Grabner will in Playoffs

Eigentlich könnte Michael Grabner schlecht gelaunt sein, als ich ihn am Mittwoch am Telefon spreche. Schließlich hatte er am Vorabend mit seinen Kollegen der New York Islanders ein schon sicher gewonnen geglaubtes Spiel bei den Minnesota Wild mit einer 4-1 Führung nach 40 Minuten noch aus der Hand gegeben. Zwar gelang ihm beim 1-0 Führungstreffer sein zweites Saisontor im dritten Spiel, doch auf der Gegenseite traf auch sein Freund und österreichischer Landsmann Thomas Vanek ausgerechnet zum 4-4 Ausgleich.

Doch Grabner macht einen gelösten und fröhlichen Eindruck und hat auch allen Grund dazu. Im Trainingscamp Ende September hatte sich der 27-jährige in Villach geborene Stürmer am Oberkörper verletzt, was eine Operation nach sich zog und ihn über zwei Monate außer Gefecht setzte. Sein Comeback gab er erst vergangene Woche am 4. Dezember bei der Partie seiner Islanders bei den Ottawa Senators.

Grabner stand mir bei einem Interview nach dem Training in St. Louis, wo sein Team am Donnerstag gegen die Blues antreten wird, Rede und Antwort.

Eishockey.com: Hallo Michael. Soll ich Dir zum zweiten Saisontor gratulieren oder sprechen wir über das 3. Drittel gestern?

Grabner: (lacht) Das überlasse ich Dir.

Eishockey.com: OK. Dann gratuliere ich und frage, was war los in der Schlussphase?

Grabner: Ja, das wenn wir wüssten. Wir haben im Spiel zuvor gegen die St. Louis Blues auch im Schlussabschnitt drei Tore kassiert. Es hat einfach nichts mehr geklappt. Wir sind förmlich überrannt worden und hatten eigentlich in den letzten zwei Dritteln nichts mehr entgegenzusetzen. Wir haben gerade trainiert und dort auch noch mal über die Dinge gesprochen, dass wir einfach kompakter sein müssen, um so etwas zu verhindern. Wir müssen dringend für die Zukunft aus solchen Situationen lernen, damit uns so etwas nicht mehr passiert.

Eishockey.com: Hattest Du Kontakt zum Thomas Vanek?

Grabner: Wir haben uns davor und danach getroffen. Das machen wir immer, wenn wir gegeneinander spielen und es zeitlich möglich ist. Außerdem sind wir regelmäßig im Kontakt. Er hat ja ganz gut gespielt und auch noch den Ausgleich geschossen.

Eishockey.com: Hast Du etwas Häme von ihm ertragen müssen?

Grabner: Nein, natürlich habe ich mich geärgert, aber so ist er nicht. Er weiß wie das ist, wenn man so Spiele verliert. Von daher war er zurückhaltend. Es ist halt passiert, aber das bittere für uns ist, dass es jetzt zwei Mal hintereinander der Fall war. Das kann nicht sein und die Trainer sind darüber nicht sehr glücklich. Und Thomas weiß schon, dass man darüber keine Witze macht. Insofern war es schon OK.

Eishockey.com: Du hast schon zwei Tore in drei Spielen erzielt. So könnte es eigentlich für Dich weitergehen?

Grabner: Es ist auf jeden Fall einmal ein positiver Start. Es könnte durchaus so weitergehen, aber es gibt noch einiges zu verbessern. Das Positionsspiel läuft zum Beispiel nicht so rund. Ich bin überzeugt, das wird kommen mit den nächsten Spielen. Man darf nicht vergessen, dass ich insgesamt neun Monate nicht gespielt habe, insofern kann nicht alles gleich funktionieren.

Eishockey.com: Wie war die Zeit, als Du wegen der Verletzung zuschauen musstest?

Grabner: Eigentlich nicht so schlimm, weil die Mannschaft gut gespielt hat. Das macht es natürlich leichter. Klar, will man mitspielen und dabei sein, wenn der Erfolg da ist. Aber man muss der Verletzung auch die nötige Zeit geben, um alles wieder aufzubauen. Es nützt nichts sich zu beeilen, weil dann viel schneller wieder etwas passieren kann. Physiotherapie und Muskelaufbau sind unheimlich wichtig, dass man zu 100 Prozent wieder zurückkommt. Alles andere macht wenig Sinn.

Eishockey.com: Trotz der letzten beiden Niederlagen haben sich die Islanders auf Platz 2 in der Division festgesetzt. Warum seid Ihr besser als von vielen erwartet?

Grabner: Die Erwartungen kommen immer auf den Betrachter an. Wir hatten schon eine gute Mannschaft mit sehr viel Talent und haben im Sommer noch gute Leute dazu bekommen. Das bereichert unser Team sehr. Was über uns geschrieben wird, das interessiert uns herzlich wenig. Wir wissen, was wir können, hatten auch im einen oder anderen Spiel etwas Glück, aber das gehört dazu. Die letzten zwei Spiele waren nicht optimal und da müssen wir jetzt wieder schnell die Kurve kriegen. Wir haben uns eine gute Ausgangsposition erarbeitet, aber die Saison ist noch lang.

Eishockey.com: Vergangene Saison seid Ihr auch gut gestartet und habt dann die Playoffs verpasst. Warum passiert das dieses Jahr nicht?

Grabner: Das war sehr frustrierend und enttäuschend für uns. Wir haben uns alle nach dem Vorjahr, wo wir in den Playoffs waren, mehr erwartet. Wir sind nun in einer sehr guten Position, die wir vergangenes Jahr nicht hatten. Wir sind zehn Spiele über dem Punkteschnitt. Wir müssen nach vorne schauen und die Flüchtigkeitsfehler der letzten zwei Spiele aus unserem Spiel kriegen. Es ist wichtig, das Positive mitzunehmen und wieder über 60 Minuten eine konstante Leistung abzurufen. Dann sollte es klappen. Das Potenzial dazu haben wir allemal.

Eishockey.com: Hast Du ein persönliches Ziel für diese Saison, die für Dich gerade erst begonnen hat?

Grabner: So gut wie möglich spielen, der Mannschaft weiterhelfen und dann gemeinsam die Playoffs zu erreichen. Dieses mannschaftliche Ziel steht über allem, weil es letztes Jahr so enttäuschend war. Die eigenen Ziele stehen dabei absolut im Hintergrund.

Dieser Artikel erscheint auf NHL.com/de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert