Nur zwei Zähler trennen die fünf besten Scorer in der NHL. Wer holt sich die Art Ross Trophy?
Sie zählt zu den wichtigsten persönlichen Auszeichnungen, die man in einer Mannschaftssportart wie Eishockey als Spieler am Ende einer Saison gewinnen kann – die Art Ross Trophy. Sie wird seit der Saison 1947/48 an den Spieler, der die reguläre Saison mit den meisten Scorerpunkten abschließt, verliehen.
Der erste Gewinner war Elmar Lach von den Montreal Canadiens, dem damals in 60 Partien 61 Scorerpunkte gelangen. Noch weitere achtmal konnte ein Stürmer des frankokanadischen Rekord Stanley Cup Champions die Art Ross Trophy gewinnen. Am häufigsten durften sich jedoch Spieler der Pittsburgh Penguins über diese Auszeichnung freuen. An die Penguins Mario Lemieux, Jaromir Jagr, Evgeni Malkin und Sidney Crosby wurde der Pokal in den Jahren zwischen 1988 und 2014 insgesamt 15 Mal verliehen. In den sieben Jahren zuvor hatte der große Wayne Gretzky ein Abonnement darauf, als er noch für die Edmonton Oilers stürmte. The Great One ist auch der Einzige, dem es gelang für zwei verschiedene Clubs eine Saison als Topscorer der Liga zu beenden. Nach seinem Wechsel zu den Los Angeles Kings räumte er weitere dreimal die Trophäe ab.
Und wie sieht es in dieser Saison aus? Noch nie ging es in der Geschichte der NHL im Rennen um die begehrte Trophäe so spannend zu wie in diesem Jahr. Bereits in knapp drei Wochen ist die reguläre NHL-Saison wieder Geschichte. Die sieben besten Scorer trennen momentan gerade einmal vier Pünktchen, die besten fünf deren zwei. Der Kandidatenkreis wäre sogar noch größer, müssten nicht die verletzten Evgeni Malkin (1,08 Pkt./Sp.) von den Pittsburgh Penguins und Patrick Kane (1,05 Pkt./Sp.) von den Chicago Blackhawks gezwungenermaßen das Rennen von außen verfolgen.
Wer sind die Top 5 Kandidaten auf den Scorertitel in diesem Jahr und wie präsentierten sie sich in den letzten Wochen vor dem Endspurt?
Sidney Crosby, Pittsburgh Penguins (74 Punkte)
Er ist nicht nur ihr Kapitän, sondern auch das Gesicht der Penguins. 2007, im Alter von 19 Jahren, gewann er als jüngster Spieler in der NHL-Historie mit 120 Punkten die Art Ross Trophy. Diesen Erfolg konnte er in der vergangenen Saison mit 104 Zählern wiederholen. Auch in diesem Jahr ist er der heißeste Anwärter auf die Trophäe. Der 27-jährige Center führt nicht nur in absoluten Zahlen die Scorerwertung an, sondern auch nach Punkten pro Spiel (1,10). Im gesamten Saisonverlauf kam es nur dreimal vor, dass Crosby in drei aufeinanderfolgenden Partien nichts Zählbares zustande brachte. In zehn seiner letzten 13 Einsätze für die Penguins punktete Crosby und kam dabei auf fünf Tore und elf Assists. Wie wichtig er für das Spiel der Penguins ist, wurde wieder einmal am vergangenen Wochende deutlich, als er dem Auswärtserfolg in Arizona ein Tor und eine Vorlage beisteuerte.
Alex Ovechkin, Washington Capitals (73 Punkte)
Mit 47 Treffern, bei einem Vorsprung von sieben Toren auf Lightning Steven Stamkos, hat Ovechkin die Maurice ‚Rocket‘ Richard Trophy als bester Torjäger der NHL so gut wie in der Tasche. Es gelang ihm schon zweimal, 2009 und 2014, sie zu verteidigen. Sollte es ihm erneut gelingen, wäre er der erste Spieler, der sie dreimal in Folge gewinnt. Auch die Art Ross Trophy durfte der 29-jährige Russe schon einmal in Händen halten (2008). So wie man Ovechkin kennt, brennt er vor Ehrgeiz, dass ihm dies auch 2015 glücken möge. Seine Aufholjagd startete er Anfang März, als er in fünf aufeinanderfolgenden Spielen für seine Capitals punkten konnte (6 Tore, 2 Assists). Seine letzten zwei Treffer, darunter das Siegtor, gelangen ihm am Donnerstagabend bei den heimstarken Wild.
John Tavares – New York Islanders (73 Punkte)
Der Teamkapitän der Islanders hat in den vergangenen 14 Tagen im Kampf um die Art Ross Trophy gegenüber seinen Mitkonkurrenten etwas an Boden verloren. Vier Partien in Folge war er punktlos geblieben, ehe dem 24-Jährigen Center letzten Samstag in Newark beim Sieg über die Devils wieder ein Assist gelang. Sollte es für Tavares und seine Islanders im Saisonendspurt, neun Spiele stehen für sie noch aus, so gut laufen wie von Mitte Februar bis Anfang März, als Tavares 21 Punkte in 13 Partien gelangen, dann könnte es für ihn sogar noch zum ersten Platz reichen. Zuzutrauen ist ihm auf jeden Fall, dass er seine Bestleistung aus der Saison 2011/12, in der er es auf 81 Scorerpunkte gebracht hatte, noch einstellen kann.
Jakub Voracek, Philadelphia Flyers (73 Punkte)
Für die Flyers geht es in dieser Saison nicht mehr um viel. Eine Playoffteilnahme ist für sie, mit elf Punkten Rückstand, nur noch von rein theoretischer Natur. Ihr tschechischer Rechtsaußen Jakub Voracek hat aber durchaus noch die Chance, als erster Spieler der Flyers, dem es gelang die Art Ross Trophy zu gewinnen, in den Geschichtsbüchern der Franchise Erwähnung zu finden. Die Flyers gewannen von ihren elf Partien im März nur zwei, konnten sie sich aber auf Voracek verlassen, der in schöner Regelmäßigkeit punktete. In den letzten fünf Partien gelangen ihm fünf Vorlagen sowie ein Tor und damit mehr als seinen punktgleichen Konkurrenten. Bei der Overtime-Niederlage in Edmonton war der 25-jährige Außenstürmer an allen drei Treffern seiner Flyers beteiligt gewesen.
Nicklas Backstrom, Washington Capitals (72 Punkte)
Die Capitals haben gleich zwei Eisen im Feuer, wenn es um den Gewinn der Art Ross Trophy geht. Backstrom legt auf und Ovechkin schließt ab. Backstroms 54 Assists in dieser Saison sind ligaspitze. Dem Schweden fehlen in den verbleibenden neun Partien nur noch weitere sieben Vorlagen um seinen Bestwert von 18 Toren und 61 Assists aus der Saison 2013/14 einzustellen. Auch wenn dem 27-Jährigen aktuell nur zwei Zähler auf den führenden Crosby fehlen, gilt er doch als krasser Außenseiter im Kampf um die Scorerkrone. Seinen bis dato letzten Punkt verbuchte Backstrom, übrigens wie sein Teamkollege Ovechkin, im Spiel gegen die Wild.
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