Draisaitl zurück in WHL

„Die Oilers können mich jederzeit nach Hause schicken oder zurück zu meinem Jugendteam“, sagte Leon Draisaitl noch im November bei einem Interview mit NHL.com/de. Er spürte wohl schon damals, dass seine Leistungen nicht ausreichen könnten, die gesamte Saison bei den Edmonton Oilers zu verbringen.

Gut einen Monat später wurde aus den Befürchtungen Realität. Nach 37 Spielen mit zwei Toren und sieben Assists war das Abenteuer NHL für Draisaitl erst einmal beendet. Kurios, dass er in seinem vorerst letzten Auftritt für die Kanadier an Silvester gegen die Calgary Flames zwei Torvorlagen und damit sein erstes Spiel mit zwei Punkten verbuchen konnte.

Zwei Tage später gegen die Colorado Avalanche stand der 19-jährige Deutsche schon nicht mehr im Kader und am vergangenen Sonntag wurde offiziell bestätigt, was sich abgezeichnet hatte: Die Oilers schicken das Talent, welches sie an Nummer 3 beim NHL Draft 2014 gezogen hatten, zurück in die Juniorenliga WHL.

„Wir wünschen Leon das Beste. Zurück in die Nachwuchsliga zu gehen, ist für ihn eine gute Möglichkeit, seine Fähigkeiten zu verfeinern“, erklärte Oilers-Interimstrainer Todd Nelson, der vor kurzem den glücklosen Dallas Earkins als Chef hinter der Bande in Edmonton abgelöst hatte. Es kann nur spekuliert werden, aber möglich, dass Nelson mit ein Grund für die Degradierung von Draisaitl ist.

Der junge Center muss nun zurück, wo er hergekommen ist. Von 2012 bis 2014 hatte er für die Prince Albert Raiders in der WHL gespielt und hatte sich dort durch starke Leistungen für den letztjährigen Draft empfohlen. Seine Rechte sicherten sich die Kelowna Rockets für die er zukünftig auf Punktejagd gehen wird.

Dort feierte Draisaitl beim 4-2 Erfolg über die Vancouver Giants in der vergangenen Nacht einen Einstand nach Maß. Mit einem Tor und einer weiteren Vorlage wurde er zum besten Spieler der Partie gewählt. Seine neue Aufgabe geht der Kölner trotzdem mit viel Freude an: „Es hat Spaß gemacht. Es macht immer Spaß zu gewinnen“, sagte er. „Wir haben aber zu viele Chancen vergeben. Daran müssen wir arbeiten.“

Noch bei der Ankunft am Vortag in Kelowna sagte er den anwesenden Journalisten: „Mein Ziel auf lange Sicht ist es, in der NHL zu spielen.“ Draisaitl, der die neue Aufgabe sicher mit sehr viel Ehrgeiz angehen wird, um eine neue Chance zu bekommen, äußerte bereits klare Vorstellungen vom weiteren Saisonverlauf: „Ich wollte zu einem Team, dass in den Play-offs weit kommen kann. Hoffentlich schaffen wir das.“

Natürlich gab es auch Stimmen aus Deutschland zu der Nachricht zu verzeichnen. DEB-Präsident Franz Reindl sagte gegenüber dem Sport-Informationsdienst (SID), es sei ein ganz normaler Vorgang, dass der Klub aus der NHL das deutsche Ausnahmetalent zeitweise in die Jugendliga versetze. „Das ist kein Rückschritt, im Gegenteil. Wie ich ihn kenne, wird er sagen: Jetzt erst recht“, betonte Reindl. „Er ist groß und stark, hat gute Hände und kann das Spiel lesen. Leon muss sich jetzt neue Kraft holen.“

Der frühere Nationalspieler fand dagegen etwas schade, dass Draisaitl trotz der sich abzeichnenden Degradierung keine Freigabe für die U20 Junioren-WM erhielt. „Dort hätte er sich sicher auch geistige Frische holen können“, unterstrich er. „Aber die Oilers sind sein Arbeitgeber und werden sich etwas dabei denken.“ Ohne ihren Star waren die Junioren des DEB aus der Erstklassigkeit ohne Sieg abgestiegen und müssen nächstes Jahr in der Division I antreten.

Dann wird Draisaitl nicht mehr antreten können, weil er zu alt ist. Es gilt jedoch als sicher, dass er für die Weltmeisterschaft vom 1. bis 17. Mai in Prag nominiert werden wird. Das wird eine weitere Gelegenheit sein, sich für einen neuen Anlauf bei seinem Arbeitgeber Edmonton zu empfehlen und gestärkt in der kommenden Saison zurück zu kommen. Draisaitl wird sicher alles tun und äußerst akribisch dafür arbeiten.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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