Kings bauen auf ihre Stärken

Die Los Angeles Kings haben aus ihren Fehlern der vergangenen Spielzeit, in der sie die Playoffs verpasst hatten, gelernt und zu alten Tugenden zurückgefunden.

In der gesamten letzten Saison hatten die Kalifornier sieben Spiele in der Overtime und acht von zehn Partien im Penaltyschießen noch verloren. In diesem Jahr haben die Kings in knappen Spielen häufig bereits in der regulären Spielzeit die Nase vorn. Auch in der Verlängerung verloren sie noch keine Begegnung und nur einmal mussten sie sich im Shootout geschlagen geben.

Ihren fünften Overtimeerfolg der Saison konnten die Kings in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch in der Nationwide Arena von Columbus feiern. Alec Martinez beendete nach 4 1/2 Minuten in der Verlängerung eine erfolgreiche Aufholjagd, die Christian Ehrhoff Ende des zweiten Durchgangs mit seinem zweiten Saisontor, einem Schuss wie ein Strich, eingeläutet hatte. Die Kings dominierten ihren Gastgeber über die gesamten 60 Minuten und sie ließen sich auch nicht von einem, den Spielverlauf auf den Kopf stellenden, 0-2 Rückstand aus dem Konzept bringen. Blue Jackets Trainer John Tortorella sprach sogar davon, dass es sich um ein Spiel ‚Männer gegen Jungs‘ gehandelt habe, wobei er mit Männer nicht sein Team gemeint hatte. Kings Coach Darryl Sutter fand trotz der Überlegenheit ein kleines Haar in der Suppe: „Wir dürfen niemals 0-2 in Rückstand geraten. Wir waren gut genug, um nach dem ersten, dem zweiten und dem dritten Drittel in Führung zu liegen.“

Nach ihrem fünften Sieg in Folge, dem siebten Spiel hintereinander in dem sie punkten konnten, liegen die Kings unangefochten auf dem ersten Platz in der Pacific Division. Neun Zähler beträgt ihr Vorsprung auf die San Jose Sharks und sogar zehn auf ihre Nachbarn aus Anaheim. Es ist nichts Neues, dass Los Angeles über eine gute Defensivabteilung mit einem herausragenden Schlussmann Jonathan Quick verfügt. Der Stanley Cup Champion von 2014 hatte schon in der Vorsaison die viertwenigsten Gegentore kassiert – im Durchschnitt waren es 2,50 Tore pro Spiel. In den bisherigen 27 Saisonpartien ließen die Kings nur 57 Treffer zu, was einem Schnitt von 2,11 Toren pro Spiel entspricht. Verbesserungsbedarf gibt es dagegen im Spiel nach vorne. Aktuell belegen die Kings bei den geschossenen Toren ligaweit nur den 17. Platz. 45 Prozent ihrer bisher 71 Treffer gingen auf das Konto ihrer drei Topstürmer Jeff Carter und Tyler Toffoli (jeweils elf Tore) sowie Milan Lucic (neun Tore).

Doch auch in diesem Punkt haben sich die Kings in den letzten Wochen gesteigert. „Obwohl wir sehr stolz darauf sind, dass wir eine großartige Abwehr haben und nur wenig zulassen, müssen und werden wir unser Hauptaugenmerk darauf legen, dass auch andere Sturmreihen Torgefährlichkeit ausstrahlen“, kündigte Kings Associate Headcoach John Stevens schon vor Wochen an. Gesagt, getan: Alec Martinez verdoppelte in den vergangenen sieben Partien seine Torausbeute, Anze Kopitar punktete in fünf dieser Spiele (ein Tor, fünf Assists) und Marian Gaborik ließ seine alten Torjägerqualitäten mit zwei Treffern, darunter das Siegtor in der Verlängerung, beim 3-2 Heimtriumph über die Chicago Blackhawks wieder aufblitzen. Der 33-jährige Slowake erzielte seit Mitte November sieben seiner bisher neun Saison-Scorerpunkte. Sutter erhofft sich eine Initialzündung bei dem Rechtsaußen: „Torjäger bekommen Vertrauen in sich selbst, wenn ihnen Tore gelingen. Ich hoffe, dass das der Anfang war.“

Tanner Pearson, Los Angeles Erstrundendraftpick vom NHL Draft 2012, ist nach seiner monatelangen Verletzungspause in der zweiten Saisonhälfte 2014/15 noch auf der Suche nach der Form, aber er ist auch ein Indiz dafür welches Offensivpotenzial bei den Kings noch schlummert. Der 23-Jährige, seit sieben Spielen ohne Zähler, ist auf jeden Fall zuversichtlich: „Ich habe einen schlechten Saisonstart erwischt, konnte das Tempo nicht mitgehen, aber ich fühle mich von Spiel zu Spiel besser und ich werde auch wieder punkten.“

Momentan ist es den Kings das Wichtigste zu punkten und sich einen großen Vorsprung gegenüber den Verfolgern zu verschaffen. Manchmal gelingt es ihnen durch eine starke Defensivleistung, manchmal durch großartige Tore. Sie können auf viele, unterschiedliche Art und Weisen siegen und das zeichnet sie in diesem Jahr ganz besonders aus.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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