von Uwe Werkmeister
Die Franchise der Winnipeg Jets ist aktuell der „jüngste“ Standort in der NHL. Erst seit 2011 spielt die beste Eishockey-Liga der Welt wieder regelmäßig in der Hauptstadt der kanadischen Provinz Manitoba.
Winnipeg, eine Stadt von vier Flüssen umgeben und durchkreuzt, sowie ungefähr in der geografischen Mitte zwischen der Ost- und der Westküste Kanadas gelegen, blickt auf eine lange Tradition im Hockeysport zurück.
Bereits 1972 agierte ein Team gleichen Namens in der Stadt, damals aber in der WHA, der Konkurrenzliga der NHL. Als die WHA 1979 den Spielbetrieb einstellte, wechselten die Winnipeg Jets, die Hartford Whalers, die Québec Nordiques und die Edmonton Oilers in die NHL.
Bis zum Jahr 1996 konnte der Standort gehalten werden, dann stand der Umzug nach Arizona an und fortan hieß das Team Phoenix Coyotes (heute Arizona Coyotes). Den Einwohnern in der kargen Gegend in und um Winnipeg wurde ein Stück ihres Lebensinhaltes genommen.
Erst 2011, als die Atlanta Thrashers aus Georgia im Süden der USA in sportliche und wirtschaftliche Schwierigkeiten gerieten und das Team nach Manitoba umgesiedelt wurde, kam der Top-Hockey-Sport zurück in eine der kältesten Städte Kanadas.
In fünf Monaten im Jahr erreichen die Durchschnittstemperaturen hier nicht einmal den Gefrierpunkt. Das Team spielt mitten in Downtown Winnipeg in der Kleinsten aller NHL Spielstätten, dem rund 15.000 Zuschauer fassenden MTS Center. Das vergleichsweise kleine Stadion tut der Stimmung aber keinen Abbruch, im Gegenteil.
In der Arena dreht sich alles um den Jet, hiermit soll die Verbundenheit der Region mit der kanadischen Luftwaffe dokumentiert werden, die in der Stadt ihren Hauptsitz hat. In einer Animation vor den Spielen lässt eine Lasershow Kampfjets über das Eis fliegen, auf dem Videowürfel wechseln sich fliegerische Kampfszenen mit denen harter Checks der einheimischen Lieblinge ab.
Man mag dazu stehen wie man will, den Leuten im Stadion gefällt es. Während der Spiele ist es für NHL-Verhältnisse ungewöhnlich laut. Die Zuschauer stehen wie ein Mann hinter dem Team und feuern es pausenlos an. Auch das sonst in NHL-Arenen so oft übliche Hin und Herlaufen der Leute während der Spiele fehlt hier fast gänzlich.
In kaum einer anderen Stadt ist die Begeisterung für ein Team auch auf der Straße so groß wie hier. Immer wieder sind die beliebten Trikots mit den Namen der Spieler, völlig unabhängig davon ob das Team im Einsatz ist oder nicht, zu sehen.
In fast allen Geschäften können Fan-Artikel, welche einen reißenden Absatz finden, erworben werden. Das Stadion ist generell ausverkauft, es wurden 13.000 Dauerkarten vergeben und eine Warteliste dafür auf 8.000 Plätze begrenzt.
Viele sportliche Alternativen ergeben sich für die Menschen nahe dem Winnipeg See sonst nicht. Das eigene Farmteam in der AHL, die St. John´s Ice Caps, sind weit weg in Neufundland und Labrador beheimatet.
Dieses Team spielte bis 2011 als Manitoba Moose im MTS Center und war das Farmteam der Vancouver Canucks. In den anderen Profisportarten wie Baseball oder Basketball spielt die Stadt Winnipeg keine große Rolle. Im Shaw Park spielen die Winnipeg Goldeyes Profibaseball in einer unteren Liga.
Nachdem die Jets in der Debüt-Saison den örtlich ungewöhnlichen Platz der Atlanta Trashers in der Eastern Conference eingenommen hatten, wurden sie nach der Umstrukturierung der NHL in die Central Division der Western Conference eingeteilt.
Für viele Fachleute gilt gerade diese als die ausgeglichenste der 4 Divisionen.
Nach 40 Saisonspielen, also gut der Hälfte, belegt das Team der Jets dort den 4. Tabellenplatz, immerhin vor hoch eingeschätzten Teams wie den Minnesota Wild, den Dallas Stars oder dem Überraschungsteam der Vorsaison, den Colorado Avalanche. Über die Wild Card-Regelung nehmen sie derzeit den achten Playoff-Platz ein.
Einige Spieler wie Andrew Ladd, Dustin Byfuglien, Blake Wheeler oder Evander Kane waren schon für die Atlanta Trashers am Puck. Andere wie Jakob Trouba oder Mark Scheifele sind 1. Runden Draft-Picks und wurden zielgerichtet in das Team integriert. Somit ergibt sich eine gesunde Mischung aus erfahrenen und jungen Spielern, welche schon für die eine oder andere Überraschung sorgen konnten.
Kann die Mannschaft das Niveau über die gesamten 82 Spiele der regulären Saison halten, wäre ein erster Einzug nach dem Umzug der Franchise in die begehrten Playoffs durchaus im Bereich des Möglichen.
Den Menschen in und um Winnipeg wäre ein solches Erlebnis auf alle Fälle zu wünschen.