Der erste Schritt

Nachwuchstalente aus Deutschland und der Schweiz im Ranking des CSS.

Zum Abschluss des Eishockeyjahres 2012/13 findet am 30. Juni im Prudential Center von Newark, der Spielstätte der New Jersey Devils, der NHL Entry Draft 2013 statt, bei dem die 30 Franchisenehmer der NHL ihre sportlichen Weichen für die Zukunft stellen möchten. Dabei können sie sich die Rechte an Nachwuchsspielern die zwischen dem 1. Januar 1993 und dem 14. September 1995 geboren sind sichern. Ebenso dürfen Spieler die bereits 2011 gezogen, aber keinen Einstiegsvertrag bei einem NHL-Team erhalten haben sowie nicht-nordamerikanische Spieler, die bereits das 20. Lebensjahr überschritten haben, ausgewählt werden.

Als unverbindliche Grundlage der Entscheidung zählt hierbei das Ranking des Central Scouting Services (CSS) der zu diesem Zweck getrennte Listen für Feldspieler und Torhüter, die in Nordamerika und in Europa spielen, bereitstellt. Aufgeführt sind in den vier Listen insgesamt 385 Eishockeytalente, die darauf hoffen, am kommenden Sonntag in einer der sieben Draftrunden zu den Ausgewählten zu zählen und damit einen weiteren Schritt in Richtung einer bevorstehenden großen Eishockeykarriere machen können.

Auf Platz 1 der Draftkandidaten aus Nordamerika steht Verteidiger Seth Jones von den Portland Winterhawks aus der WHL. Der in Texas geborene US-Amerikaner beeindruckt durch seinen für einen 18-Jährigen unglaublich athletischen Körperbau und einer ungemeinen Agilität auf dem Eis trotz seiner Körpergröße von über 1,90. In 61 Saisonspielen hatte es der Blueliner auf 14 Treffer und 42 Vorlagen gebracht. Die Begehrlichkeiten der Teams sich seine Dienste für die Zukunft sichern zu können dürften sehr groß sein.

Doch wie stehen in diesem Jahr die Chancen der mitteleuropäischen Nachwuchsspieler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gezogen zu werden, nachdem im Vorjahr mit Christoph Bertschy (158.), Tanner Richard (71.) zwei Schweizer, aber kein Deutscher und kein Österreicher gedraftet wurden?

Die hervorragende Nachwuchsarbeit der Eidgenossen im Eishockey hat in Mirco Mueller wieder einmal ein riesengroßes Talent hervorgebracht, das sich zukünftig in die Phalanx der NHL-Verteidiger aus der Alpenrepublik einreihen kann. Der 18-Jährige beeindruckte die Scouts mit seinen Leistungen bei den Everett Silvertips in der WHL ebenso wie bei seinen Einsätzen im Schweizer Nationalteam bei den U18 und U21 Eishockeyweltmeisterschaften. Auf Platz 9 unter den nordamerikanischen Spielern gelistet ist Müller sogar ein heißer Kandidat darauf gleich in der ersten Runde gezogen zu werden. Als letztem Schweizer Blueliner wurde dieses Glück vor fünf Jahren Luca Sbisa (19.) zuteil als ihn damals die Philadelphia Flyers an 19. Stelle gezogen hatten.

Die Talentsucher der NHL beschreiben Müller als ausgezeichneten 2-Wege Verteidiger mit gutem Stellungsspiel und einem Gespür für die jeweilige Situation. In den 63 Partien mit den Silvertips kam der gebürtige Winterthurer auf 31 Scorerpunkte (6 Tore, 25 Assists) und war damit zweitbester Verteidiger in der WHL. Er war mit seinen 57 Strafminuten salopp ausgedrückt auch kein Kind von Traurigkeit. Erst kürzlich erklärte Müller in einem Interview, dass es für ihn die richtige Entscheidung war vor einem Jahr den Sprung nach Nordamerika zu wagen und begründete es damit, dass es in der CHL einen ähnlich kompakten Spielplan wie in der NHL gibt. „Wir haben hier viele Spiele, viel Druck und man kann auch sehr erfolgreich sein. Es gibt viele gute Spieler und tolle Mannschaften. Für mich ähnelt die CHL einer Profiliga. Ich mag das und das kommt mir sehr entgegen.“

Erste Profierfahrung hatte er schon vor einem Jahr in der Saison 2011/12 gesammelt als er sieben Mal für die Kloten Flyers in der Schweizer NLA antreten durfte.

Ein besonderes Lob bekam Müller auch von Dan Marr, dem NHL Director of Central Scouting: „Wir alle haben ihn beobachtet und waren von seiner Spielweise sehr beeindruckt. Es gab keine Situation in der er den Überblick verloren oder nicht weitergespielt hatte. Er ist unglaublich schnell, kann ein Spiel lesen und sofort darauf reagieren.“

Das klingt ganz danach, als könnten wir uns in absehbarer Zeit auf ein weiteres Defensivtalent aus der Schweiz in der stärksten Eishockeyliga der Welt freuen.

Müller ist auch der einzige Mitteleuropäer, der in der Nordamerikaliste des CSS aufgeführt ist.

Im Europa-Ranking am höchsten gesetzt ist Center Fabio Hogger (27.), gefolgt von Flügelstürmer Fabrice Herzog (59.) und Luca Hischier (61.). Alle Drei stürmen noch wie Linksaußen Luca Fazzini in der Schweizer Juniorenliga. Die einzigen gelisteten Schweizer, die zuletzt bei den Senioren eingesetzt waren, sind Eliot Antonietti, Verteidiger in Genf, Jason Fuchs (85.) sowie Schlussmann Melvin Nyffeler (7.) von den Zweitligisten Chaux-De-Fonds und GCK Zürich.

Die Erfahrung aus der Vergangenheit hat gezeigt, dass es für Mitteleuropäer, die bisher ausschließlich bei den Junioren in Europa Erfolge feiern durften, sehr schwer ist auf Anhieb gedraftet zu werden.

Der am höchsten platzierte Deutsche ist der Kaufbeurer Stürmer und U-18 Nationalspieler Markus Eisenschmid (57.). Er ist auch der einzige gelistete deutsche Nachwuchsspieler, der nicht wie Erik Gollenbeck (104.), Tim Bender (108.), Lennart Palausch (110.) bei den Nachwuchsvorzeigeclubs der DNL in Mannheim, wie Kevin Orendorz (109.), Patrick Klopper (126.) und Dennis Shevyrin (129.) in Krefeld oder wie Sven Ziegler (106.) bei den Eisbären Berlin aktiv ist.

Man kann also davon ausgehen, dass für die acht Deutschen dieser NHL Draft noch zu früh kommt. Sollte es in diesem Jahr nicht klappen gedraftet zu werden, so ist für sie der NHL-Zug aber keineswegs schon abgefahren.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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