Der letzte Schweizer

In Saisonprognosen wurden sie kaum als aussichtsreicher Kandidat erwähnt, doch die Nashville Predators sollten im Kampf um die älteste Sporttrophäe der Welt nicht vergessen werden.

Mittendrin ist mit Roman Josi ein 21-jähriger Schweizer, der seine erste NHL-Saison absolviert und daher als sogenannter Rookie zählt. 52 Spiele lang durfte sich der geborene Berner während der regulären Saison in der Verteidigung bewähren und mit fünf Toren, sowie elf Vorlagen kann er eine durchaus erfolgreiche Bilanz vorweisen. Kein Wunder also, dass das Trainerteam um Chef Barry Trotz auch in den Playoffs auf ihn zählt.

Die Saison hat für mich mit der Verletzung im Trainingscamp sehr schlecht begonnen, weil ich erst wieder ein paar Spiele in der AHL machen musste, ehe ich zu den Predators durfte“, resümiert Josi und fügt hinzu: „Ab dem Zeitpunkt lief es aber für mich super.“ Eine Analyse, die man teilen kann.

Daran ändert auch nichts, dass ihm in Spiel 3 der aktuellen Serie gegen die Detroit Red Wings beim Stand von 2:0 zugunsten seiner Farben ein schwerer Fehler unterlief. Hinter dem Tor verlor er die Scheibe an seinen Gegenspieler Pavel Datsyuk und dieser hatte keine Mühe, den überraschten Pekka Rinne im Tor der Predators zu überwinden. „Es ist nicht so schön, wenn einem so etwas passiert, weil man seinem Team schadet“, gibt Josi zu bedenken. „Da war ich für einen Moment sehr enttäuscht, aber das Spiel ging noch gute 30 Minuten, dann muss du das schnell abhaken und vorwärts schauen, weil es einfach nur weitergeht.“

Die Resonanz in der Mannschaft darauf war aber „nur positiv“. Eine Reaktion, die gerade für einen jungen Spieler natürlich extrem wichtig ist und selbst der Trainer nahm die Situation ohne Kommentar zur Kenntnis: „Meine Mannschaftskollegen haben mich aufgebaut und mir gut zugeredet. Jeder im Stadion hat gesehen, dass es mein Fehler war, von daher hat der Trainer auch nichts dazu gesagt.“

Die gute Stimmung in der Mannschaft macht nahezu alles möglich, aber der Blick von Roman Josi in die Zukunft fällt sehr bescheiden aus, wenngleich das Ziel klar ist: „Schwierig zu sagen, wie weit wir kommen werden. Wir führen 3-1 gegen Detroit und müssen erst den nächsten Schritt gehen, das heißt möglichst am Freitag zu Hause den Sack zuzumachen. Unser Ziel ist es natürlich den Stanley Cup zu gewinnen, aber es ist ein schwerer Weg, da kann man nur von Spiel zu Spiel schauen.“

Klar ist für den im Jahr 2008 an 38. Stelle gedrafteten NHL-Akteur ebenso, wer hauptverantwortlich für die Erfolge der Mannschaft ist: „Den Unterschied hat bisher Pekka Rinne ausgemacht“, stellt er eindeutig fest. „Er war in jedem Spiel extrem gut und hat gerade im letzten Spiel gezeigt, dass er noch besser sein kann. Das beflügelt selbstverständlich das ganze Team.“

Unter dieser Voraussetzung erleichtert sich dann auch die Aufgabe der Defensive erheblich: „Ein guter Torwart gibt der Verteidigung natürlich entsprechende Sicherheit und es spielt sich leichter, wenn man weiß, man hat einen Torwart, der für einen Spiele gewinnen kann.“

Neben dem 29-jährigen Finnen Rinne, der für einen Torhüter unglaubliche 73 Partien in der regulären Saison absolviert hat, sind aber genauso die Verpflichtungen des Managements zur Trading Deadline ein Schlüssel zum Erfolg. „Hal Gill ist ja leider verletzt, aber Andrei Kostitsyn und Paul Gaustad sind extrem wichtige Spieler für uns“, bekennt Josi. „Die Verpflichtungen haben uns in der Offensive flexibler und dadurch für den Gegner schwerer berechenbar gemacht.“

Obwohl mittlerweile acht Spieler aus der Schweiz in der NHL in dieser Spielzeit aktiv waren, ist Roman Josi derjenige, der als Einziger die schweizer Fahnen in den NHL Playoffs noch hochhält. „Es ist cool für mich, aber es wäre auch schön gewesen, wenn sich noch andere Schweizer qualifiziert hätten“, sagt der junge Blueliner und zieht sogleich seinen Anreiz daraus: „Aber das spornt schon an, noch lange dabei bleiben zu wollen.“

Möglich, dass der Traum zumindest für dieses Jahr schon bald ausgeträumt ist, aber die Reise kann gleichfalls noch bis Juni andauern. Ausgeschlossen scheint derzeit nichts. Konkrete Pläne hat Josi noch nicht, was er mit dem Stanley Cup machen würde, wenn er ihn gewinnen sollte, aber Vorstellungen schon: „Ich würde sicher mit der Familie und Freunden ordentlich feiern und in meiner Heimstadt in der Schweiz etwas veranstalten.“

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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