Draisaitl: Nur die Harten kommen in den MSG

von Gerulf Ketz

Atemlos schmolz seine erste Zeit als NHL-Spieler dahin: Erst der NHL Draft Ende Juni, dann das Trainingscamp im September, gleich direkt Profispieler, das erste Spiel, das erste Tor etwas später und schon ist er mittendrin im größten Eishockeyzirkus der Welt, der National Hockey League.

Es ist nicht leicht, als deutscher Eishockeyspieler um den bedeutendsten Pokal dieser Sportart kämpfen zu dürfen. Leon Draisaitl ist gerade 19 Jahre alt und in der Heimat bereits der Hoffnungsträger einer ganzen Eishockeygeneration.

„Natürlich ist es ein Traum. Als kleiner Junge aus Deutschland, das ist etwas Besonderes“, erwidert ein bescheidener junger Mann.

Ein Vorbild für viele deutsche Kinder mit Schlittschuhen unter den Füßen und einem Stock in den Händen. Der Weg war hart, doch die Voraussetzungen waren ausgezeichnet für den jungen Draisaitl. Mit seinem Vater, Peter Draisaitl, war Leon ständig von Eishockey umgeben. Der ehemalige Spieler und heutige Trainer weiß, wie der Sport funktioniert. So schickte er seinen Sohn früh auf das Eis, brachte ihm im täglichem Training bei, was irgendwann einmal wichtig werden würde, als Eishockeyspieler.

Draisaitl ist gut angekommen bei den Edmonton Oilers, die ihn als Mittelstürmer an der dritten Stelle des diesjährigen NHL Entry Drafts auswählten. Er gibt sich gelassen, als wäre er schon eine Weile dabei.

Dabei schaffen den Sprung ins Profiteam nur wenige Spieler gleich im ersten Jahr. Edmonton besitzt jedoch einige junge Spieler, die den Druck des Profigeschäfts gemeinsam verarbeiten. Einer von ihnen ist Draisaitls Mitbewohner Ryan Nugent-Hopkins, der Jungstar der Oilers und eine Hoffnung des Teams auf eine erfolgreichere Zukunft. Das hilft Leon: „Die meisten im Team haben den gleichen Weg genommen und wissen wie es ist, als junger Spieler in die Liga zu kommen.“ Trotz der schnelllebigen NHL-Saison mit vielen Reisen, steht bei Draisaitl die Familie an erster Stelle: „Ich habe fast täglich Kontakt mit meinem Vater und meiner ganzen Familie.

Wir haben ein sehr gutes Verhältnis.“ Leon weiß, wem er die angehende Karriere zu verdanken hat: „Ohne meine Eltern, ohne meine ganze Familie, wäre ich heute nicht hier. Meine Mutter fuhr mich viel herum, um einen kleinen Kerl um sieben Uhr morgens in einer eiskalten Halle herumstolpern zu sehen. Sie und meine ganze Familie musste sehr viel aufgeben, damit ich heute hier sein darf.“

Was Leon noch lernen muss? „Das ganze Spiel. Ich bin mit 19 Jahren lange nicht ausgereift. Ich muss jeden Tag besser werden und an meinen Schwächen arbeiten.“

Dieser Wille ist ihm anzumerken. Draisaitl weiß genau, wie schnell sich der Druck erhöhen kann: „Als Eishockeyspieler hast du immer Druck. Die Oilers können mich jederzeit nach Hause schicken oder zurück zu meinem Jugendteam.“ Der Deutsche weiß wo er herkommt, wo er steht und wo er hin will.

Leon Draisaitl versprüht auch in der Auswärtskabine des berühmten Madison Square Garden in New York City die Magie, die ihn über die vielen Jahre am Puck bleiben ließ.

Die Magie des deutschen Jungen, der es unglaublich schnell nach ganz Oben geschafft hat. „Als kleiner Junge schaute ich mit meinem Vater viel Eishockey und schrieb eines Tages auf ein Blatt: Nur die Harten kommen in den Madison Square Garden.“ Jetzt ist er auch ein Harter! (Gerulf Ketz)

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert