Was zählte war nur der Sieg

Die Lightning waren das bessere Team, doch die Blackhawks behielten die Oberhand.

Es ist nichts Neues, das es in Partien zwischen den Tampa Bay Lightning und Chicago Blackhawks eng zugeht. Mit nur einem Tor Unterschied endeten neun der letzten elf Aufeinandertreffen seit 2011. 2-1, 3-4, 2-3, 2-1 lauteten die Endstände der bisherigen vier Begegnungen im Stanley Cup Finale 2015. Knapper geht es nicht!
In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag konnten die Blackhawks vor heimischer Kulisse die Finalserie 2-2 ausgleichen. Ihre Chancen, zum dritten Mal in sechs Jahren, die begehrteste Eishockeytrophäe in den Händen halten zu dürfen, stehen nun 50/50. Mindestens 50/50, wenn man berücksichtigt wie die vier Partien gelaufen sind. Schon in den ersten drei Spielen waren die Lightning für das Traditionsteam ein mehr als ebenbürtiger Gegner gewesen, auch vergangene Nacht kontrollierte Coopers Mannschaft lange Zeit das Spiel, doch die Serie steht nun pari.

Das Glück hatte die Blackhawks nicht verlassen oder war es die größere Playofferfahrung, die letztendlich den Ausschlag gab? Es ist wohl von beidem etwas. Die Blackhawks wissen aus der jüngsten Vergangenheit, wie man mit Rückschlägen umgehen muss: Im Western Conference Finale gegen die Anaheim Ducks lag Chicago nach Spiel 1, 3 und 5 hinten und zog in das Finale ein. Im vergangenen Jahr gaben sie in der ersten Playoffrunde den Blues das Nachsehen, nachdem sie die ersten zwei Partien gegen diese verloren hatten, und auch auf ihrem Weg zum Titelgewinn im Jahre 2013 holten sie mit drei Siegen in Folge gegen ihren Erzrivalen aus Detroit einen 1-3 Rückstand auf.

Nach zwei Niederlagen hintereinander hatte Chicagos Cheftrainer Joel Quenneville seine Sturmreihen durcheinandergemischt. Andrew Shaw rutschte von der vierten in die zweite Sturmformation. Patrick Sharp stürmte neben Jonathan Toews und Marian Hossa in der ersten Reihe und Sharps freigewordene Position in der dritten Reihe übernahm Brad Richards. Offensiv zeigte diese taktische Umstellung zunächst keinerlei Wirkung. In den ersten 25 Spielminuten kamen die Hausherren auf gerade einmal drei Torschüsse. Dennoch war Quenneville zufrieden: „Ich bewerte unsere Leistung nach den zugelassenen Torchancen. Bei 5-gegen-5 ließen wir keine zu.“

Als Matchwinner kristallisierten sich schließlich Schlussmann Corey Crawford und Brandon Saad, der Schütze zum 2-1 Siegtor, heraus. Eine knappe Viertelstunde vor Spielende bugsierte er mit der Rückhand seinen eigenen Rebound durch die Schoner von Tampas jungem Torwart Andrei Vasilevskiy. Dem Ganzen vorangegangen war ein gewonnenes Bully von Richards. „Da hatte ich ganz schön viel Glück. Ich wollte nur vor den Kasten ziehen und Chaos verursachen. Ihr Schlussmann erwischte den Puck mit der Kelle, dieser fiel mir vor die Füße und landete schließlich vor meinem Schläger. Ich versuchte ihn zu erwischen und ihn irgendwie in Richtung Tor zu bringen und, was soll ich sagen, er war drin“, schilderte nach der Partie Chicagos Linksaußen das spielentscheidende Geschehen auf dem Eis. „Wie er heute gespielt hat, mit viel Zug zum Tor, das liebe ich“, lobte Quenneville den 22-Jährigen und fügte hinzu, dass Saad stets gefährlich sei und eine sehr gute Vorstellung abgeliefert habe.

Dieses Urteil über Saads Leistung wäre auch nicht schlechter ausgefallen, hätte den Lightning in der noch verbleibenden Zeit nicht das Pech am Schläger geklebt oder wäre Crawford dem Ausgleichstreffer nicht im Weg gestanden. „So etwas nenne ich einen Torwartsieg. Es gefiel mir, wie er gekämpft hat“, äußerte sich Quenneville sehr positiv zu Crawfords Leistung.

Die größte seiner 24 Rettungstaten gelang dem 30-jährigen Torwart in der Schlussminute gegen Steven Stamkos. Der Kapitän der Lightning empfand die Niederlage als ganz bitter: „Ich dachte wir haben sie im Griff. Wir haben uns gut gefühlt und dann kommt es zu so einem Bully. Jetzt müssen wir nach vorne schauen und bereit sein für die nächste Partie vor unseren eigenen Fans.“

Aus dem Lager der Blackhawks gab es aber auch kritische Stimmen zu ihrem Auftritt. Richards meinte, dass sie in den letzten Minuten ums Überleben gekämpft haben. Chicagos erfahrener Verteidiger Kimmo Timonen sprach davon, dass Tampa das bessere Team gewesen sei und fügte hinzu: „Das ist aber zu diesem Zeitpunkt des Jahres völlig egal, denn wir haben gewonnen. Nun haben wir zwei Tage Pause und können darüber nachdenken, was wir im nächsten Spiel besser machen müssen.“

Bereits am Mittwoch hatte Chicagos Chefcoach angekündigt, dass das beste Spiel seiner Blackhawks noch aussteht. Spiel 4 war es definitiv nicht, doch sollte sich Quennevilles Prophezeiung bewahrheiten, dann könnte das Pendel in dieser Finalserie noch in Richtung Chicago ausschlagen.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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