten Fairmont und Four Seasons, der Telekommunikationsanbieter Rogers und das Handelunternehmen Hudson’s Bay haben hier ihren Hauptsitz.

Trotz aller Misserfolge kommen die Zuschauer in Scharen und die Eintrittskarten für das Air Canada Centre bei Heimspielen der Maple Leafs sind heiß begehrt. Während andere Franchises bei Misserfolgen mit nachlassendem Interesse zu kämpfen haben, ist in Toronto fehlender Erfolg nur daran zu merken, dass die Schwarzmarktpreise für die Eintrittskarten in den letzten Jahren gesunken sind. Bislang waren die Fans also geduldig, obwohl sie viele Demütigungen ihrer einst glorreichen Mannschaft ertragen mussten. Die Frage stellt sich natürlich wie lange das noch der Fall sein wird.

Nicht wenige hatten deswegen damit gerechnet, dass das Leafs Management um Manager Brian Burke endlich Konsequenzen aus der Talfahrt ziehen würde und den Markt im Sommer nach neuen Verstärkungen sondieren würde. Einzig der Wechsel von Verteidiger Luke Schenn, der im Austausch für Stürmer James van Riemsdyk nach Philadelphia geschickt wurde, sorgte für Aufsehen. Eine Maßnahme über deren Sinn sich die Analysten noch heute streiten. Schließlich war gerade die Offensive mit den erzielten Toren immerhin der zehntbeste Sturm der NHL, während die Verteidigung dringend Verstärkung benötigt und keine Schwächung erfahren sollte, denn im Gegenzug wurden die zweitmeisten Tore kassiert.

Zur Stabilisierung dergleichen haben die Maple Leafs ihre Fühler nach Torhüter Roberto Luongo ausgestreckt, der die Vancouver Canucks verlassen soll, aber mit einem üppigen Vertrag bis zum Jahre 2022 ausgestattet ist. Burke pokert noch, denn die Westkanadier wollen selbstverständlich eine Kompensation in Form von guten Spielern haben. „Wenn wir uns auf der Torhüterposition verbessern können und das für einen vertretbaren Preis, dann tun wir es“, betonte der General Manager kürzlich gegenüber Reportern. „Aber wir sind darauf ausgerichtet mit James Reimer und Ben Scrivens zu starten. Ich glaube an Reimer. Er ist jung und athletisch. Wenn wir so starten müssen, dann tun wir es.“

Neben van Riemsdyk wurde nur noch Center Jay McClement von den Colorado Avalanche als erwähnenswerte Verpflichtung geholt. Er kann eine Bilanz von zehn Treffern in der letzten Spielzeit vorweisen, aber mehr wie zwölf hat der 29-jährige Stürmer in einer Saison noch nicht erzielt. Er soll wohl Colby Armstrong ersetzen, der sich genauso wie Joey Crabb anderen Mannschaften anschloss. Torhüter Jonas Gustavsson, der einst als große Hoffnung für bessere Zeiten angesehen wurde und sich das Tor zuletzt mit Reimer teilte, verließ Kanada gen Detroit.

Trainer Randy Carlyle, der den Job nach dem katastrophalen Monat Februar vom glücklosen Ron Wilson übernahm, dürfte sich mit dem ihm bisher gebotenen Personal schwer tun, die Negativserie zu beenden. Die momentane Situation bietet natürlich Chancen für Nachwuchsleute zu denen der deutsche Verteidiger Korbinian Holzer gehört, der einen Vertrag für das Profiteam unterschrieben hat und seine Chance beim Schopf packen möchte, endlich nach zwei Jahren AHL bei den Marlies in der NHL Fuß zu fassen.

Immerhin machte der Senior Vice President und Director of Hockey Operations David Nonis den Fans Hoffnung, als er angesprochen auf die geringe Aktivität der Maple Leafs am Transfermarkt zu Protokoll gab: „Es können noch viele Dinge bis zum Start der Saison passieren.“

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de.

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