NHL-Eishockeymagazin
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nr.61 / feb. 2003 

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TEAMREPORT
 
Wie aus dem 'North Star' der 'Lone Star' wurde
Die Geschichte der Dallas Stars

von Robin Patzwaldt

Als die NHL 1967 beschloss, die Ligagröße auf 12 Teams zu verdoppeln, lag es eigentlich nahe auch ein Team in Minnesota im Norden der USA zu platzieren, schließlich entwachsen keiner anderen Region der USA so viele Hockeyspieler pro Quadratmeile wie dem "Stern des Nordens".

Hinter den Kulissen bemühte sich Walter Bush Jr., ein Jurist, der bereits Miteigentümer von Minnesotas Central League Team (den Minneapolis Bruins) war, um die Rechte an einer neuen Franchise. Obwohl die Twin-Cities (Minneapolis und St. Paul) den kleinsten Fernsehmarkt aller Bewerber hatten, führte aufgrund der Hockeytradition in der Region schließlich kein Weg vorbei an der Bewerbung aus dem Hohen Norden der USA.

Wren Blair, ein erfahrener Hockeyhaudegen, wurde zum Coach und General Manager ernannt, und die Organisation der 'North Stars' wurde ins Leben gerufen.
Das erste Heimspiel der neuen Franchise fand im Oktober 1967 in Bloomington, genau zwischen den Twin Cities St.Paul und Minneapolis gelegen, vor fast 13.000 Hockeyfans statt. Man schlug die Oakland Seals, ebenfalls ein Neuling damals in der NHL, mit 3-1 Toren.

Die Premierensaison beendete man auf Platz vier der neugegründeten 'West Division', und erreichte damit bereits auf Anhieb die Playoffs. Allerdings war die erste Saison der jungen Franchise von einem tragischen Zwischenfall überschattet. Am 13. Januar stürzte Stars Center Bill Masterton, im Spiel gegen die Seals, nach einem Check so unglücklich mit dem Kopf auf die Eisfläche, dass er kurz darauf an den schweren Kopfverletzungen verstarb. Geschockt durch diesen tragischen Zwischenfall verlor das Team anschließend sechs Spiele in Folge.

Lou Nannen

Eine enttäuschende Folgesaison veranlasste Blair allerdings rasch den Teamkader komplett umzukrempeln. Bereits zur Saison 1970-71 übergab er die Verantwortung an der Bande an Jack Gordon.
Erstmals bleibenden Eindruck hinterließen die North Stars bei ihren Gegner in den Playoffs des Jahres 1971. Zwar unterlag man gegen die Montreal Canadiens in der Serie, erntete nach der Niederlage in sechs Spielen aber allseits höchstes Lob und Anerkennung für die dabei gezeigte Leistung. Folgerichtig stieg auch das Zuschauerinteresse am Team kontinuierlich an. Verfolgten in der Premierensaison noch durchschnittlich 11.800 Fans die Heimspiele, waren es bis 1971 immerhin schon 14.351 zahlende Kunden im Durchschnitt. In der Saison 1971-72 galt es dann schon als Glücksfall, überhaupt noch ein Ticket für ein Heimspiel ergattern zu können.

Der sportliche Erfolg konnte aber nicht fortgeführt werden. Bis 1978 fiel man sogar bis an das Ende der Tabelle zurück. Es gelangen nur noch 18 Saisonsiege. Dem gegenüber standen 53 Niederlagen. Zum Ende dieser enttäuschenden Serie übernahm Lou Nanne, ein populärer Ex-Spieler, den Job an der Bande und als GM des Teams.
Er sollte versuchen das Ruder herumzureißen, doch es schien unmöglich die finanziell angeschlagene Franchise, ohne einen neuen Geldgeber zu sanieren.
Die Gruppe von Geschäftsleuten um Präsident Gordon Ritz, der die Franchise seit der Gründung gehörte, suchte nach einem Käufer. Diesen fand man letzendlich im Eigentümer, der ebenfalls schwer angeschlagenen ehemaligen Oakland Seals, die inzwischen aufgrund der eigenen Krise bereits kurz zuvor nach Cleveland gezogen waren. Die Gebrüder George und Gordon Gund waren sich aber der Tatsache bewusst, dass das Führen zweier angeschlagener NHL-Franchises wirtschaftlicher Selbstmord wäre. Man entschied sich folgerichtig für die Zusammenlegung der beiden kränkelnden Unternehmen.
In der Praxis schlug man die Spieler aus Cleveland einfach dem Team aus Minnesota zu. So kam es dann, dass die North Stars die Saison 1978-79 mit acht Spieler der ehemaligen Cleveland Barons (ex-Oakland Seals) angingen, an deren Spitze standen Al Mac Adam und Goalie Gilles Meloche. Dermaßen verstärkt gelang es innerhalb kurzer Zeit sportlichen Erfolg zurück in den Norden der USA zu holen.

1981 glückte der Einzug in die Finalserie um den Stanley Cup. Dort war man dann allerdings gegen die New York Islanders klar in fünf Spielen unterlegen. Auch die Folgesaison sah eine starke North Stars Mannschaft. Die erzielten 94 Punkte genügten zum Erreichen des Titels in der Norris Division. In den KO-Spielen gab es dann allerdings eine böse Überraschung gegen Chicago. Selbiges Schicksal ereilte die North Stars auch in 1983, dort unterlag man den Blackhawks eine Runde später, in der zweiten Serie der Playoffs.
Ein sportliches Zwischentief endete erst im Jahre 1986 für die North Stars.

Die Endrunde, die man nach Platz zwei in der eigenen Division wieder einmal erreichte, sollte aber vorerst die Letzte für die Franchise darstellen. Man unterlag St. Louis auch bereits in der Eröffnungsrunde.
Aufgrund einiger Wechsel im Team, u.a. verpflichtete man 1987 Dave Gagner von den New York Rangers, gelang 1989 wieder der Einzug in die Meisterschaftsrunde. Er führte das Team und hatte mit seinen 78 Scorerpunkten auch entscheidenden Anteil daran.

In der Saison 1989-90 sollte erstmalig ein Mann in Erscheinung treten, der sich zum Franchisespieler schlechthin entwickeln sollte: Mike Modano.
Der Center erreichte auf Anhieb 29 Tore und 46 Assists. Die 'Hockey News' kürten ihn nach der Spielzeit zum 'Rookie des Jahres'.
Aber die Saison 1990 sollte noch aus anderen Gründen turbulent für die Stars verlaufen. Die Gunds drohten mit dem Umzug des Teams, wenn nicht ein neuer Partner 50 Millionen Dollar investieren würde. Howard Baldwin und Norm Green brachten die Summe schließlich auf.

Die Gunds erhielten in einer getroffenen Vereinbarung die Rechte an einem im kalifornischen San Jose neu zu gründenden NHL-Team, den späteren Sharks. Ebenso wurde in der Übernahmevereinbarung für die Stars festgelegt, dass eben dieses neue Team aus San Jose Rechte an einigen Spielern der Stars erhalten würde. Man sollte sich einige Spieler am Ende der 1991er Saison mit nach San Jose nehmen dürfen.

Mike Modano

Nach Abschluß dieser Vereinbarung wechselten in der Franchise der Stars folgerichtig alle wichtigen Entscheidungsträger. So wurden u.a. der frühere Kapitän der Philadelphia Flyers Bob Clarke zum neuen General Manager und der Ex-Starspieler aus Montreal Bob Gainey zum neuen Coach des Teams ernannt.
Trotzdem sollte sich das Team aber nur mit Mühe für die folgenden Playoffs qualifizieren können. Die KO-Runde selber verlief aber nach Wunsch der Fans aus Minnesota. Es kam am Ende zum Finale zweier Außenseiter. Es trafen die an Nummer 16 platzierten North Stars auf die seit acht Jahren erstmalig wieder für die Playoffs qualifizierten Pittsburgh Penguins. Die Stars unterlagen den Penguins unter der Führung von Mario Lemieux in sechs Spielen. Es sollte Minnesotas vorerst letzter Flirt mit dem Stanley Cup bleiben.

Am 30. Mai 1991 war es soweit. Der vereinbarte Draft mit den San Jose Sharks wurde durchgeführt. Die Sharks bekamen vier Spieler aus dem NHL-Kader der Stars und zehn weitere Spieler aus dem Farmteam. Letztlich war dies der Anfang vom Ende der Franchisegeschichte in den 'Twin Cities'. Einerseits konnte das Team diesen Verlust nicht richtig kompensieren, andererseits geriet auch der Eigentümer Norman Green zusehends in finanzielle Schwierigkeiten.
Das heimische Met Center erfüllte nicht mehr alle Anforderungen an eine moderne Arena und ein geplanter Umzug in die Downtown von Minneapolis scheiterte.
So kam es letztendlich, dass die Ära der 'North Stars' 1993 zu Ende ging. Das Team wurde nach Dallas transferiert und wurde das erste texanische Team der Liga. Man strich einfach das 'North' aus dem Namen, denn schließlich ist ein Stern auch das Symbol für den Staat Texas (Lone Star State).
Die 16.923 Zuschauer fassende 'Reunion Arena' sollte die neue Spielstätte der Dallas Stars werden.

Der Start in der neuen Heimat verlief allerdings alles andere als wunschgemäss. Schließlich trennte sich Norman Green auch wieder von der Franchise und verkaufte sie bereits im Dezember 1995 wieder an den Medienmogul Tom Hicks.
Um auf den Erfolgsweg zurückzukehren, verpflichtete man im Januar 1996 den damals erfolgreichen Juniorentrainer Ken Hitchcock. Unter seiner Führung sollte der Umschwung im Team gelingen.
In der Saison 1996-97 verbesserten sich die Stars im Vergleich zu Vorsaison gleich um 38 Punkte, was den Sieg in der Central Division bedeutete. In den Playoffs verlor man allerdings, in erster Linie aufgrund eines hervorragend aufgelegten Curtis Joseph, gegen die Edmonton Oilers.
1998 errang man mit stolzen 109 Punkten die Presidents Trophy. Auch in den Entscheidungsspielen verbuchte man bessere Erfolge. Nach Siegen über San Jose und Edmonton scheiterte man aber vorzeitig am Champion aus Detroit, der seinen Titel verteidigen konnte.

Im Folgejahr sollte es dann noch besser werden. Nach 114 Punkten in der regulären Saison, was gleichzeitig Franchiserekord bedeutete, mit 51 Siegen und dem erneuten Gewinn der Presidents Trophy, war der Rückenwind so groß, dass es endlich gelingen sollte:

Der Stanley Cup kam 1999 nach Dallas!

Weitere Infos zum Team

Brett Hull gelang das entscheidende Tor im sechsten Spiel der Finalserie gegen den Torhüter der Buffalo Sabres, Dominik Hasek. Zuvor hatten die Stars in einem tollen Conference-Finale bereits den Rivalen aus Denver in einer engen Serie nach sieben Spielen ausgeschaltet.
Fast ebenso erfolgreich verlief die folgende Saison. Erneut drang man in das Finale vor. Man schaltete abermals Edmonton, die Sharks, und im Conference-Finale die Avalanche aus, bevor man allerdings das Finale, diesmal gegen New Jersey, knapp verlor.

In der Saison 2001-02 erfolgte der Umzug in das inzwischen neu erbaute, 18.500 Zuschauer fassende, 'American Airlines Center'.
Leider konnte der Erfolg in der neuen Spielstätte den Ansprüchen nicht gerecht werden. Das Team verpasste im Frühjahr 2002 erstmalig seit langer Zeit wieder die Endrunde. Die Ära von Trainer Hitchcock endete bereits kurz vor Saisonende.

Ein Umbruch in der Mannschaft war unvermeidlich geworden. Der Posten des Trainers wurde mit Dave Tippett an einen jungen, ambitionierten Mann übergeben. Stars wie Brett Hull (2001) und Ed Belfour (2002) hatten das Team verlassen. Mit hochkarätigen Neuverpflichtungen (u.a. wurde Bill Guerin, Scott Young und Jason Arnott geholt) soll in Zukunft mit Macht wieder an erfolgreiche Zeiten angeknüpft werden.
Der Stern soll möglichst bald schon wieder hell erstrahlen über Texas... (rp)

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