Für Vanek schließt sich der Kreis

Noch kein Treffer und erst ein Assist stehen bei Thomas Vanek nach vier Spielen für die Minnesota Wild zu Buche. Doch das Strahlen in seinem Gesicht, das er bei seiner Vorstellung am 1. Juli 2014 in Twin Cities kurz nach seiner Vertragsunterschrift hatte, ist nicht gewichen. Wieso auch? Vanek ist nach über acht Jahren Buffalo Sabres und den weiteren kurzen Stationen New York Islanders und Montreal Canadiens in der vergangenen Saison zurückgekehrt in seine zweite Heimat.

Sein Haus in der Nähe von Stillwater, das bisher stets die Sommerresidenz der mittlerweile fünfköpfigen Familie war, liegt nur 20 Minuten Fahrzeit von der neuen Arbeitsstätte entfernt und ist somit jetzt wieder der ganzjährige Sitz. Für den heute 30-jährigen Vanek, der bereits mit 14 Jahren ohne seine Eltern von Österreich nach Kanada ging, wurde Minnesota zu einem Lieblingsort, als er von 2002 bis 2004 für die Universität von Minnesota in der Juniorenliga spielte und 2003 mit ihnen den nationalen Titel gewann. Seine Frau Ashley, die aus Stillwater stammt, lernte er zu dieser Zeit kennen.

„Es ist schön für uns, dass wir jetzt das ganze Jahr über hier wohnen können“, sagt Vanek.

„Aber es ist genauso verrückt, weil wir für so viele Jahre nach Buffalo gegangen sind. Wir haben unsere Zeit dort auch sehr genossen und viele Freunde gewonnen, die wir jetzt vermissen.“

Am wichtigsten dürfte aber die erneute Zusammenführung der Familie sein, nachdem Vanek am 27. Oktober 2013 zu den Islanders transferiert wurde und seine Frau und die drei Söhne Blake, sowie die Zwillinge Kade und Luka, in Buffalo zurückließ. „Mein ältester ist in der Schule, also blieb die Familie in Buffalo, weil ich ihn nicht aus der Schule nehmen wollte“, erzählt Vanek in einem Interview auf der Website der Wild. „So sind sie mich nur ab und zu besuchen gekommen.“ Eine harte Zeit, wie er betont, aber wohl die richtige Entscheidung angesichts des auslaufenden Vertrages und der Unsicherheit der Zukunft.

Die berechtigte „Angst“ bewahrheitete sich, als Vanek Anfang März zu den Montreal Canadiens weiterziehen musste. Er konnte sich mit den Islanders auf keinen Vertrag über den Sommer 2014 hinaus einigen, wodurch diese gezwungen waren, ihn abzugeben, um wenigstens noch ein paar Draft Picks für ihn als Kompensation zu erhalten.

Nun ist erst einmal wieder Sicherheit und Kontinuität in das Haus Vanek eingekehrt. Mit seiner Unterschrift unter einen Drei-Jahres-Vertrag in Minnesota schloss sich für den gebürtigen Wiener, der in Graz aufwuchs, bereits früh der Kreis.

Den Vorschusslorbeeren, die ihm entgegengebracht wurden und die er mit beeindruckenden Zahlen hinterlegt, muss er gerecht werden. Keine einfache Sache. Seit seinem NHL Debüt 2005-06 hat er in der Liga die achtmeisten Tore erzielt. Mit 113 Überzahltoren liegt er in dieser Zeitspanne sogar auf Platz 3. Im Gegenzug waren die Wild vergangene Saison bei den erzielten Toren nur 24. und mit nur 17,9 Prozent Ausbeute 17. beim Powerplay.

Eindeutig, in welche Richtung die Erwartungen der Trainer, des Managements und der Fans beim Namen Vanek gehen. „Für unsere Mannschaft ist er ein wirklich guter Spieler“, betont Verteidiger Keith Ballard. „Er schießt Tore. Ich glaube jeder wäre glücklich ihn zu haben. Er ist gut vor dem Tor und er ist gut mit dem Puck. Er wird eine gute Ergänzung sein.“

Gut genug, um den Stanley Cup mitzuspielen, nachdem in 2012 bereits mit Verteidiger Ryan Suter und Stürmer Zach Parise zwei Hochkaräter geholt wurden? „Wenn man Spieler wie Zach und Ryan verpflichtet, dann ist das ein Signal an die gesamte Liga, nicht nur wegen mir. Das sind zwei gute Jungs, um eine Mannschaft darum aufzubauen“, schwärmt Vanek. „Dann ergänzt du diese noch mit Mikko (Koivu) und Pommer (Jason Pominville) und so weiter. Jetzt schaust du dir die L.A. Kings an und der Grund warum sie erfolgreich sind ist, dass sie Tiefe im Kader haben.“

Vanek hat also großes vor in seiner zweiten Heimat Minnesota. Nach der nationalen Meisterschaft mit den Golden Gophers der Universität von Minnesota 2003 im Junioren-Eishockey, die in USA nicht so unbedeutend ist, wie es klingt oder in Europa weitgehend angenommen wird, strebt er mit den Wild den ganz großen Pokal an.

Der Saisonstart mit zwei Zu-Null-Siegen gegen die Colorado Avalanche war vielversprechend, doch es folgten zwei knappe 1-2 Niederlagen gegen die Anaheim Duck und die Los Angeles Kings. Mit jeweils nur einem Treffer aus den beiden Spielen war das alte Problem keine Tore zu schießen plötzlich wieder präsent. Vanek konnte sich wie anfangs erwähnt ebenfalls noch nicht auf die Torschützenliste platzieren.

Eine Eingewöhnungszeit wird ihm sicher zugestanden. Doch von Spieltag zu Spieltag wächst der Druck. Sein bisheriger Schnitt in über 40 Prozent seiner absolvierten Partien getroffen zu haben, wiegt heftig. Eine Tatsache mit der Vanek sicher umgehen kann. Seine positive Grundstimmung wird sich dann sicher schon bald in Tore ummünzen.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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