Das bleibt von Olympia in Erinnerung

Die Spiele von Sotschi sind vorüber. Das Eishockeyturnier bleibt als ein Höhepunkt in Erinnerung.

Der Goldmedaillengewinner

Die Olympischen Winterspiele 2014 von Sotschi sind Geschichte. Zwölf Tage lang durften wir ein Eishockeyturnier mit Höhen und Tiefen, je nachdem aus wessen Sicht man es betrachtet, erleben. Am Ende kristallisierte sich mit den Kanadiern ein würdiger Goldmedaillengewinner heraus.

Es war schon sehr beeindruckend wie die Nordamerikaner im Finalspiel gegen die bis dahin in diesem Turnier nicht nur ungeschlagenen, sondern punktverlustfreien Schweden, das Spiel kontrollierten. Die Mannschaft mit dem Ahornblatt auf der Brust ist ein würdiger Goldmedaillengewinner! Die Kanadier waren in der Lage sich in den entscheidenden Momenten zu steigern oder, so wird einem zumindest im Nachhinein der Eindruck vermittelt, sie wussten zu jeder Zeit im Laufe des Turniers ganz genau, wieviel sie zu investieren haben, um ihrem jeweiligen Gegner das Nachsehen zu geben.

Selten hat man ein Eishockeyteam taktisch so gut eingestellt gesehen, wie in diesem Jahr die kanadische Auswahl. Beispielhaft war das Defensivverhalten der gesamten Mannschaft. Angefangen bei ihrem Torhüter Carey Price, der fast 165 Minuten lang ohne Gegentreffer geblieben ist, über die nahezu perfekt abgestimmte Abwehr. Die Blues-Connection, Alex Pietrangelo und Jay Bouwmeester, räumte auf, wenn es vor dem eigenen Kasten etwas zum Aufräumen gab und ins Spiel nach vorne schalteten sich von ihren Bluelinern Drew Doughty und Shea Weber mit ein.

Selbst als im Laufe des Turniers in ihrem Heimatland Kritik an ihre erste Sturmformation mangels Torausbeute laut geworden war, blieb Headcoach Mike Babcock ruhig und seiner Linie treu. Zurückgezahlt haben dies ihm Chris Kunitz und Sidney Crosby mit zwei Treffern im Finale gegen, angesichts des Tempos, das die Ahornblätter eingeschlagen hatten, sichtlich überforderte Schweden. Mit dem gestrigen Sieg von Team Canada konnte zum ersten Mal seit 1988 ein Olympiasieger seinen Titel verteidigen.

Der lettische Torwart

Kristers Gudlevskis, dieser Name dürften wohl nur den eingefleischtesten Eishockey- und NHL-Fans vor dem olympischen Turnier etwas gesagt haben. Der 21-jährige Schlussmann der Letten absolvierte im Viertelfinale gegen den späteren Olympiasieger das Spiel seines Lebens. Sein Kasten wurde 60 Minuten lang von den Kanadiern unter Dauerbeschuss genommen. Bis sieben Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit hielt er für sein Team ein 1-1 Unentschieden, doch dann fand doch noch einmal die schwarze Hartgummischeibe den Weg an ihm vorbei ins Netz und die Letten waren aus dem Turnier. Gudlevskis, der im vergangenen Jahr von den Tampa Bay Lightning in der fünften Runde gedraftet wurde, hatte es in dieser Partie auf insgesamt 55(!) Rettungstaten gebracht und fing sich damit ein Sonderlob von seinem Gegenüber Price ein: „Das war eine der besten Torwartvorstellungen, die ich seit langem gesehen habe.“

Die Schweizer

Das, was den Kanadiern im Schlussspurt gegen Lettland doch noch geglückt ist, nämlich deren Defensivbollwerk zu knacken, das blieb der Schweizer Nati verwehrt. Sie hatten bis zum Viertelfinal-Qualifikationsspiel ein tolles Turnier gespielt, waren hinter den Schweden, denen sie sich in der Vorrunde erst kurz vor Schluss mit 0-1 geschlagen geben mussten, sogar Tabellenzweiter der Gruppe C vor Tschechien geworden. Dann kam das böse Erwachen ausgerechnet gegen Lettland und deren eigentlichen Nummer 1 Edgars Masalskis, der ihnen schon beim knappen 1-0 Sieg im ersten Turnierspiel viel Mühe bereitet hatte. Auch beim zweiten Aufeinandertreffen konnten sie ihn trotz 33 Torschüssen nur einmal bezwingen. Diesmal war das zu wenig. Lettland gewann mit 3-1 und die Schweizer mussten vorzeitig, ohne das Minimalziel Viertelfinale erreicht zu haben, die Heimreise antreten.

Das tollste Spiel

Es sollte ein ganzes Land feiern, es war eine nationale Angelegenheit, der Olympiasieg für die russische Auswahl bei den Winterspielen im eigenen Land. Im Viertelfinale war aber Schluss für die Sbornaja. Sie hatten gegen Finnland, den späteren Bronzemedaillengewinner, mit 1-3 verloren und mussten danach harsche Kritik einstecken. Was aber von ihnen dem neutralen Zuschauer in Erinnerung bleibt, das ist das meines Erachtens faszinierendste Spiel dieses olympischen Eishockeyturniers. Bereits in der Vorrunde traf die Sbornaja auf Team USA und die Kontrahenten lieferten sich einen Schlagabtausch auf höchstem Niveau mit Spannung bis zum Ertönen der Schlusssirene und sogar noch weiter. Nach 60 Minuten stand es 2-2 Remis, wechselnde Führung inklusive, die Verlängerung hatte keine Entscheidung gebracht und so musste diese im Penaltyschießen fallen. Insgesamt 16 Mal hieß es Mann gegen Mann ehe T.J. Oshie zum vierten Mal für die US-Amerikaner traf. Er war sechsmal gegen den russischen Torwart Sergei Bobrovski angetreten und schrieb nicht nur wegen seiner Nervenstärke Olympiageschichte.

Die besten Spieler

Wie bei solchen Großveranstaltungen üblich wurden nach dem Finalspiel noch die besten Spieler des Turniers gekürt. Den Award als bester Torwart bekam Kanadas Schlussmann Carey Price. In den fünf Partien, die er für sein Team auf dem Eis stand, kassierte er nur drei Gegentore bei einer Rettungsquote von 97,2 Prozent.

Schwedens Ausnahmeverteidiger Erik Karlsson konnte sich neben dem Gewinn der Silbermedaille mit der Auszeichnung ‚Bester Verteidiger‘ trösten. Vier Tore und vier Assists konnte er in sechs Spielen für sich und sein Team verbuchen. Auf ebenfalls acht Scorerpunkte (5 Treffer, 3 Vorlagen) hatte es der beste Stürmer, der US-Amerikaner Phil Kessel, gebracht.

Im Showbusiness würde man von einer Auszeichnung für das Lebenswerk sprechen. Für den finnischen NHL-Star Teemu Selanne waren es die sechsten olympischen Spiele an denen er teilgenommen hat. Der 43-jährige Stürmer von den Anaheim Ducks wurde von den Medienvertretern als wertvollster Spieler des Turniers gewählt. Mit seinen vier Toren, zwei davon im Spiel um Bronze gegen die USA, sowie zwei Assists hat er sich diesen Titel auch sportlich redlich verdient.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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