Zwei Deutsche bei den Marlies, ein Ziel: Die NHL

Der Münchner Verteidiger Korbinian Holzer und der Berliner Flügelstürmer Marcel Müller, beide Jahrgang 1988, stehen seit zwei Jahren im Kader der Toronto Marlies, dem Farmteam der Toronto Maple Leafs. Der Weg nach oben in den Stammkader der traditionsreichen NHL-Franchise erweist sich für die Deutschen als nicht gerade einfach.

Neben der Leistung auf dem Eis gehören eben auch reichlich Geduld und Glück dazu den Sprung in die NHL zu schaffen. Dementsprechend zieht Korbinian Holzer ein positives Fazit aus dem bisherigen Saisonverlauf: „Aus sportlicher Sicht verlief das Jahr für mich ganz gut. Ich habe gepunktet, bekomme viel Eiszeit und unsere Marlies liegen auf Playoffkurs.“

Dreimal wurde Holzer zu den Toronto Maple Leafs berufen. Als einen Grund, dass es dann bedauerlicherweise doch nicht zu einem Einsatz gekommen ist, sieht er die damalige Tabellensituation. „Als ich ins NHL-Team berufen wurde waren die Leafs noch mitten im Rennen um die Playoffs. Da war es für sie schwierig unerfahrene Spieler einzusetzen. Mit den Berufungen habe ich aber einen weiteren Schritt nach vorne in meiner sportlichen Entwicklung gemacht.“

Auch Marcel Müller ist im Großen und Ganzen zufrieden mit dem Saisonverlauf. Er konnte in 68 Partien für die Toronto Marlies 13 Tore und 29 Assists erzielen. Einen Wermutstropfen gab es für ihn dennoch. „Ich hätte schon sehr gerne oben in der NHL gespielt. Es sollte dieses Jahr halt nicht sein.“

Aufgrund einer enttäuschend und unerwartet schwach verlaufenden zweiten Saisonhälfte liegen die Toronto Maple Leafs mittlerweile in den unteren Tabellenregionen der Eastern Conference. Ihre Playoffhoffnungen konnten sie schon vor Wochen ad acta legen. Ist dies ein Vorteil für die beiden deutschen Spieler? „Wenn wir jetzt mit den Marlies tolle Playoffs hinlegen, dann schaut es vielleicht nicht schlecht für uns junge Spieler aus, sollte bei den Leafs ein größerer Umbruch stattfinden,“ gibt sich Müller zuversichtlich.

Gute Playoffs zu spielen, das ist auch für Holzer das Wichtigste: „Ich versuche nur durch Leistung mich zu empfehlen. Der Rest steht nicht in meiner Macht. Die Organisation hier ist super und es macht mir sehr viel Spaß hier zu spielen. Alles andere muss man ausblenden, da man es sowieso nicht beeinflussen kann.“

Der Aufstieg in die NHL erweist sich häufig als Geduldsspiel. Doch mit Dennis Seidenberg, Alexander Sulzer und Christian Ehrhoff haben bereits drei deutsche Verteidiger bewiesen, dass die Geduld am Ende doch noch belohnt wird. Sulzer spielte drei Jahre bei den Milwaukee Admirals in der AHL ehe er den Sprung in die NHL bei den Nashville Predators geschafft hatte. Über den Umweg Florida Panthers und Vancouver Canucks ist er seit der Trading Deadline Ende Februar Stammspieler bei den Buffalo Sabres. Seidenberg gewann mit den Boston Bruins im letzten Jahr sogar den Stanley Cup. Seine Karriere in Nordamerika begann bei den Philadelphia Phantoms für die er drei Jahre in der AHL aktiv gewesen war. Anschließend folgten Stationen in Philadelphia bei den Flyers, in Phoenix, in Carolina und in Florida. „Es dauert eben manchmal etwas länger bis man die richtige Organisation gefunden hat,“ gibt sich Holzer zuversichtlich was seine eigene Eishockeykarriere betrifft.

Holzer ist sogar der Meinung, dass es nicht zwingend schwerer ist in der NHL zu spielen als in der AHL: „Klar das Tempo ist schon höher. Die Spieler in der NHL sind deutlich raffinierter und ausgebuffter. Da sind schon Kaliber in der NHL. Nicht umsonst ist es die beste Eishockeyliga der Welt. Man muss in jeder Sekunde hellwach sein, jedes kleinste Detail richtig machen. Es ist aber auch leichter dem nachzukommen, weil die Mitspieler eben auch so gut sind. Da hält jeder seine Position inne und spielt strikt nach System. Wenn man sich an das Tempo in der NHL einmal gewöhnt hat und dieses auch mitgehen kann, dann ist es sogar leichter dort zu spielen als in der AHL.“

Um ihre sportliche Zukunft sorgen sich Korbinian Holzer und Marcel Müller nicht und das obwohl ihre Verträge bei den Toronto Marlies auslaufen. Zur Trading Deadline gab es sogar das Gerücht, dass Holzer bei einem Spielertausch involviert sein könnte. „Mitbekommen habe ich das auch und darüber mit dem Trainer gesprochen. Doch letztendlich blendet man das aus. Wenn die Entscheidung eines Trades gefallen ist, dann erfährt dies der Spieler als Letzter. Ein Teamwechsel wäre auch in Ordnung gewesen aber so bin ich schon froh bei den Marlies weiterspielen zu können. Neue Vertragsangelegenheiten können sich hier lange hinziehen, eventuell sogar bis in den Spätsommer hinein.“

Jetzt gilt es für die beiden Deutschen zunächst einmal perfekte Playoffs hinzulegen und damit einen weiteren Grundstein für ihre NHL-Zukunft zu legen. Die Toronto Marlies belegen Platz 1 in der North Division mit elf Punkten Vorsprung gegenüber den Lake Erie Monsters und starten damit so gut wie sicher mit Heimrecht in die erste Playoffrunde. Viel Glück!

Dieser Artikel erschien auch auf NHL.com/de

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