Als für die New York Rangers die NHL-Saison 2011/12 im vergangenen Oktober mit einer 1-2 Niederlage nach Penaltyschießen gegen die Anaheim Ducks im Globen von Stockholm begann, hätte wohl niemand damit gerechnet, dass das Team aus Manhattan am Ende Platz Eins in der Atlantic Division belegen und damit ein ernstzunehmender Kandidat auf den Cupgewinn sein wird.
18 Jahre ist es mittlerweile her, dass die Traditionsmannschaft aus dem Zentrum von New York die Teams aus Philadelphia, Pittsburgh oder New Jersey hinter sich gelassen hat. Zuletzt ist ihnen dieses in der Spielzeit 1993-94 geglückt. Anschließend gewannen die Rangers den Stanley Cup.
Es ist kein Zufall, dass die ‚Blueshirts‘ nach vielen erfolglosen Jahren seit 1998, in denen sie achtmal die Playoffs verpasst hatten und nur zweimal in die zweite Playoffrunde einziehen konnten, plötzlich wieder vor Selbstbewusstsein strotzen.
Mit John Tortorella haben sie sich vor 2 ½ Jahren für einen Trainer entschieden, der die Franchise noch aus seiner Zeit als Assistenztrainer in der Saison 1999-2000 gut kannte und der bekannt dafür ist eine Mannschaft konstant aufbauen zu können.
Nicht von ungefähr konnte Tortorella 2004, im dritten Jahr bei den Tampa Bay Lightning als Headcoach, den Titel gewinnen. Das Management der Rangers gab ihm ebenfalls die Zeit ein Team nach seinen Vorstellungen und Wünschen zusammen zustellen und bei Tortorella steht eben nicht der einzelne Star im Vordergrund sondern das Teamgefüge muss stimmen. Ein Blick auf die Tabelle, mit den New York Rangers an der Spitze selbiger, gibt seinem Konzept recht.
Tortorella legt großen Wert auf die Defensivarbeit. Nicht von ungefähr haben die Rangers in der laufenden Saison im Osten der Liga die wenigsten Gegentore hinnehmen müssen. Auf einen Akteur kann sich da Tortorella vor allem verlassen – auf seinen schwedischen Schlussmann Henrik Lundqvist. Ein gutes dreiviertel aller Saisonspiele der Rangers hütete der 30-jährige Skandinavier den Kasten der Rangers und dies mit Bravour. Mit einem Gegentrefferschnitt von 1,92 und einer Rettungsquote von annähernd 94 Prozent ist er das Maß aller Dinge unter den Torleuten der Eastern Conference. Achtmal konnte er bisher in der laufenden Saison seinen Kasten sauber halten, so oft wie kein anderer Torsteher im Osten der Liga.
Nicht von ungefähr zollen Lundqvist nach fast jedem seiner Einsätze Gegner und Teamkollegen Respekt. Begriffe wie ’sensationell‘, ‚phänomenal‘ und ‚herausragend‘ fallen im Zusammenhang mit Lundqvists Leistungen nach Auftritten in der Liga regelmäßig. Seit seinem NHL-Debut in der Spielzeit 2005-06 konnte Lundqvist in allen Saisons mehr als 30 Siege für sich und seine Rangers verbuchen – eine Bilanz, die in der Geschichte der NHL noch kein Torhüter vor ihm ausweisen konnte.
Lundqvist selbst sieht sein Erfolgsrezept darin sich auf jede Partie voll fokussieren zu können. Nur einmal fiel ihm dies nach eigenem Bekunden in der laufenden Saison besonders schwer: „Beim Winter Classics Game in Philadelphia gegen die Flyers, da war ich schon beim Aufwärmen so beeindruckt von der Atmosphäre, da kam es für mich einem Kunststück gleich, die Balance zwischen Konzentration und dem Genuss überhaupt dabei sein zu dürfen, zu finden.“ Doch auch dieses Kunststück ist Lundqvist gelungen. Die Rangers gewannen damals die Partie am Neujahrstag und es sollten noch viele Siege folgen.
Auf seine starken Leistungen angesprochen verweist Lundqvist, ein Sportsmann aller Ehren, aber auch immer wieder auf die Dienste, die seine Vorderleute für ihn verrichten und ohne die er nie solche Erfolge verbuchen könnte. Ein Michael Del Zotto, ein Ryan McDonagh, Dan Girardi und Anton Stralman, alle vier mit einem +/-Wert von an die +20 oder mehr arbeiten so konsequent nach hinten und stehen so kompakt in der Abwehr, dass viele Torchancen der Gegner schon vereitelt werden, ehe sie überhaupt entstehen und zu einem Problem für Henrik Lundqvist werden könnten.
Das Team von John Tortorella hat dessen Eishockeyphilosophie, dass man nur über das Kollektiv persönliche Triumphe feiern kann, verinnerlicht und setzt diese Philosophie bisher auch mit Erfolg um. In den Playoffs werden die Karten zwar neu gemischt, doch wer weiß vielleicht kommt der nächste Stanley Cup Champion wieder einmal aus dem Herzen New Yorks mit einem schwedischen Torwart, der auf internationaler Bühne schon mit zwei Silbermedaillen bei Weltmeisterschaften und einer Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Turin 2006 ausgezeichnet wurde, dem aber diese Trophäe, die größte die es im Eishockeysport zu gewinnen gibt, noch fehlt.