Central Division – Wie sind die Teams gestartet?

von Uwe Werkmeister

Wenn für die Teams der NHL die Trainingscamps starten, beginnt für Experten, Journalisten und Fans die große Zeit der Prognosen und Prophezeiungen. Welche Teams erreichen sicher die Playoffs, wer sind die Wackelkandidaten und wem werden kaum Chancen auf einen längeren Hockey-Frühling eingeräumt?

Aber wie immer im Sport, die Wahrheit liegt auf der jeweiligen Spielfläche, in diesem Fall auf den Eisflächen der 30 NHL-Standorte. Auch wenn erst rund 20% der „Regular Season Games“ absolviert wurden, möchten wir an dieser Stelle ein Fazit zum Saisonstart ziehen, wohlwissend, dass diese Teams, welche schon jetzt in der Tabelle unten stehen, es schwer haben werden, noch unter die besten acht Mannschaften der jeweiligen Conference zu kommen und den Kampf um den begehrten Stanley Cup aufnehmen.

In den vergangenen beiden Wochen wurde an dieser Stelle über den Saisonstart in der Eastern Conference berichtet. Heute und in der kommenden Woche möchten wir ein kurzes Resümee über die beiden Western Conference Divisionen geben.

CENTRAL DIVISION

Glauben wir den Fachleuten, so berichten wir hier über die am ausgeglichensten besetzte Division. In keiner anderen Team-Einteilung gingen die Meinungen so weit auseinander. Analysieren wir hier doch die am meisten nach oben strebenden Franchises und kaum jemand wollte sich auf ein endgültiges Ranking festlegen. Das erste Fünftel gibt den Experten recht, es geht eng zu im mittleren Westen der USA und Kanada. Weitere Überraschungen sind garantiert.

Von der Spitze der Divisions-Tabelle grüßen derzeit die St. Louis Blues. Heimlich, still und leise hat sich die Franchise in den letzten Jahren kontinuierlich weiterentwickelt, hat geschickt getradet und ist nun bereit, die Früchte der Arbeit zu ernten. Als letztes und vielleicht entscheidendes Teil konnte Paul Stastny in das Mannschafts-Puzzel eingefügt werden. Mit 28 Jahren im besten Hockeyalter konnten die Blues ihn vom Divisionsrivalen, den Colorado Avalanche loseisen. Mit Vladimir Tarasenko ziert ein junger russischer Stürmer die teaminterne Spitze der Spielerstatistik. Unklar war für viele Experten die Situation im Tor, hat das Team doch mit Ryan Miller einen routinierten und namhaften Goalie abgegeben. Brian Elliott, lange Zeit Back-Up, weist derzeit aber hervorragende Statistiken auf und auch der 2. Mann zwischen den Pfosten, Jake Allen steht ihm kaum nach.

Nur durch einen Zähler von den Blues getrennt, befinden sich die Nashville Predators auf Platz Zwei. Sicherlich von den Wenigsten an dieser Position erwartet, hat das Team aus der Country-Metropole aus den ersten 19 Spielen schon 26 Punkte ergattert. Insbesondere der 9:2 Auswärtssieg in Toronto ließ die Hockeywelt aufhorchen. Wo kommt plötzlich die aktuell gezeigte Souveränität her? Dachte doch bislang im Zusammenhang mit den „Preds“ jeder sofort an Shea Weber, den kräftigen Blue-Liner und Olympiasieger mit Team Canada. Mittlerweile haben sich auch noch andere Spieler in den Focus geschoben. Zuerst sei hier Filip Forsberg, der schwedische Rookie erwähnt, welcher schon 22 Punkte auf sein Konto brachte und mit Plus 20 die Plus/Minus-Statistik der gesamten Liga anführt. Aber im Tor sieht es ebenso gut aus. Pekka Rinne konnte überzeugende 12 Siege verbuchen und stellt einen sicheren Rückhalt dar. Bedenken wir, dass mit Mike Ribero, James Neal und dem Schweizer Roman Josi deutlich mehr als nur Laufkundschaft in der Bridgstone Arena beheimatet ist, könnte der derzeitige Tabellenplatz über eine Momentaufnahme hinaus gehen.

Die Chicago Blackhawks wurden von den meisten Fachleuten auf Platz 1 der Division getippt, von daher erfüllt der aktuelle Tabellenplatz noch nicht einmal die eigenen Ansprüche. Stolz konnte die Franchise vom Michigansee vor der Saison berichten, dass die Topstürmer Patrick Kane und Jonathan Toews ihre Verträge bis 2023 verlängert haben. Auch andere Leistungsträger, wie die gefährlichen Blue-Liner Duncan Keith und Brent Seabrook oder der slowakische Ausnahmestürmer Marian Hossa wurden gehalten, dazu kam nach einer schwierigen Zeit bei den New York Rangers der begehrte Center Brad Richards. Es wird interessant sein, den Weg des Teams weiter zu verfolgen, sind doch acht Niederlagen nach 20 Spielen eine schwere Hypothek für den erfolgsverwöhnten, zweimaligen Stanley-Cup-Gewinner der letzten vier Jahre.

Derzeit Vierter in dieser Division die Minnesota Wild. Von vielen Fachleuten wurde das Team noch höher gehandelt, gelang es schließlich dem General Manager Chad Fletcher, mit dem Österreicher Thomas Vanek einen der begehrtesten Stürmer der gesamten NHL zu verpflichten. Es gilt zu bedenken, dass in den vergangen Jahren geschickte Trades mit Ryan Suter, Zach Parise und Jason Pominville gelungen sind. Von daher versteht der Hockey-Fan die große Begeisterung der Anhänger in den Twin-Cities Minneapolis und Saint Paul. Derzeit hängt das Team den eigenen Erwartungen noch etwas hinterher, aber mit 12 Siegen aus 20 Spielen wurde der Anschluss nach oben noch nicht aus den Augen verloren. Besonders erfreulich aus Sicht der Schweizer Eishockeyfreunde ist es, dass sich Nino Niederreiter mit zehn Toren an die teaminterne Spitze der Torjägertabelle gesetzt hat und so immer mehr sein Potenzial aufblitzen lässt.

Auf Platz 5 und in Reichweite der begehrten Play-Off-Plätze befindet sich aktuell das Team der Winnipeg Jets. Ohne wesentliche Veränderungen gegenüber der Vorsaison startete die Mannschaft von Trainer Paul Maurice in ihre vierte Saison nach dem Umzug der Franchise aus Atlanta. Mit Blake Wheeler, Andrew Ladd und Dustin Byfuglien verfügen die Jets über Spieler, welche ihr großes Potenzial schon in anderen Organisationen nachgewiesen haben, immerhin gewannen Ladd und Byfuglien gemeinsam 2010 mit den Chicago Blackhawks den Stanley Cup. Mitentscheidend für den weiteren Verlauf der Serie dürfte sein, wie sich die Torhüter präsentieren, insbesondere Ondrej Pavelec stand in der abgelaufenen Spielzeit häufig in der Kritik, waren doch 90,1% Fangquote und rund drei Gegentore pro Spiel zu viel für einen Top-Torhüter. Aktuell zeigt der Trend aber nach oben (91,9% und 2,25 Gegentore).

Nach schon neun Niederlagen in 21 Partien auf Platz 6 befinden sich die Dallas Stars. Viele Experten stellten sich die Frage zur Leistungsfähigkeit des Teams aus dem sonnigen Süden der USA. Es war ruhig geworden um den Stanley-Cup-Sieger von 1999, doch in den letzten beiden Jahren wurde kräftig in das Team investiert. Schon der letztjährige Monsterdeal sorgte für großes Aufsehen, als die Franchise ihren Hoffnungsträger Loui Erikson nach Boston abgab und dafür Tyler Seguin erhielt. Mit immerhin 84 Scorerpunkten konnte er in seiner ersten Saison in Dallas überzeugen. Die Verpflichtung von Jason Spezza aus Ottawa sorgte in diesem Sommer für jede Menge Jubel in der ehemaligen Ölmetropole. Nun gilt es, die günstigen Vorzeichen in Punkte umzumünzen, sprachen sie doch laut von den Playoffs als Saisonziel. Einiges an Arbeit liegt noch vor dem Team um den erfahrenen Chef-Coach Lindy Ruff.

Eine der bislang größten Enttäuschungen sind die Colorado Avalanche. Der etwas überraschende Einzug in die Playoffs der Vorsaison hat hohe Erwartungen in Denver geschürt. Aber nach nur sieben Siegen aus den ersten 21 Spielen ist Ernüchterung eingekehrt in der „Mile-High-City“. Der Sommer verlief unruhig. Der Verlust von Paul Stastny trieb den Fans die Tränen in die Augen, doch General Manager und Avs-Legende Joe Sakic gelang es, diese schnell zu trocknen. Mit Daniel Briére und insbesondere Jarome Iginla konnte der Verlust in der Offensive scheinbar mehr als wett gemacht werden und als auch noch der erfahrene Brad Stuart aus San Jose für die Defensive verpflichtet wurde, glaubten die treuen Fans in Denver schon an die Rückkehr der erfolgreichen Zeiten, als das Team 1996 und 2001 den Stanley Cup gewinnen konnte. Derzeit scheint der Weg dorthin sehr beschwerlich zu werden. Es gibt noch viel zu tun für den emotionalen Patrick Roy als Coach hinter der Bande.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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