Analyse Spiel 1 SCF

Wieder einmal bewahrheitete sich ein ungeschriebenes Gesetz der Stanley Cup Playoffs. Nicht die Starspieler der ersten Linie sind es immer, die den Unterschied machen, sondern häufig Spieler aus den hinteren Reihen. Nur die Mannschaft, die hier gut besetzt ist, hat auch Siegchancen.

Mit den Chicago Blackhawks Stürmern Teuvo Teravainen und Antoine Vermette drehten zwei Akteure das erste Spiel des diesjährigen Stanley Cup Finales gegen die Tampa Bay Lightning innerhalb von nicht einmal zwei Minuten im dritten Drittel, die noch zu Saisonbeginn nicht einmal im Kader standen.

Der 20-jährige Teravainen war damals im AHL-Farmteam in Rockford und durfte erstmals am 4. Januar für die Blackhawks in der NHL auf Torejagd gehen. Der 32-jährige Vermette wurde zwei Tage vor der Trading Deadline am 28. Februar von den Arizona Coyotes verpflichtet.

Für letzteren war es der zweite wichtige Siegtreffer nach seinem Tor zum 5-4 in der zweiten Verlängerung des vierten Spieles im Western Conference Finale gegen die Anaheim Ducks, welches den wichtigen 2-2 Ausgleich in der Serie bescherte.

Bedeutsam war, dass der junge Teravainen auch wesentlichen Anteil am 2-1 hatte. „Ich glaube das war ein großartiges Beispiel dafür, wie wir versuchen zu spielen, versuchen unsere Geschwindigkeit zu nutzen und uns zu bewegen, besonders am Ende“, analysierte Vermette im Anschluss bei der Pressekonferenz. „Ich glaube bei diesem Spielzug war es großartige Arbeit. Teuvo arbeitete hart, eroberte den Puck und wir brachten ihn erfolgreich Richtung Tor.”

Ein anderer, von dem es erwartet werden konnte, steht ebenfalls weiter im Mittelpunkt. Es kommt nicht von ungefähr, dass Chicago Verteidiger Duncan Keith auf der Liste der Kandidaten für die Conn Smythe Trophy (Playoffs-MVP) ganz oben steht. Mit seinem Assist bei Teravainens Tor verbuchte er seine 17. Vorlage und den 19. Punkt der Playoffs. Er ist damit der erste Verteidiger seit den 23 Assists von New York Rangers Brian Leetch 1994, der diesen Wert erreichte und weiter ausbauen kann.

Phänomenal sind außerdem seine über 31 Minuten Eiszeit, die er im Schnitt in dieser KO-Runde herunterspult.

Nach der Schlusssirene war natürlich die Erfahrung erneut ein großes Thema. Die routinierten Blackhawks hatten sich gegen die „Grünschnäbel“ Lightning am Ende durchgesetzt. In der Tat war von Tampa im Schlussabschnitt nicht viel zu sehen, als den Vorsprung über die Zeit zu bringen. Die größte Chance, die Führung zu verdoppeln, hatte Ryan Callahan kurz vor dem Ausgleich. Sein Schuss alleine vor Corey Crawford war aber zu ungenau.

„Die eine Sache ist definitiv, dass wenn wir zurückliegen, verfallen wir nicht in Panik, wir ändern nicht unseren Stil“, sagte Chicago Stürmer Marian Hossa, der zum fünften Mal in den vergangenen acht Jahren im Stanley Cup Finale steht. „Ich glaube so viele Jungs von uns gingen durch so viele enge Spiele so viele Male, dass wir wissen, wenn wir unser System zu Ende spielen, werden wir auch Chancen erhalten. Und wir haben genug Jungs, die Tore machen können.“

Bitter für Tampa Bay war, dass sie über 53 Minuten den Gegner gut im Griff hatten und trotz mehr Puckbesitz derer eigentlich wenige Chancen zuließen. „Wenn ich den Spielbericht aufschlage, dann sehe ich keinen Kane oder Toews oder andere dieser Jungs darauf“, analysierte Bolts Trainer Jon Cooper. „“Ceddy, Cally, Killer oder Brown machten einen Superjob gegen sie. Man kann nicht viel mehr erwarten als das. Sie sind Weltklassespieler. Man weiß, dass man sie nicht für immer ausschalten kann. Aber wenn wir einen defensiven Einsatz wie diesen umsetzen können, dann erhöht es deutlich unsere Chancen.“

Ausgerechnet der zuvor überzeugende J.T. Brown war es, der die Scheibe vor dem entscheidenden Treffer von Chicago nicht aus der eigenen Zone brachte und sie an Teravainen verlor und schließlich sein Pech in der Szene perfekt machte, indem er den Schuss von Vermette beim Abwehrversuch unglücklich und unhaltbar für seinen Torhüter Ben Bishop in den Winkel abfälschte.

Somit wurde das schönste Tor des Abends, vielleicht sogar der gesamten Playoffs wertlos. Die 1-0 Führung von Alex Killhorn in der 5. Minute war besonders. Leicht versetzt mit dem Rücken zum Tor flog der Puck auf der dem Gehäuse abgewandten Seite an ihm vorbei und er fälschte diese mit dem Schläger geschickt hinter ihm vorbei ins Netz ab.

„Es ist spaßig, weil er die eine bei seiner ersten Eiszeit, die wir erhalten haben, verpasste und dann diese machte“, sagte Cooper. „Er arbeitet für seine Möglichkeiten. Er hat sich diese eine erarbeitet. Ich dachte das war sehr verdient, weil er unglaublich gute Playoffs für uns spielt. Aber wir müssen mehr bringen als dieses eine. Das war alles, was wir heute erreicht haben.“

Etwas Spaß gab es danach in der Kabine der Blackhawks für die anwesende Presse. Befragt nach seinem Tor antwortete der Finne Teravainen: „Als ich das Tor gemacht habe war das erste, was ich gedacht habe, ‚Oh nein, ich muss jetzt dann vor die Medien’.“ Auf Nachfrage eines Reporters, ob die Presse wirklich so schrecklich sei, entgegnete er: „Yeah, das seid ihr.“

Erfolg hat also seine Schattenseiten, aber es sollte für ihn und jeden verkraftbar sein, wenn zukünftig weiter am Ende der Sieg steht. Ob erneut Spieler aus dem zweiten Glied die vorherrschende Rolle spielen werden, kann im zweiten Spiel in der Nacht von Samstag auf Sonntag ab 1.15 Uhr MESZ in Tampa verfolgt werden, ehe die Serie nach Chicago wechselt.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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