Spieler im Fokus: Rückschlag für Müller

16 Jahre war Mirco Mueller jung, da feierte er sein Profidebüt bei den Kloten Flyers in der Schweizer NLA. Auf sieben Einsätze brachte er es seinerzeit und wurde ansonsten im Juniorenteam eingesetzt. Es blieben seine einzigen Spiele in der NLA trotz seines großen Talentes, das die Verantwortlichen damals schon erkannten.
Müllers Weg führte im darauf folgenden Sommer in die Western Hockey Liga (WHL) zu den Everett Silvertips. Nach einer überzeugenden Spielzeit mit 31 Scorerpunkten in 63 Spielen sicherten sich die San Jose Sharks im NHL Entry Draft 2013 die Rechte an ihm bereits in der ersten Runde an Position 18. Im September des gleichen Jahres nahmen sie den jungen Schweizer für drei Jahre unter Vertrag, doch zunächst musste er eine weitere Saison in Everett (27 Punkte in 60 Spielen) und schließlich beim Farmteam Worchester Sharks in der AHL absolvieren.

Es folgte der große Durchbruch im September. Als sich der Kader im Trainingscamp immer mehr lichtete und der heute 19-jährige Mueller weiterhin zu den auserwählten Verbliebenen gehörte, war klar, dass er es in die Mannschaft der starken Sharks geschafft hatte. „Ich habe mir die NHL verdient und wusste, dass ich das Zeug dazu habe“, sagte ein sichtlich selbstbewusster Müller noch vor gut vier Wochen gegenüber der Schweizer Zeitung Blick.

Diese Woche wirkt Müller hingegen etwas geknickt, als wir ihn in einem Telefoninterview zu seiner jetzigen Situation fragen. „Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, das wissen nur die Trainer“, erklärt er auf die Frage, warum er zuletzt nicht spielen durfte. „Ich bin in dieser Frage genauso schlau wie jeder andere.“ Am 26. November gegen die Calgary Flames war sein letzter Einsatz, seitdem muss er von der Tribüne zuschauen. Eine Verletzung läge indes nicht vor.

Unterkriegen lassen will er sich aber nicht von diesem kleinen Rückschlag, nachdem er in seinen 21 Einsätzen mit einem Treffer und zwei Assists, sowie durchschnittlich rund 18 Minuten Eiszeit durchaus zu überzeugen wusste und ihm die Rückstufung unerklärlich ist. „Es ist einfach wichtig jeden Tag im Training Vollgas zu geben und die kleinen Dinge richtig zu machen“, betont er zu seinem Rezept, wie er es zurück schaffen möchte. „Dann sollte es auch wieder klappen.“

Dabei war Müller der Meinung seine Schwierigkeit der Umstellung zu Beginn gerade abgelegt zu haben. „Der Anfang war nicht einfach, weil man sich schon erst einmal zu Recht finden muss und macht dann auch Fehler“, erklärt er. „Aber nach ein paar Spielen beginnt man, heraus zu finden, wie einzelne Spieler funktionieren. Von daher ging es von Spiel zu Spiel besser.“

Umso bitterer, dass er nun ohne eine Erklärung des Trainers seit einer Woche außen vor ist. Todd McLellan ist dafür bekannt, dass er seine Spieler bei seinen Entscheidungen häufig im Dunkeln lässt und so fällt es Müller schwer, diese nachzuvollziehen. Ein neuer Umstand, mit dem er lernen muss, umzugehen. Trotzdem bleibt er positiv gestimmt, auch angesichts der Tatsache in San Jose zu sein. „In der NHL zu spielen ist schon eine Herausforderung, aber ich bin froh, hier in dieser super Organisation gelandet zu sein“, verdeutlicht er seinen Standpunkt. „Der Kader besteht aus tollen Typen und wir haben sehr viel Spaß. Das macht vieles leichter.“

Die Situation der Mannschaft sieht Müller weiterhin sehr positiv, obwohl der Saisonstart gemessen an den Ambitionen der Franchise endlich den Stanley Cup Titel in den Süden von San Francisco zu holen, eher mager ausfiel. „Ja klar haben wir uns ein paar mehr Punkte ausgerechnet“, zieht er Bilanz. „Aber man muss in Betracht ziehen, dass wir ca. 80 Prozent der Spiele zu Beginn auswärts antreten mussten. Es war sehr kräftezehrend mit den vielen Reisen. Trotzdem haben wir langsam unseren Rhythmus gefunden und uns eine gute Ausgangsposition erspielt. Wenn wir unsere Heimspiele gewinnen, dann sieht es noch besser aus.“

Müller hofft natürlich, schon bald wieder seinen Anteil daran beizutragen, dass Punkte eingefahren werden. Seine Rolle im Team auszufüllen, sieht er sehr pragmatisch. „Man darf sich nicht zu viele Gedanken machen, was man tun muss oder nicht, sondern einfach so spielen, wie man immer gespielt hat und sich wohlfühlt“, nennt er sein Rezept. „Der Rest kommt fast von alleine. Unsere Mannschaft hat einen guten Zusammenhalt und verfügt über sehr viele erfahrene Spieler, die schon lange hier sind. Das macht vieles einfacher auch für die Jungen.“

Tipps sich zu verbessern, bekommt er eher von den eigenen Kollegen, als von anderen Schweizern aus der NHL, mit denen er weniger Kontakt hat. So hatte er nicht einmal die Gelegenheit Mark Streit zu treffen, obwohl dieser mit den Philadelphia Flyers am Dienstag in San Jose zu Gast war. „Er hat sehr viel für das Schweizer Eishockey getan und ist von daher für fast jeden Schweizer Spieler ein Vorbild“, schwärmt Müller für ihn. „Ich habe ihn allerdings noch nie in meinem Leben getroffen, von daher kenne ich ihn gar nicht richtig.“

Begeistert ist Müller vom Leben in den USA, was dazu führt, dass er kein Heimweh verspürt: „Wir haben hier in San Jose eindeutig das bessere Wetter. Das macht vieles einfacher. Es ist toll hier raus zu gehen und etwas zu erleben. Ich vermisse von daher zu Hause überhaupt nicht.“ Eine kleine Einschränkung gibt es aber dann doch: „Auf der anderen Seite schätze ich natürlich auch, wenn ich nach Hause komme, meine Freunde und die Familie zu treffen. Aber davon abgesehen ist es hier fast schöner.“

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de.

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