Greiss Nummer 1 der Isles?

Die New York Islanders haben offiziell keine Nummer 1 mehr. So sind zumindest Äußerungen von Trainer Jack Capuano zu deuten. Schienen die Rollenverteilungen vor Beginn der Saison klar, so hat der Verlauf gezeigt, dass Jaroslav Halak nicht mehr unangefochten vor Thomas Greiss steht.

Der kürzlich 30 Jahre alt gewordene Allgäuer konnte seinen Status sichtlich verbessern, denn mit guten Auftritten machte er auf sich aufmerksam. So kommt es, dass Greiss derzeit bereits 26 Saisonspiele vorweisen kann, während Halak, auch bedingt durch eine Verletzungspause, nur auf 31 kommt.

„Jesus Greiss“ hatte ein Fan vor knapp zwei Wochen beim Spiel der Islanders gegen die Los Angeles Kings etwas blasphemisch, aber sehr wohlwollend gemeint auf seinem Schild im Barclay Center stehen und der Jubel in der Arena ist groß, wenn verkündet wird, dass der Deutsche im Tor stehen wird. Das Herz der Fans hat er bereits erobert.

„Es läuft gut und die Mannschaft spielt gut“, sagte Greiss mit einem Lachen auf den Lippen auf seine Situation angesprochen. „Wir sind mitten im Playoffrennen und es wird eng für uns, aber die wichtigen Spiele haben ihren Reiz.“‘

Greiss sorgte mit seinen Paraden zuletzt für einige wichtige Punkte im Kampf um die Qualifikation für die Playoffs. Bis zur 2-3 Niederlage in der Verlängerung am vergangenen Donnerstag gegen den Ligaprimus Washington Capitals, konnte er fünf Spiele in Folge gewinnen.

Unter anderem bissen sich die Kings und die Detroit Red Wings die Zähne an ihm aus. Greiss hat nun eine überzeugende Bilanz von 16-6-3 mit einem Gegentorschnitt von 2,19, sowie einer Fangquote von glatt 93 Prozent.

Ob der Trainer überrascht sei von der Performance seines vermeintlichen Backups wurde Capuano in der Pressekonferenz nach dem 4-1 Sieg gegen Detroit gefragt. „„Nein, bin ich keineswegs“, gab er zu Protokoll. „Wir wussten, was wir verpflichten und Thomas war bereits in der Vergangenheit ein sehr solider Backup. Was ich feststellen konnte ist, dass er sehr hart für seinen Erfolg arbeitet. Er ist einer der Jungs, die du aus der Trainingshalle tragen musst.“

Von Greiss als neue Nummer 1 der Islanders wollte der Coach indes auf Nachfrage nicht sprechen. „Nein, aber die Frage stellt sich nicht, weil bei der Anzahl von Spielen, die wir in den nächsten Monaten zu absolvieren haben, sind wir angewiesen zwei Torhüter gleichwertig einzusetzen, um sie frisch zu halten“, betonte Capuano.

Auch den Umweg bei der Fragestellung, ob es nicht sinnvoll wäre, den erfolgreichen, wie die Amerikaner sagen heißen Torhüter spielen zu lassen, konterte er souverän. „Ja und nein“, antwortete Capuano.

„Wir müssen alle Faktoren beachten, wenn wir entscheiden, wer spielt. Da spielen die Statistiken gegen die Mannschaft eine Rolle, aber auch der Eindruck, den wir in dem Moment vom Spieler haben. Aber klar, wenn es bei einem Torhüter läuft, dann versuchst du ihn zu bringen, aber andere Aspekte müssen ebenso gewichtet werden.“

Der Trainer behielt Recht, denn nach dem Spiel am Donnerstag gegen Washington, in dem Greiss starke 32 Saves zeigte, wurde am Freitag bei den New Jersey Devils Halak, der in seinem letzten Auftritt zuvor am 13. Februar bei den Carolina Hurricanes nach sechs Gegentoren vom Eis musste, wieder eingesetzt.

Der Slowake verbuchte beim 1-0 Sieg der Islanders im Derby einen starken Auftritt mit 27 Saves, sowie einen Shutout. Halak hat nun in dieser Saison eine Gesamtbilanz von 14-12-4 mit einem Gegentorschnitt von 2,34, sowie einer Fangquote von 91,6 Prozent.

„Ich bin glücklich, dass wir das Spiel gewonnen haben und den Shutout habe ich auch dringend benötigt“, verdeutlichte Halak, der natürlich spürt, dass Greiss ihm im Nacken sitzt.

Eine Konkurrenzsituation spielt Letzterer allerdings herunter. „Er ist ein guter Kerl und wir haben sehr viel Spaß zusammen“, erwähnt Greiss auf die Frage nach seinem Verhältnis zu Halak. „Für uns lautet die Devise: Wer spielt, der spielt. Da machen zumindest wir uns keine großen Gedanken darüber.“

Wer dann bei einer möglichen Playoff-Qualifikation die Nummer 1 sein wird bleibt abzuwarten. Greiss trägt sie zumindest schon am Trikot.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert