Eine verlässliche Größe in der NHL

Al Arbour

Die Geschichte der St. Louis Blues
von Robin Patzwaldt

Denken NHL-Fans an die Mannschaft der St. Louis Blues fällt ihnen eines auf: Das Team ist eine verlässliche Größe in der Liga. Erst drei Mal fanden die Playoffs seit Franchisegründung der Blues 1967 ohne das Team aus St. Louis statt. Aber genauso sicher wie die Blues seit jetzt 24 Jahren sogar ununterbrochen an den Playoffs teilnehmen, scheint es sicher, dass sie den Cup nicht gewinnen können. Das Team steht nämlich auch nach 35 vergeblichen Versuchen noch immer ohne Titel da. Und dabei hatte alles so vielversprechend begonnen. Auf Anhieb erreichte man drei Mal in Serie das Finale, war aber stets einer deutlich besseren Mannschaft unterlegen.

Die Blues sicherten sich im Handumdrehen die Herzen vieler Hockeyfreunde, da sie sich mit zahlreichen etablierten Stars und bewährten Helden schmücken konnten. So gehörten dem Team in den ersten Jahren u.a. Glenn Hall, Jacques Plante, Doug Harvey, Al Arbour und Phil Goyette an. Es gelang den Verantwortlichen sogar Dieckie Moore, der seine Karriere eigentlich schon 1965 beendet hatte, zu einem Comeback auf dem Eis zu bewegen.

Dieses Gerüst von erfahrenen Spielern spickte man mit jungen, hungrigen Talenten. Die Mischung vollbrachte große Leistungen und spielte sich eben nicht nur in die Herzen der Zuschauer, sondern erreichte auch drei Mal in Folge das Finale. Für ein Expansion-Team eine schier unglaubliche Leistung. In den letzten beiden Finaljahren stand Scotty Bowman hinter der Bank der Blues. Für ihn war St. Louis die Ausgangsstation seiner legendären Trainerkarriere.

Eigentümer Sidney J. Salomon und seine Familie hatten die Franchise und die örtliche St. Louis Arena vom Eigentümer der Chicago Blackhawks Bill Wirtz für zusammen sechs Millionen Dollar erworben. Aufgrund seines großzügigen Führungsstils, man gönnte den Spielern u.a. Autos und regelmäßige Urlaube auf Vereinskosten in Florida, hatte man eine motivierte Truppe beisammen, die ihrem Gönner etwas von der Zuwendung durch gute sportliche Leistungen zurückgeben wollte.

Unter der Führung Bowmans formte man ein Team, welches problemlos die Halle füllte. Nach den drei erfolgreichen Auftaktjahren in der NHL kam allerdings Unruhe in die Mannschaft.

Bis 1977 kamen und gingen diverse Trainer und Manager. Unter anderem waren Arbour, Sid Abel, Bill McCreary (nicht zu verwechseln mit dem aktuellen Schiedsrichter der NHL, die beiden sind aber verwandt) und Emile Francis unter den Trainern dieser wechselhaften Jahre in der Franchisegeschichte.

Am Ende dieser unruhigen Zeit war die Franchise in ernsten finanziellen Schwierigkeiten.

Erst unter der Führung von Emile Francis gelang es, das Team zu retten. Er konnte im Juli 1977 neue Investoren für das Team gewinnen und sprach von der Neugeburt der Franchise, was aber zunächst wohl nur auf dem Papier der Fall war. Denn 1979 rutschte man an das Ende der Tabelle. Nur 18 Saisonsiege gelangen unter Coach Barclay Plager.

Die Saison 1980-81 sollte dann eine sehr Erfolgreiche werden. Mit den im 1976er Draft verpflichteten Spielern Bernie Federko, Brian Sutter und Mike Liut, die inzwischen zu Stützen des Teams herangereift waren, konnte man 107 Punkte ergattern. Coach Red Berenson, der die Verantwortung in der Vorsaison übernommen hatte, war ein gefeierter Mann in der Stadt. Auch GM Francis zeigte sich begeistert „Es ist als ob ein Traum wahr würde„, jubilierte er, als sein Team wie Phoenix aus der Asche stieg.

Ebenso rasch wie der Aufstieg des Teams von statten ging, vollzog sich allerdings auch der folgende Absturz. Mit nur 65 Punkten folgte die viertschlechteste Saison der Franchisegeschichte. Mit einem jährlichen Verlust von 1,8 Mio. US-Dollar verloren auch die Eigentümer das Interesse am Hockey. Das Team wurde zum Verkauf angeboten. Gipfel der Unsicherheiten war dann der 1983er Draft, an dem das Team aufgrund der ungeklärten Zukunft, gar nicht teilnahm.

Es wurde schließlich doch eine Lösung gefunden und der neue Eigentümer Harry Ornest mit seinem GM Ron Caron und Trainer Jacques Demers führten das Team wieder in ruhiges Fahrwasser.

Mit Spielern wie Federko, Sutter und Doug Gilmour blieb das Team auch sportlich in der Erfolgsspur. Durch geschickte Trades und gute Draftentscheidungen formte man ein zukunftsfähiges Team.

Schließlich entschied sich aber auch Ornest, ebenso wie seine Vorgänger, sich wieder von der Franchise zu trennen. Währen der Saison 1986-87 verkaufte er das Team an eine örtliche Investorengruppe unter der Führung von Michael Shanahan. Unter Ron Caron, der an Bord blieb, arbeitete man aber weiter konsequent an der Verstärkung der Mannschaft. Innerhalb zweier Jahre konnte man sich die Dienste von Brett Hull, Adam Oates und Curtis Joseph sichern. Auch weitere Neuverpflichtungen wie Brendan Shanahan, Phil Housley und Al MacInnis brachten das Team weiter nach vorne. Der als nicht gerade als handzahm eingestufte Brett Hull tat sich besonders positiv hervor. Er entwickelte sich zum Top-Stürmer der NHL und gewann 1991 die Hart-Trophy.

Die Blues füllten die Arena und erreichten Jahr für Jahr die Playoffs. 1991 holte man beachtliche 105 Punkte in der Saison. Durch den Erfolg interessierte sich die heimische Geschäftswelt für die Franchise. Schließlich erwarb man die Rechte von Shanahan und baute dem Team 1994 mit dem Kiel Center (mittlerweile Savvis Center) auch eine neue Halle in der Downtown von St. Louis.

Als eine seiner letzten Taten für sein Team verpflichtete der alte Eigentümer noch Mike Keenan als neuen General Manager und Trainer. Keenan, der als schwierig galt, brachte aber auch das Image als Gewinnertyp mit nach St. Louis. Er machte sich sofort daran einschneidende Veränderungen durchzusetzen. So trennten sich die Blues u.a. von Shanahan, was ihm einige Fans nicht verzeihen wollten. Auch mit Brett Hull geriet Keenan schnell aneinander.

Ein spektakulärer Neuzugang in seiner Ära war dann Wayne Gretzky, der extra für die Endrunde der Saison verpflichtet wurde, um den Team den lang ersehnten Zusatz-Kick zu verleihen, der es ermöglichen sollte endlich die Playoffs erfolgreicher zu bestreiten. Obwohl Gretzky seine Leistung mit 16 Punkten in 13 Spielen ablieferte, sollte der ganz große Coup nicht gelingen. Im Halbfinale beendete Detroit den Traum und ließ die Mission von Keenan scheitern.
Gretzky sagte der Franchise bereits am Saisonende wieder Ade. Ihn zog es nach New York, zu den Rangers.

Im Dezember 1996 endete dann auch die Keenan-Ära in St. Louis. Trainer sollte nun Joel Quenneville werden, der zuvor sehr erfolgreich als Assistent unter Marc Crawford in Colorado gearbeitet hatte und dort erst kurz zuvor den Stanley Cup gewann. Neuer Manager wurde Larry Pleau. Ein Kurswechsel fand statt. Man wollte sich wieder auf die Ausbildung guter Nachwuchsspieler konzentrieren, um einen neuen Anlauf auf den Cup der Träume zu unternehmen.

1997-98 führte man dank der Treffsicherheit von Brett Hull und Kollegen mit 256 Toren die Offensivtabelle der NHL an. Die erreichten 98 Saisonpunkte stellten die Verantwortlichen wohl ebenfalls zufrieden. Man scheiterte am Ende allerdings bereits zum dritten Mal in Folge an den Detroit Red Wings, die Ihren Titel in der NHL verteidigen sollten. Nach mehr als einem Jahrzehnt endete auch die Ära Brett Hull in St. Louis. Er wechselte als Free Agent zum Konkurrenten nach Dallas.

Die Blues verlängerten den Vertrag mit Legende Al Mac Innis, der sich damit wohl entschied auch sein Karriereende in St. Louis erleben zu wollen. In der Folgesaison entwickelte sich Pavol Demitra zu einem Topscorer. Seine 37 Tore halfen den Fans dabei, Brett Hull zu vergessen. An seinem neuen Team, den Dallas Stars, scheiterte St. Louis dann allerdings ausgerechnet in der KO-Runde. Man unterlag somit zum dritten Mal in Folge gegen dem späteren Titelträger.

Im September 1999 gab das Eigentümerkonsortium dann abermals einen Verkauf der Franchise bekannt. Das Team und das Kiel Center wurden an Bill und Nancy Laurieverkauft (Nancy ist die Tochter des Gründers der Supermarktkette Wall-Mart, James Walton).

Die Mannschaft erreichte sensationelle 114 Saisonpunkte, mit 51 Siegen, verlor dann aber peinlicherweise bereits in der ersten Runde der Playoffs gegen die Außenseiter aus San Jose. Immerhin konnte man mit der ersten Presidents Trophy für die Franchise und mit der Jennings Trophy auch einige zählbare Erfolge in der Stadt verbuchen.

Die Saison 2001 verlief ähnlich erfolgreich wie die Vorgängersaison. Diesmal sollte es auch gelingen in das Western Conference Finale gegen Colorado einzuziehen. Dort hatte man dann mit 1-4 deutlich das Nachsehen. Erneut scheiterte man also am späteren Titelträger. Ebenso sollte es in der letzten Spielzeit laufen. Dort unterlag man bereits im Halbfinale gegen den späteren Titelträger aus Detroit. Das Jahr verlief aber auch schon während der regulären Saison nicht ganz nach Wunsch. Man musste bis kurz vor Ende um das Erreichen der Playoffs und damit um die Fortsetzung der seit 1979 andauernden Serie bangen.

Bleibt die Frage, welche Serie zuerst reißen wird: Playoffs ohne die Blues, oder endlich auch der erste Titel für St. Louis… (rp)

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