Olaf Kölzig war ein absoluter Spätstarter in seiner Karriere. Der ehemalige Torhüter der Washington Capitals gab zwar im Alter von 19 Jahren sein NHL Debüt, aber es dauerte weitere acht Jahre, ehe er sich zum Stammtorhüter entwickelte, der schließlich bis zu seinem Karriereende 719 NHL-Spiele absolvierte. Er liegt damit an 22. Stelle der ewigen Bestenliste und mit 303 Siegen immerhin an Position 26 dieser historischen Rangfolge.
Selbst in Deutschland ist Kölzig ein Begriff, weil der Deutsche Eishockey-Bund durch einen Tipp vom damaligen Nationalspieler und Weggefährten bei den Capitals Stefan Ustorf irgendwann Mitte der 90er Jahre auf den Sohn deutscher Eltern stieß. Er wurde zwar in Südafrika geboren und wuchs in Kanada auf, allerdings hatte er deutsche Staatsbürgerschaft nie abgelegt. Einige Einsätze für die deutsche Nationalmannschaft bei Olympia und Weltmeisterschaften waren die Folge, obwohl er lange Zeit wenig Bindung zum Heimatland seiner Eltern hatte und auch die Sprache nicht beherrschte.
Seine gesammelten Erfahrungen im Lebenslauf und Karriere werden ihn bei seiner neuen Aufgabe zukünftig helfen. Seine nach dem Ende der aktiven Laufbahn im Jahr 2010 begonnene Tätigkeit als Torwarttrainer bei den Capitals hat er nun eingetauscht gegen eine besondere Arbeit im Bereich des Managements. Er nennt sich zukünftig, frei übersetzt, „professioneller Entwicklungstrainer“. Seine Aufgabe besteht darin, junge Talente aus dem Farmteam oder Juniorenmannschaften der Washingtoner im Leben zu begleiten, Hilfestellungen zu geben und sie auf den rechten Weg zu führen.
Kölzig begründet die Notwendigkeit seiner Aufgabe auf der Internetseite der Capitals mit folgendem Normalfall: „Du hast einen festen Zeitplan, du bist in einer Familie integriert oder in einem Wohnheim untergebracht, du hast Menschen, die die Wäsche für dich machen oder die für dich kochen. Nun plötzlich bist du auf dich allein gestellt. Du hast viel freie Zeit und du hast einen ziemlich hohen Gehaltsscheck bekommen. Wie wirst du mit all dem umgehen? Es ist einfach für einige, dabei die Bodenhaftung zu verlieren.“
Weiterhin erläutert seine Tätigkeit: „Meine Rolle und was wir damit erreichen wollen, ist es, diesen Jungs im Übergang zu helfen. Ich zeige ihnen den richtigen Weg ins Lebensmittelgeschäft, so dass sie nicht nach dem Ende des Trainings zu McDonald’s fahren und einen schnellen Burger essen. Es geht darum, wie man sich richtig ernährt, wie man zur Ruhe kommt, wie man einem Hobby nachgeht, um seine freie Zeit effektiv zu nutzen und nicht nur Videospiele spielt oder nach Hause kommt und sich drei Stunden aufs Ohr haut. Es geht darum ein Profi zu werden und ein Profi zu sein, heißt nicht nur einen dicken Gehaltsscheck zu bekommen. Es geht darum sich Tag ein und Tag aus vorzubereiten, so dass du jemand bist, der auf einem konstanten Level spielt und jemand, auf den sich ein Trainer, ein Mannschaftskollege und eine Stadt Tag ein und Tag aus verlassen können.“
Kölzig selbst weiß wovon er spricht, denn er hat selbst genug solche Phasen durchgemacht. „Es braucht einige Zeit eine gewisse Routine zu entwickeln und etwas zu entwickeln, das für dich passt“, sagt er. „Es ist eine riesige Umstellung. Ich glaube nicht, dass die Leute verstehen, wie schwierig das ist. Was man einfach versucht ist, sie zu beschäftigen, dass sie nicht immer nur über das Spiel nachdenken. Man braucht Pausen. Es gibt schließlich sehr viel Druck im professionellen Eishockey.“
„Wenn sie nur ein wenig in der Krise sind, dann haben sie die Tendenz nur nach Hause zu gehen und dort damit zu verweilen, aber am Ende des Tages holt es sie ein und es zieht sie immer mehr runter. Es ist besser zurückzulassen, was auf der Eisfläche ist und dann heim zu gehen und irgendwas anderes zu machen. Vielleicht hast du einen Hund oder eine Freundin oder du lernst eine Sprache oder spielst ein Instrument. Nur etwas um produktiv zu sein.“
“Ich weiß wir alle mögen es Eishockey zu leben und einzuatmen, aber zur gleichen Zeit brauchst du auch etwas außerhalb des Eises. Als ich jünger war, spielte ich Golf. Es war eine andere Zeit, als ich angefangen habe. Wir hatten sehr viele erfahrende Leute und wir haben zusammen sehr viele teambildende Maßnahmen außerhalb des Eises gemacht. Und das ist heute nicht mehr so der Fall. Wenn ich es erreiche, dass die Jungs etwas mehr Selbstzufriedenheit haben, die Berge flach und die Täler hoch halten und sie nur auf einem konstanten Niveau zu halten, dann glaube ich, dass ich meine Arbeit gemacht habe.“
Kölzigs Ziel war es von Anfang an weniger als Trainer zu arbeiten, sondern irgendwann im Management tätig zu werden. Insofern kam ihm das jetzige Angebot gerade recht, denn es ist ein erster Schritt in diese Richtung. Sein ehemaliger Mannschaftskamerad Craig Billington hatte eine ähnliche Stelle inne, ehe er seit kurzem Assistent des General Managers bei der Colorado Avalanche geworden ist.
Die Capitals kamen dem 44-jährigen Kölzig außerdem entgegen, denn er selbst bat um seine Versetzung, nachdem die Aufgabe als Torwarttrainer inklusive der zahlreichen Auswärtsreisen zu viel Zeit in Anspruch nahm und so seine Familie mit seiner Frau und den drei Söhnen deutlich zu kurz kam.
Ganz will und wird er sich aber nicht aus dem Trainerteam verabschieden. Auch der stellvertretende Torwarttrainer der Capitals Scott Murray will mehr Zeit mit seiner Familie verbringen und so wird Kölzig dem Cheftrainer der Torleute Mitch Korn zu Diensten stehen, wenn Murray eine Pause einlegt.
„Ich werde gleichzeitig so ein bisschen Aushilfstrainer für die Torhüter sein“, sagt Kölzig pragmatisch. „(…) Mit Braden Holtby und Philipp Grubauer und Brandon Anderson und dann mitzuhelfen Pheonix Copley heranzuführen, da fühlt man sich immer noch ein Teil davon zu sein. Und ich will mich auch nicht komplett davon verabschieden, also bin ich erfreut, das auch noch machen zu können.“