NHL-Eishockeymagazin
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nr.69 / nov. 2003 

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TEAMREPORT
 
Das klassische 'Small-Market' Team
Die Geschichte der Buffalo Sabres

von Robin Patzwaldt

Das Team der Sabres in 1971

In der Vorsaison standen sie bereits vor dem finanziellen Aus. Sie wurden zwar gerettet, doch haben sie auch eine Zukunft? Probleme dieser Art sind für das klassische 'Small-Market'-Team der NHL aber nicht neu. Das Team lebt seit seiner Gründung auf kleinem Fuß. Große Starspieler konnte man sich nie auf Dauer leisten. Dabei konnte die Franchise immer wieder durch große Leistungen und geschickte Drafts überzeugen. Grund genug einmal einen genaueren Blick auf die Historie der Buffalo Sabres zu werfen:

Die Geschichte der Sabres begann Mitte der 60er-Jahre des vorigen Jahrhunderts. Als die NHL bekannt gab ihre Ligagröße 1967-68 von sechs auf zwölf Teams zu verdoppeln, wollten auch Seymor Knox III und Northrup Knox dabei sein, und eine der begehrten Lizenzen nach Buffalo holen.
Ihre Bewerbung fand aber zunächst noch keine Berücksichtigung.
Davon liessen sich die Väter der Franchise aber nicht so schnell entmutigen. Lohn für ihre Beharrlichkeit war die Berücksichtigung bei der nächsten Expansionsstufe zur Saison 1970-71.

Zusammen mit Vancouver erhielt man das OK für die Teilnahme am Spielbetrieb der NHL, allerdings zu den dreifachen Kosten zu denen man noch vier Jahre zuvor hätte teilnehmen dürfen. Für die geleisteten 6 Millionen Dollar gab die NHL am 2. Dezember 1969 ihr endgültiges Einverständnis.

Gilbert Perreault

Der gerade kurz zuvor gefeuerte GM der Toronto Maple Leafs, George Imlach, wurde zum ersten General Manager des jungen Teams ernannt.
Scheinbar hatte Imlach die Trenung von seinem alten Team, das er immerhin zu vier Stanley-Cup-Triumphen geführt hatte, noch nicht überwunden. In Anlehnung an das Trikot der Leafs wählte er als Trikotfarben Blau und Gold aus. Spitzzüngig betonte er, dass die Sabres eben 'schicker' seien als die Leafs.

Bei der Ausschreibung des Vereinsnamens kristallisierten sich unter den Fans drei Favoriten heraus: 'Mugwumps', 'Flying Zepelins' und eben 'Sabres'. Die Teamleitung entschied sich schließlich für 'Sabres'.

Beim anstehenden Draft bewies man erstmals Geschick. Gilbert Perreault sollte sich zum wahren Glücksgriff entwickeln. Auch in den Folgejahren war das Draftglück den Sabres hold. So dauerte es nicht lange, bis man eine schlagkräftige Truppe beisammen hatte.

Aushängeschild der aufstrebenden 'Säbel' war die sogenannte 'French Connection', mit Perrault, Rick Martin und Rene Robert, eine Sturmreihe die Geschichte schreiben sollte.

In 1974-75 stellte man mit 49 Saisonsiegen bereits einen Franchiserekord auf, der bis heute Gültigkeit hat.
In den Playoffs musste man sich erst im Finale dem Titelverteidiger aus Philadelphia geschlagen geben.

Die Mannschaft, die mit fünf Spielern gespickt war, welche die 30 Tore-Marke übertreffen konnten, war auch in den Folgejahren immer ein heisser Titelkandidat. Der Erfolg von 1975 sollte sich jedoch so schnell nicht mehr einstellen. Bis 1978 gelang es aber immer die 100-Punkte-Marke in der Regular Season zu übertreffen.

Aus dem ersten Jahrzehnt der Sabres-Geschichte bleibt ebenfalls das All-Star-Game 1978 in Erinnerung das in Buffalo statt fand. Rick Martin und Gilbert Perreault führten die 'Wales Conference' zu einem hart umkämpften 3:2-Sieg.

General Manager Imlach und Coach Marcel Pronovost mussten ihre Stühle allerdings 1978-79 räumen, nachdem das Team den Saisonstart verschlafen hatte.

Als neuer GM wurde Scotty Bowman von den Montreal Canadiens verpflichtet. Bowman, der Erfahrungen im Job des Managers sammeln wollte, machte sich sofort ans Werk. Wechsel bestimmten die Tagesordnung. Neue Spieler wie Mike Ramsey, Lindy Ruff, Hannu Virta, Phil Housley oder Goalie Tom Barrasso prägten jetzt das neue Gesicht der Mannschaft.
Bowmans Arbeit trug Früchte. 1980 landeten die Sabres bei 110 Saisonpunkten. Bis zum Jahre 1985 sollten es auch nie weniger als 89 Zähler werden. Erst in der Spielzeit 1986-87 trennte man sich bei sinkenden Erfolgen wieder von Bowman.

Weitere Infos zum Team

In 1987 beendete schließlich auch Gilbert Perreault, nach 17 Jahren und 512 Toren seine Laufbahn in Buffalo. Er konnte bis 1991 nicht adäquat ersetzt werden. Erst dann verpflichtete man mit Pat Lafontaine einen Spieler, der wieder Platz in den Herzen der Fans einnehmen konnte.

Durch die Verpflichtung von Coach Rick Dudley im Jahre 1989 entwickelte sich die Franchise endlich wieder in die richtige Richtung.
Bis 1992 dauerte jedoch eine Serie von fünf Erstrundenniederlagen in Folge in den Playoffs. In der Saison 1992/93 erreichte dann Alexander Mogilny mit 76 Treffern einen neuen Franchiserekord, während LaFontaine beeindruckende 95 Assists beisteuern konnte. Bereits vor diesem Erfolgsjahr 1992-93 schloß sich ein Mann dem Team an, der 1987, 1989 und 1990 Spieler des Jahres in der damaligen Tschechoslowakei war: Dominik Hasek.

Der 'Dominator' wurde zum Nummer-1-Goalie in Buffalo zur Saison 1993. Er führte sich gleich mit sensationellen Statistiken ein. So war zum Beispiel seine 'Save Percentage' von 93,0% die Beste seit Anfang der 80er-Jahre als dieser Wert erstmals statistisch erfasst wurde.
Lohn der Mühen war der Gewinn der Vezina-Trophy und die Berufung ins All-Star-Team. Viele weitere Auszeichnungen sollten für ihn im Laufe der nächsten Jahren folgen.
Haseks ungewöhnliche, aber erfolgreiche Spielweise begeisterte die NHL-Fans auch in den Folgejahren.

In 1995 verließ Alexander Mogilny das Team aus dem Norden der USA. Im Austausch kam Michael Peca, der zukünftige Kapitän der Mannschaft, in die Stadt. Allerdings verpasste man 1996 den Einzug in die Playoffs.

Dominik Hasek.

Im Oktober 1996 bezog das Team die neue, wunderbar gestaltete 'Marine Midland Arena', die jetzige 'HSBC-Arena'.
Zeitgleich wechselte man das Logo und die Teamfarben um den Merchandisingumsatz anzukurbeln. Man präsentierte sich den Fans nun in Schwarz und Weiss. Das neue Logo zierte nun ein Büffelkopf.

Aus dem ehemals offensivstarken Team war im Laufe der Jahre eine defensiv spielende Mannschaft geworden. 1998 erreichte Hasek mit 13 Shutouts eine neue Bestmarke in der Liga seit 1970. Durch seine starken Leistungen konnte das Team, erstmals nach 1975, wieder bis in das Stanley Cup-Finale einziehen.
In einer an Toren armen Finalserie zweier defensiver Teams, musste man sich den Dallas Stars mit 2-4 Siegen knapp geschlagen geben. Gerade die Overtime-Niederlage im entscheidenden sechsten Spiel ging in die Geschichtsbücher der NHL, als eine der längsten jemals gespielten NHL-Finalpaarungen, ein

Im Jahr darauf erreichten die Starspieler der Franchise fast durchgehend nicht mehr ihre gewohnte Form. Peca und Satan enttäuschten. Auch der Versuch durch die Verpflichtung von Doug Gilmour etwas zu bewegen scheiterte. In der ersten Playoffrunde kam bereits das Aus gegen die Philadelphia Flyers.

In der Folgezeit verlor das Team seine Stützen Hasek und Peca aufgrund finanzieller Differenzen. Peca konnte sich auf keinen neuen Vertrag einigen und setzte sogar eine komplette Saison aus, bevor es ihn nach New York zu den Islanders zog.
Hasek drängte ebenfalls auf einen Trade und heuerte in Detroit an, wo er im Jahre 2002 endlich auch seinen ersten Stanley Cup Triumph erringen konnte. Seine vertraglich zugesicherten neun Millionen Dollar Jahresgehalt waren nicht mehr aufzubringen.

Die Sabres konnten die Abgänge nicht gleichwertig ersetzen und verpassten in den letzten beiden Jahren die Playoffs. Ausserdem wurden die Finanzsorgen des ohnenhin immer mit kleinem Budget betriebenen Teams, bedingt auch durch die finanziellen Probleme des Eigentümers John Rigas, beängstigend.

In der letzten Saison musste der Bankrott erklärt werden, wodurch die NHL offiziell die Führung des Clubs übernahm. Erst im letzten Moment konnte mit dem Milliardär Tom Golisano ein neuer Geldgeber gefunden werden.
Absichtserklärungen, das Team in Buffalo halten zu wollen, wurden sogleich abgegeben. Ob dieses Vorhaben in der ohnehin wirtschaftlich schwer angeschlagenen Region jedoch auf Dauer wirklich aufrecht zu erhalten ist, muss erst noch abgewartet werden. Zu hoffen bleibt noch, dass die Teamführung wieder das Fingerspitzengefühl entwickeln kann, welches jahrelang zum guten Abschneiden der "kleinen" Franchise in der NHL entscheidend beigetragen hat... (rp)

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