'Dream Teams auf Kufen'
von Stefan Herget
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7.2. - 22.2.1998 |
Als im Jahre 1896 die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit in Athen und somit Griechenland,
dem Mutterland der klassischen Spiele, veranstaltet wurden, rechnete sicherlich keiner damit,
welchen Stellenwert in der Welt dieses Ereignis einmal erreichen würde.
Bereits bei den Sommerspielen(!) 1908 in London gaben die Eiskunstläufer ein Gastspiel und präsentierten erstmalig ihre Künste.
1920 in Antwerpen war erneut ein Wintergastspiel bei den Sommerspielen angesetzt. Diesmal durften neben den Eiskunstläufern auch die Eishockeyspieler ran und Kanada sicherte
sich Gold vor den USA und den Tschechen. Erst danach wurde beschlossen separate Winterspiele abzuhalten. Daß dies so lange dauerte lag an den Skandinaviern, die die Spiele als unnötige Konkurrenz ihrer Nordischen Spiele betrachteten. 1924 begann in Chamonix somit eine neue Zeitrechnung, als zum erstenmal Winterspiele abgehalten und damit das Programm kompakt für die 'Künstler auf Kufen und Skiern' erweitert wurde.
Der Sport entwickelte sich im Laufe der Jahre und die Leistungen der Athleten steigerten sich. Zunehmendes Faninteresse und
die damit verbundene Kommerzialisierung des Sports durch die Wirtschaft war die Folge. Immer mehr Topleute konnten sich leisten, keiner zusätzlichen Arbeit mehr nachzugehen. Der Profisport war geboren.
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Chamonix 1924 |
In den Bestimmungen zur Durchführung
der Spiele wurde vom IOC (Internationales Olympisches Komitee) geregelt, daß nur Amateure zu den Spielen
zugelassen werden. Olympia sollte kein Mekka für Sportler werden, die ihr Hobby zum Beruf machten.
Dieser Status wurde lange verteidigt, doch war diese Regelung Vielen ein Dorn im Auge. Den Fans, denn in den
Topsportarten, wie z.B. Fußball, Basketball oder Eishockey wurde nur Mittelmaß geboten und somit fehlte in
diesen Bereichen das Interesse, was wiederum den Sponsoren mißfiel und zuletzt auch immer mehr IOC-Mitgliedern,
die die Spiele noch besser vermarkten wollten.
Die Bestimmungen der Amateurregel, die um die Jahrhundertwende
entwickelt wurde, wurden zunehmend ausgehöhlt. So war Anfang des Jahrhunderts nur derjenige Sportler noch
Amateur, der nur bei Veranstaltungen antrat, bei denen kein Eintrittsgeld verlangt wurde. Heutzutage undenkbar.
Bestes Beispiel für die Aushöhlung war die Leichtathletik, in der viele Athleten als Amateure galten, aber ihren Lebensunterhalt schon lange nicht mehr durch eine geregelte Arbeit bestritten.
Die Grenze zwischen Amateur und Profi verwässerte, nicht zuletzt auch durch zunehmende
staatliche Förderung des Sports, durch die begabte Sportler in einem nicht unerheblichen Maße unterstützt wurden, um ihr Land angemessen zu vertreten.
Diese Effekte führten zu einer kompletten Öffnung der Olympischen Spiele für den Profisport. 1988 wurde in Seoul erstmalig Profitennis in das
Programm aufgenommen und 1992 in Barcelona war der erste Auftritt des Dream Teams USA im Basketball. Dies verhalf dieser
Sportart aber vor allem der NBA zu einem enormen Boom auf der ganzen Welt. Jordan, Barkley & Co. zauberten und
boten eine große Show, denn schließlich konnte ihnen keine Mannschaft das Wasser reichen.
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Das deutsche 'Dream Team' 1928 - vor ihrem ersten Spiel - |
Nun werden in diesem Jahr auch die Winterspiele aufgewertet, wenn die Besten der Besten für ihr Land beim
Eishockeyturnier antreten. Doch anders als im Basketball gibt es neben dem Team USA auch weitere Mannschaften,
die bei der Vergabe von Gold ein Wörtchen mitreden wollen.
So versucht Kanada Revanche zu nehmen für die Niederlage
beim World Cup of Hockey 1996 (Nationenturnier der NHLPA), als sie im Finale der USA unterlagen. Nicht zu
vergessen die Russen, Finnen und Schweden, die genug gute Spieler in ihren Reihen haben und erst einmal geschlagen
werden müssen. Die Fans erwartet ein interessantes Turnier, daß nach zähem Ringen der Verbände ermöglicht wurde.
Schon 1994 in Lillehammer gab es Planungen für eine Teilnahme der NHL am Olympischen Turnier, doch die Verhandlungen
scheiterten.
Der Knackpunkt war, daß die allmächtige NHL (schließlich spielen hier die Besten) und die Spielergewerkschaft NHLPA
(sie vertreten die Interessen der Spieler) sich mit dem Weltverband IIHF (zuständig für die Durchführung des Turniers)
einigen mußten. Erst am Rande der letzten WM in Finnland wurde eine endgültige Einigung erzielt.
Der Coup war perfekt:
Die NHL unterbricht erstmalig in ihrer 80-jährigen Geschichte ihren Spielbetrieb, um an Olympia teilzunehmen. Es wird
nach den Regeln des IIHF gespielt, das heißt, die NHL-Spieler müssen sich z.B. auf die größere Eisfläche und eine
geänderte Icing-Regel umstellen. Dafür wird der Spielmodus geändert und die Teams mit den meisten NHL-Spielern
sind automatisch für die Finalrunde qualifiziert, so daß der Spielbetrieb der National Hockey League nur für zwei
Wochen unterbrochen werden muß.
Andererseits konnte das IOC über den IIHF durchsetzen, daß ab der nächsten
Saison unangemeldete Dopingkontrollen in der NHL durchgeführt werden.
Die NHLPA kam wiederum mit ihrer Forderung durch, daß alle Spieler der NHL nicht im Olympischen Dorf untergebracht werden, sondern in Hotels absteigen dürfen und mit ihrer gewünschten Ausrüstung antreten dürfen. Ursprünglich wollte der IIHF alle Spieler mit
einem Ausrüster ausstatten.
So wurde für alle, Fans, Spieler, Verbände und Organisatoren ein Kompromiß im Sinne
des Sports gefunden.
Es könnte aber auch sein, daß andere Überlegungen dahinterstecken? (sth)
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