Seidenberg: Anerkennung nur in USA?

Dennis Seidenberg ist ohne Zweifel das internationale Aushängeschild des deutschen Eishockeys. Der Verteidiger der Boston Bruins gewann 2011 als zweiter Deutscher nach Uwe Krupp 1996 den Stanley Cup und steht nur zwei Jahre später wieder im Endspiel um die begehrte Trophäe des Eishockeysports.

Der gebürtige Schwenninger hat mittlerweile seine Heimat in den USA gefunden und nur während dem Lockout im vergangenen Oktober zum ersten Mal seit mehreren Jahren nach Deutschland zurückgekehrt ist, um bei seinem alten Team den Adlern Mannheim mit seinem jüngeren Bruder Yannic zu spielen. „Meine Frau und ihre Familie sind von hier, meine Kinder sind hier geboren und meine Familie aus Deutschland besucht mich im Sommer lieber, von daher zieht mich wenig nach Deutschland zurück“, sagte Seidenberg vor ein paar Jahren in einem Interview mit Eishockey.com. Das war auch der Grund, warum er 2011 im Sommer nicht mit dem Stanley Cup nach Deutschland zu seinen Wurzeln kam, sondern lieber seinen Tag mit dem Pokal in Atlantic City, New Jersey, verbrachte.

Seidenberg, der sich in der NHL bei mehreren Teams lange beweisen musste, ehe er in Boston den ganzen großen Sprung machte, bekommt in diesen Tage große Anerkennung von allen Seiten. In der Kabine ist er ein gefragter Interviewpartner, sein Name wird häufig genannt und er bekommt von Trainer Claude Julien das Vertrauen neben Kapitän Zdeno Chara die meiste Eiszeit zu absolvieren. Seine Teamkollegen loben nur den 31-jährigen Defensivspezialisten in höchsten Tönen und verdeutlichen, wie wichtig er für das Team sei. „Das ist natürlich ein gutes Gefühl, wenn sich alle so über einen äußern und es ist der Lohn für die harte Arbeit“, äußerte Seidenberg sich heute am Morgen vor Spiel 5 in Chicago.

Ein Wehrmutstropfen ist jedoch, dass die Berichterstattung über seine Finalteilnahme nur eine Randnotiz in den deutschen Medien ist. Gerade drei akkreditierte Medienvertreter aus Deutschland sind beim Cupfinale vertreten, zwei davon repräsentieren alleine unser Magazin Eishockey.com und damit auch NHL.com/de. „Es gab verschiedene Interviewanfragen, aber mittlerweile ist es anscheinend für die Deutschen wichtiger, wann der Guardiola endlich in München anfängt“, zeigt sich Seidenberg verständlicherweise etwas enttäuscht von den Reaktionen aus seiner Heimat.

Vor zwei Jahren, als er gegen die Vancouver Canucks mit Christian Ehrhoff im Finale stand, war immerhin ein Kamerateam der ARD bei einigen Spielen zugegen. Trotzdem war auch da, bedingt durch die gleichzeitige Finalteilnahme von Dirk Nowitzki in der NBA, das Geschehen in der NHL eher zweitrangig. Nicht ganz nachvollziehbar, denn wie Nowitzki waren auch Seidenberg und Ehrhoff nicht irgendwelche Mitläufer, sondern Stammkräfte ihrer Mannschaften und Eishockey von der Popularität in den Stadien Basketball in Nichts nachsteht.

Es ist auf jeden Fall schade, dass Dennis Seidenberg für seine gezeigten Leistungen nicht mehr Aufmerksamkeit in Deutschland bekommt. Verdient hätte er es alle Mal.

Ein Gedanke zu „Seidenberg: Anerkennung nur in USA?

  1. Ich denke auch, dass er der „meistunterschätzte“ Spieler in den deutschsprachigen Medien ist.
    Für mich nicht nachvollziehbar…..
    Im Vergleich lesen wir praktisch täglich etwas von unseren NHL Spielern. Ich denke wäre Dennies Schweizer, hätte er wesentlich mehr Medienpräsenz. Zumindest in der Schweiz….
    Schade eigentlich. Denn von allen Spieler die ich kennenlernen durfte, ist Seidenberg mein Favorit in jeder Hinsicht. Ist auch der Einzige von welchem ich auf meinem geliebten Cap das Autogramm wollte und ich auch herumtrage.

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