Mark Streit im Interview

Der Schweizer Mark Streit wurde gerade von dem ehemaligen Nationalspieler der Schweiz und jetzigen Sportreporter Dino Kessler als der beste Schweizer NHL-Eishockeyprofi bezeichnet.

Ein Urteil, das unstreitig sein dürfte, obwohl mittlerweile neun Eidgenossen in der besten Liga der Welt ihre Brötchen verdienen. Der 36-jährige Berner ist ein Spätberufener und kam erst mit 27 Jahren in die NHL. Was er seitdem aus sich gemacht hat, davor muss der Hut gezogen werden. 587 absolvierte Spiele in der regulären Saison und dabei 342 Scorerpunkte mit 77 Toren und 265 Vorlagen erzielt.

Nicht zuletzt sein Kapitänsamt bei seiner letzten Station New York Islanders dürfte lange Zeit für andere Schweizer unerreicht bleiben.

Nun steht Streit seit dem Sommer 2013 bei den Philadelphia Flyers unter Vertrag und ist auch dort Assistenzkapitän. Dort will er seinen Traum vom Gewinn des Stanley Cup doch noch Wirklichkeit werden lassen.

Wir haben ihn nach dem Training am heutigen Mittwoch telefonisch zu einigen Themen befragt.

Die Bilanz nach über einem Monat…

„Ich denke die ersten paar Spiele waren nicht optimal, aber die vergangenen Tage haben wir besseres Eishockey gespielt. Wir haben drei Mal zu Hause gewonnen und das war sicher ein Schritt in die richtige Richtung. Wir hatten einige Verletzungen, auch in der Verteidigung und haben das eigentlich ganz gut kompensiert mit jungen Spielern, die eine gute Arbeit abgeliefert haben. Grundsätzlich zeigt unsere Leistungskurve nach oben, dennoch glaube ich, dass die Mannschaft Potenzial hat, um noch besser zu werden. Wenn man den Start mit letztem Jahr vergleicht dann ist es deutlich besser. Aber sicher noch nicht gut genug.“

Und persönlich …

„Ich war mit meinem Start zufrieden, aber ich weiß, dass ich besser spielen und mich in den kommenden Monaten steigern kann. Es ist OK. Je länger die Saison dauern wird, muss man einfach Fortschritte machen. Wichtig ist, dass man stetig an sich arbeitet und Dinge, die nicht so gut laufen, besser macht. Ich habe ein sehr gutes Gefühl, dass es für mich in die richtige Richtung geht und bin positiv eingestellt. Von daher bin ich zufrieden mit dem bisher geleisteten.“

Was besser laufen muss …

„Die Konstanz fehlt uns noch. Wir hatten eine Phase, in der wir gut gespielt haben und dann flogen wir nach Florida und haben dort zwei Spiele verloren, ehe wir nach Hause kamen und drei gewonnen haben. Wir wollen als Mannschaft konstanter auftreten. Ein Punkt, den wir schon verbessert haben, ist der Start ins Spiel. Wir beginnen jetzt besser und das ist etwas was wir aufrechterhalten müssen. Du musst gut ins Spiel starten, sonst wird es immer schwer und du läufst ein oder zwei Toren hinterher, was häufig nicht mehr möglich ist, es umzudrehen. Darauf baut auf, dass wir unser Spiel spielen und unserem System treu bleiben.“

Die Auswärtsschwäche …

„Keine Ahnung. Aber wie ich gesagt habe, ist der Start unheimlich wichtig. Bei den letzten beiden Auswärtsspielen haben wir uns einfach zu Beginn überfahren lassen. Wir haben dem Gegner viel zu viel Zeit und Raum gegeben und das haben sie kaltblütig ausgenutzt. Wir müssen daher in ersten fünf bis zehn Minuten besser konzentriert sein und mehr Gas geben. Ich bin überzeugt, dass wir das mit unseren guten Leuten hinbekommen werden und ein gutes Auswärtsteam sein können. Das haben wir in der Vergangenheit schon bewiesen und das gilt es jetzt zu korrigieren. Unser nächstes Auswärtsspiel in Montreal am Samstag wird ein guter Test dafür werden, die Dinge richtig umzusetzen.“

Die derzeitige Spielpause von 5 Tagen …

„Gut oder schlecht, man muss es nehmen wie es kommt. Den Spielplan kann man sich nicht aussuchen. Es war vor Weihnachten die letzte lange Pause dieser Art. Sicher hatten wir gerade einen guten Rhythmus mit den drei Siegen, aber es gibt dir auch die Zeit etwas zu erholen und intensiver zu trainieren. Wir hatten Samstag das letzte Spiel und am Freitag steht das nächste an. Von daher haben wir jetzt zwei Mal hart trainiert und morgen geht es dann wieder etwas lockerer weiter. Wir haben die Zeit genutzt ein paar Sachen zu üben und die freie Zeit damit effektiv genutzt. Aber alle sind froh, wenn es am Freitag weitergeht.“

Der Österreicher Michael Raffl und seine Entwicklung …

Unglaublich. Er kam letztes Jahr aus der zweiten schwedischen Liga und da haben mich seine Auftritte schon sehr überrascht und positiv beeindruckt. Er hat die Umstellung auf die nordamerikanische Spielweise bestens gemeistert. Er hat Anfang dieser Saison nochmals einen Schritt vorwärts gemacht. Er hat noch mehr Selbstvertrauen und ist in einer körperlich sehr guten Verfassung. Weiterhin ist er stärker geworden und ein exzellenter Läufer, der die Scheibe sehr gut halten kann. Außerdem hat man deutlich gesehen, dass die Chemie in der Reihe mit Jakub Voracek und Claude Giroux einfach da ist. Also ein toller Spieler und es ist sehr schade für uns, dass er jetzt verletzt ist, aber ich bin überzeugt, dass wenn er zurückkommt, er ein wichtiger Teil unserer Mannschaft bleiben wird. Er hat eine große Zukunft vor sich und ich finde es spannend, dass ich seine Entwicklung mitverfolgen darf.“

Die Entscheidung nach Philadelphia zu gehen …

„Ich bin sehr froh, dass ich diesen Wechsel gemacht habe. Ich hatte eine tolle Zeit in New York. Ich habe viele Erfahrungen gemacht und konnte mich auch weiterentwickeln. Es war eine tolle Truppe und ich wurde auch Kapitän, was eine unheimlich gute Erfahrung war. Aber trotzdem fand ich es richtig, weiterzuziehen und eine neue Herausforderung zu suchen. Ich bin sehr glücklich. Philadelphia ist eine super Sport-Stadt. Die Fans sind toll und haben eine beeindruckende Kultur. Die Leute lieben einfach Eishockey. Die Infrastruktur mit dem Stadion ist bestens. Alles ist unheimlich professionell. Ich lebe mitten in der Stadt und genieße das sehr. Du wirst hier als Spieler wirklich behandelt wie ein König. Die Mannschaft ist einfach super.“

Warum die Islanders vor den Flyers stehen …

„Ja das stimmt, aber das war vor einem Jahr auch so, oder? Ich denke die Islanders hatten schon immer einen guten Start. Wir hatten letztes Jahr zu diesem Zeitpunkt drei Siege und sind trotzdem in die Playoffs gekommen. Es ist eine lange Saison. Ich habe noch immer Freunde in New York und ich freue mich daher, wenn es für sie gut läuft und wenn sie Siege holen, aber ich zerbreche mir da nicht den Kopf darüber. Ich bin auf Philadelphia konzentriert und schlussendlich wird im April abgerechnet. Es ist eine lange Saison. Es geht noch ziemlich lange und das wird es viel Auf und Ab geben. Einige Mannschaften hatten einen guten Start, andere brauchen etwas länger, um in Schwung zu kommen. Klar, die Islanders stehen gut da, Carolina hat jetzt ein paar Mal gewonnen und auch Florida. Es ist ein großer Konkurrenzkampf und jeder Punkt ist unheimlich schwierig zu erkämpfen und muss hart erarbeitet werden. Nach 82 hart umkämpften Spielen wird abgerechnet und es gibt in der NHL keine Geschenke.“

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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