Nummer 7 mit Schnurrbart

Wer kennt ihn nicht? Auch wenn Schiedsrichter häufig nicht im Mittelpunkt stehen bzw. unauffällig agieren und somit nicht im Mittelpunkt stehen sollen, hat es er durch seine unvergleichliche Karriere und seine beiden Markenzeichen zu besonderer Beachtung geschafft: Bill McCreary, der Mann mit dem Schnurrbart und der Nummer 7 am Rücken.

Am 3. November 1984 startete der damals 28-jährige Kanadier seine Karriere als Schiedsrichter mit seinem ersten Einsatz in der NHL. Washington Capitals gegen die New Jersey Devils lautete die Partie. Fast 27 Jahre später am 2. April 2011 stand McCreary wieder in Washington am Eis, um seine 1.737. NHL-Partie der regulären Saison zu leiten, zugleich seine Letzte. Zählt man die 297 Playoffpartien, so viele wie kann anderer vorweisen kann, dazu, dann sind es 2.034 geleitete Spiele in der besten Eishockeyliga der Welt.

„Du lernst deine Teamkollegen besser kennen, was du von ihnen erwarten kannst und was sie von dir erwarten“, skizziert McCreary den Prozess vom Anfänger zum besten seiner Gilde. „Man lernt aber auch die Spieler besser kennen, wenn du dich weiterentwickelst. Du erarbeitest dir Respekt von den Trainern. Letztendlich ist es aber wichtig, das Spiel fair und sicher zu halten, denn ich glaube, das ist es, was die Leute von dir erwarten, als einen konstanten, fairen Schiedsrichter.“

Durch sein Auftreten und seine Leistungen hat sich Bill McCreary einen Status erarbeitet, wie kein zweiter. Er durfte in sage und schreibe 15 Stanley Cup Finalserien als Unparteiischer wirken. So brachte er es auf 44 Finalpartien und brach damit auch diese Rekordmarke von Legende Bill Chadwick, der 42 Mal auflaufen durfte. „Wenn Leute über Schiedsrichter sprechen, dann ist Chadwicks Name immer präsent“, betont McCreary bescheiden, obwohl er längst seinen Platz in diesen Unterhaltungen ebenfalls eingenommen hat und mindestens auf dessen Höhe ist.

Denn auch über die Grenzen der NHL hinaus waren seine Dienste gefragt. 1991 und 1994 beim Canada Cup und natürlich bei den Olympischen Spielen 1998 in Nagano, 2002 in Salt Lake City und 2006 in Vancouver. Dort kam es auch zu der ungewöhnlichen Konstellation, dass er Spiele seines Heimatlandes Kanada leiten durfte. „Als ich 2002 in Salt Lake City ausgewählt wurde, als Kanadier das Finale zwischen Kanada und USA zu leiten, war es eine große und besondere Ehre“, sagt McCreary heute. „Diese Ansetzung für dieses große Spiel hat viele Barrieren eingerissen, die viele Jahre existiert hatten.“ Zugleich war er sich aber der Schwierigkeit der Neutralitätswahrung und dem besonderen Druck, der auf ihn lastete, bewusst: „Für mich war es ein Spiel von 40 NHL-Spielern, die ich auch in der NHL jeden Abend zu bändigen hatte. Dessen musste ich mir bewusst sein und nur die Regeln richtig anwenden, dann würden die Spieler entscheiden, wer die Goldmedaillie gewinnt.“

Trotzdem blieb ihm der besondere Moment in Erinnerung, weil die gerade unterlegenen und deswegen enttäuschten US-Amerikaner fast alle nach dem Spiel zu ihm kamen, um sich für die Spielleitung bedanken: „Ich war sehr dankbar und voller Resekt für ihre Wertschätzung!“

Augenblicke, die alle Anstrengung, Training und Entbehrungen während der aktiven Zeit wertvoll machten. Heute fast zwei Jahre nach seinem Karriereende arbeitet Bill McCreary im Management von NHL Director of Officiating Terry Gregson und kümmert sich so weiter um den Bereich der Schiedsrichter. Dabei bringt er natürlich seine Erfahrung und sein Wissen ein, um Nachwuchsleute heranzuführen und mit Tipps zu begleiten.

Obwohl so der Kontakt zur NHL nicht verloren ging und sogar weiter sehr intensiv ist, vermisst er trotzdem die Kollegialität und Zusammenarbeit unter den Schiedsrichtern und jeden Abend mit großartigen Sportlern auf dem Eis zu stehen.

Daran ändert auch nichts, dass sich seit dem Beginn seiner Karriere viel verändert hat. McCreary nennt dabei, die Einführung des Videobeweises und des zweiten Schiedsrichters und die vielen Regeländerungen nach dem Lockout 2005, die zu einer Erhöhung der Geschwindigkeit und Ausprägungen der Fähigkeiten der Spieler geführt haben.

Trotzdem hält er von der Einführung von Headsets, die in so vielen anderen Sportarten schon eingesetzt werden und die Absprache der Schiedsrichter untereinander während der Partie ermöglichen nichts: „Das Spiel ist zu schnell und man muss so schnell auf Situationen reagieren, dass einfach keine Zeit da ist, sich mit Kollegen abzusprechen. Ich glaube außerdem, dass man in der Spielleitung seine eigene Identität entwickeln muss, um den Respekt von Spielern, Trainern und Management zu erhalten. Die geht dann aber verloren.“

Was definitiv nicht verloren gehen werden, sind seine Markenzeichen. Die Nummer 7, die seine Tochter Melissa damals für ihn ausgewählt hatte, wird wohl kein anderer Schiedsrichter mehr tragen und auch sein Schnurrbart ist ihm heilig. „Ich habe ihn einmal abrasiert und dann hat mich nicht einmal mehr mein Hund erkannt“, witzelt der zukünftige Hall of Famer. Im 2014, wenn er den Regularien entsprechend drei Jahre im „Unruhestand“ ist, dann wird er sicher in die Ruhmeshalle aufgenommen werden. Dieser Platz dürfte ihm sicher sein.

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