Korbinian Holzer ist zurück

von Uwe Werkmeister

Mit Korbinian Holzer hat ein weiterer deutscher Eishockeyspieler seinen Weg in die NHL für die Saison 2014/2015 gefunden. Ob nur vorrübergehend oder dieses Mal dauerhaft muss sich allerdings noch zeigen.

Nach zwei Einsätzen in der Saison 2010/2011 und weiteren 22 Spielen 2012/2013 scheint sich die Geduld für den 2006 in der 4. Runde an Position 111 von den Toronto Maple Leafs gedrafeten Verteidiger auszuzahlen. Aktuell spielt der gebürtige Münchner im NHL-Team und erlebt sicherlich seine beste Zeit in fünf Jahren Canada.

Korbinian Holzer ist bei den Treffen vor Ort, als wir ihn beobachten und mehrmals mit ihm sprechen, sehr aufgeschlossen und sympathisch. Ob das seine Gegenspieler nach einem harten Check von ihm ebenso sehen, sei dahingestellt.

Es war nach dem Spiel mit den Toronto Marlies in Hamilton gewesen, als der Assistenz General Manager zu ihm gekommen  wäre, um ihn als Ersatz für den verletzten Roman Polack in das NHL-Team zu beordern. Nach einem Training mit der Mannschaft stand der 26-jährige dann in Pittsburgh erstmals in dieser Saison auf dem Eis in der NHL.

Auf die Frage wie es nach der Verletzung von Polack mit ihm weiter geht, antwortete er in seiner ruhigen und geradlinigen Art: „Ich weiß es nicht, Roman wird nicht mehr lange ausfallen und dann muss man weitersehen. Ich kann nur versuchen meine Leistung zu bringen, meine Stärken auszuspielen und es dem Trainerteam so schwer wie möglich zu machen, mich wieder in die AHL zu schicken. Derzeit ist das Management mit mir zufrieden, ich bekomme von allen Seiten ein positives Feedback, aber außer durch Leistung kann ich die Entscheidung der Teamführung nicht beeinflussen“.

Als Stärken sieht der robuste Verteidiger sein klassisches Defensivverhalten als „Stay at home“ – Verteidiger und sein körperbetontes Spiel. Das sind auch die Ursachen dafür, dass er im Unterzahlspiel zum Einsatz kommt und ebenso am Ende der engen Partien bei Führungen diese mit verteidigen soll. Rund 19 Minuten beträgt aktuell seine durchschnittliche Eiszeit nach nun schon zehn Einsätzen.

Überraschender Weise erzählt er, dass es für ihn oft einfacher sei in der NHL zu spielen, als beispielsweise im Farmteam in der AHL. Die Spieler „oben“ würden wesentlich disziplinierter ihr Positionen halten, so dass es einfacher ist, das Stellungsspiel zu kontrollieren. Einen Vorteil sieht „Kobi“, wie er im Team genannt wird, aber nicht für die Mannschaft, schließlich würden alle in der NHL so spielen.

Betrachten wir die Spielweise von ihm, wirkt er auf dem Eis unheimlich abgeklärt, nahezu cool. Daraufhin angesprochen, bestätigt er das in gewisser Weise. Er würde sich generell viel von anderen, selbst von gegnerischen Verteidigern abschauen und versucht das dann im Training und auch im Spiel umzusetzen. So sei er dazu gekommen, in vielen Situationen einfach einmal noch eine Sekunde abzuwarten und dann den Zweikampf anzugehen. Aus seiner Sicht ergibt sich daraus ein Vorteil. Wenn wir ihn sein Spiel analysieren, lässt sich dem nur zustimmen, denn aus ganz vielen Duellen geht er als Sieger hervor.

Ligaweit setzte sich Holzer ins Rampenlicht, als er sich mit Tom Wilson von den Washington Capitals einen Fight lieferte und dabei einen der herbeieilenden Schiedsrichter-Assistenten einen unabsichtlichen Fausthieb verpasste. Er hat sich dafür entschuldigt und die Fernsehbilder belegten eindeutig, dass es ein Versehen war. Eine Sperre hat die NHL deswegen nicht ausgesprochen.

Auf seinen am Saisonende auslaufenden Vertrag angesprochen, antwortete er gewohnt gelassen: „Da mache ich mir noch keinen Stress. Für Gespräche ist es noch zu früh und ich versuche in jedem Spiel meine bestmögliche Leistung abzurufen. Dann wird man sehen, wie es weitergeht.“

Auf alle Fälle hat er es nicht bereut, in Nordamerika geblieben zu sein und hat so anders gehandelt, als sein ehemaliger Teamkolege bei den Marlies Marcel Müller. Als Holzer im September nach einem tollen Trainingscamp „auf dem letzten Drücker“ noch ins Farmteam geschickt wurde, hatten deutsche Medien schon geschrieben, dass er zu den Eisbären Berlin in die DEL ginge. Daraufhin befragt, erklärte er: „Da war absolut nichts dran, ich habe dort mit Niemandem gesprochen. Ich bin froh hier zu sein und werfe das auch nicht so einfach weg. In keiner anderen Liga kann man so viel lernen wie hier und um in Europa zu spielen, ist später immer noch Zeit. Im Moment ist es hier in der NHL perfekt und ich werde alles geben, damit es noch lange so weitergeht.“

Im Moment sind die Maple Leafs eines der „heißesten“ Teams der gesamten Liga, von den letzten zwölf Spielen wurden zehn gewonnen. Der Anteil von Holzer an diesem Erfolg ist nicht unerheblich. In den vergangenen drei Partien gelang ihm immerhin jeweils ein Assists und er hübschte so sein Punktekonto auf.

Die NHL-Luft bekommt ihm anscheinend gut. Mal sehen, wie lange er diese schnuppern darf.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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