GM Bergevin zum Abwärtsstrudel

Im Oktober sah es zum Saisonstart so aus, als wollten die Montreal Canadiens endlich wahrmachen, wofür sie schon so lange kämpfen: Der erste Stanley Cup Sieg einer kanadischen Mannschaft seit ihrem letzten Triumph 1993.

Der Startrekord von neun Siegen in Folge nährte zumindest diese Hoffnung bei allen Fans der traditionsreichen Mannschaft. Auch im November lief es positiv weiter, denn 19 Siege in den ersten 26 Spielen sorgten für einen komfortablen Vorsprung von elf Punkten an der Spitze der Atlantic Division und sechs Zählern in der Eastern Conference.

Das war am 3. Dezember 2015. Heute sieben Wochen später erschreckt der Blick auf die Tabelle alle Anhänger der Frankokanadier. Nach nur vier Siegen in den vergangenen 21 Spielen sind die Canadiens erstmals in dieser Woche aus den Playoffrängen gerutscht.

„Es ist eine schwierige Zeit für unsere Organisation und genauso die Spieler“, sagte General Manager Marc Bergevin, der sich am vergangenen Donnerstag der Presse in einer Konferenz stellte. „Ich möchte klarstellen, dass ich sehr viel Vertrauen in unsere Gruppe von Trainern und Spielern habe.“

Bergevin brach mit den üblichen Mechanismen des Profisports und erklärte, dass er alleine für die Misere verantwortlich sei und nahm Trainer Michel Therrien und die Spieler so aus der Schusslinie. Er hätte schließlich das Spielermaterial zusammengestellt.

Weiterhin stellte Bergevin fest, dass Therrien in Zukunft ruhig weiter arbeiten dürfe und das aus gutem Grund. „Michael beherrscht seine Verantwortlichkeit“, sagte der Manager lobpreisend. „Er ist am Puls der Mannschaft. Er ist ein penibler Arbeiter. Er ist ein menschlicher Typ. Er ist ein exzellenter Trainer. Er kommuniziert sehr gut mit den Spielern. Er weiß, dass er sie besser machen muss und arbeitet daran an jedem neuen Tag.“

Es wäre sicher zu einfach, das Tief von Montreal an den Verletzungen von Torhüter Carey Price festzumachen, doch Fakt ist, dass die Nummer 31 ein Punktegarant auf dieser im Eishockey so wichtigen Position ist.

In seinen 12 Einsätzen im Oktober und drei Ende November verbuchte Price zehn Siege. Vertreter Mike Condon kommt in 31 Spiele gerade einmal auf zwei Siege mehr und auch der am 28. Dezember extra von den Edmonton Oilers geholte Ben Scrivens hat seine drei Auftritte allesamt verloren.

Nun musste Bergevin die Öffentlichkeit informieren, dass sich das für nach dem All-Star Game Anfang Februar angekündigte Comeback des amtierenden Hart und Vezina Trophy Price sich um weitere drei bis vier Wochen verzögere. Das macht die Aufgabe, die Wende zu schaffen nicht einfacher.

„Carey Price ist unser Nummer 1 Torhüter“, sagte Bergevin. „Vergangenes Jahr war er der wertvollste Spieler der Liga. Er gehört natürlich zu unseren besten Spielern, wenn er nicht sogar unser bester Spieler ist. Für mich ist der Torhüter eine Schlüsselposition. Carey Price zu ersetzen ist unmöglich. Mike und Ben haben einen tollen Job gemacht, aber sie sind nicht Carey Price. Das ist die Wirklichkeit.“

„Wir vermissen Carey auf dem Eis und auch in der Mannschaft. Wenn ein Gegner gegen die Canadiens ohne Carey Price im Tor spielt, ist die Gedankenlage anders. Ich will unseren anderen beiden Torhütern nichts absprechen. Sie haben beide gut gearbeitet. Aber wir müssen einen Weg finden ohne Carey Price zu gewinnen. Das ist Fakt.“

Sollte sich neuer Erfolg nicht bald einstellen, dann ist die Qualifikation für die Playoffs ernsthaft in Gefahr. Sollte Price Ende Februar wieder in das Geschehen eingreifen, dann könnte es zu spät sein, vor allem weil dann die Frage ist, ob sich dieser nach drei Monaten Pause schon gleich in Topform befindet.

Bergevin verdeutlichte, dass er viele Anfragen von Kollegen bekäme, die gute Spieler als Gegenleistung für Lösungen, welche die Canadiens eventuell momentan weiterbringen könnten, verlangen würden. Er sei aber nicht dazu bereit junge Talente für den kurzfristigen Erfolg zu opfern.

„Ich will gewinnen“, fasste Bergevin zusammen. „Ich will das Team erfolgreich sehen. Ich verstehe, dass die Fans verärgert sind, weil sie mitfiebern und es für sie eine Herzenssache ist. Sie möchten genauso, dass das Team Erfolg hat und gewinnt. Wir müssen zusammenarbeiten, dass wir da heraus kommen, indem wir positiv bleiben und unseren Fokus auf die guten Dinge legen.“

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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