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KOMMENTAR

'Bettman hat sich verkalkuliert'
von Bernd Rösch

Man nehme jene kanadischen und us-amerikanischen Spieler die am Besten den Eishockeyschläger schwingen, lasse die NHL zum ersten Mal in ihrer 81-jährigen Geschichte pausieren, stelle zwei nordamerikanische 'Dream Teams' zusammen, erkläre das ganze zur nationalen Angelegenheit und schon werde der interne nordamerikanische Kampf um Gold ein sportlicher und damit finanzkräftiger Selbstläufer.

So einfach stellte es sich Garry Bettman vor, als er 1993 nach seinem Wechsel von der NBA zur NHL als eine der ersten Amtshandlungen sich mit IOC Präsident Juan Antonio Samaranch in New York traf, um zunächst mit ihm, später dann mit Rene Fasel(IIHF) über eine Beteiligung der NHL an Olympischen Spielen zu verhandeln. Die Teilnahme der NBA an den Sommerspielen 1992 stand hier Pate, der daraufhin weltweit einsetzende Basketball-Boom schien nachahmenswert.

Akribisch genau wurden die Details des Teilnahmevertrages ausgearbeitet, an wirklich alles wurde gedacht, nur nicht an ein vorzeitiges Ausscheiden beider nordamerikanischen Teams.

Ein Sieg für den Sport - eine Niederlage für die NHL-Chefs.

Nichts wurde es aus der Dominanz der Heroen, denn profitiert haben von den NHL-Stars nur die europäischen Konkurrenten und der IIHF von einem Turnier, bei dem hochklassiges Eishockey wie noch nie bei Olympia geboten wurde.

Aus NHL-Sicht hatte es einige Mankos:

  • Das frühe Ausscheiden der Slowakei - Stumpel, Palffy und Co. konnten nicht einmal ihr Können beweisen.
  • Keine Endrundenteilnahme der DEB-Auswahl - das Interesse auf dem zu erobernden 'Deutschen Markt' konnte erst gar nicht geweckt werden.
  • Die Vorstellungen des US-Teams waren ein Flop und spätestens nach der 1-4 Niederlage im Gruppenspiel gegen Kanada gingen auch die Zuschauerzahlen im us-amerikanischen TV rapide zurück.
  • Aber auch für das Mutterland des Eishockeys Kanada gab es ein ernüchterndes Ende.
    'Die Teilnahme an einem Spiel um Bronze gegen Finnland ist eines Wayne Gretzky und Eric Lindros nicht würdig.' so lautete der Tenor vieler kanadischer Eishockeyfans.

Das Duell um Gold lieferten sich die Tschechen und Russen was ist da nur alles schiefgegangen?
Hatte Bettman übersehen, daß anders als beim Basketball die USA nicht die dominante Nation sei? Ließ er unberücksichtigt, daß die NHL vor allem in den letzten Jahren wichtige Spieler aus dem Osten und Norden Europas bezogen hat?
Diese haben ihre ohnehin schon herausragende Technik und variable Spielweise durch die in der NHL geforderte Zweikampfstärke ergänzt.
Anders als in der nordamerikanischen Presse dargestellt, war es nicht nur die überragende, phänomenale Leistung eines Dominik Hasek die Nordamerika aus allen Träumen riß und auf den Boden der Tatsachen zurückholte.

Als Fazit bleibt stehen, daß sich die NHL-Oberen kräftig verkalkuliert haben.
Anstatt goldene($) Zeiten für die NHL, gab es Gold für Tschechien und durch die nicht zu entschuldigenden Randale einiger US-Boys nach ihrem Ausscheiden wurde sogar noch Antiwerbung auf dem asiatischen, europäischen aber auch us-amerikanischen Markt betrieben.

 

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