70er Reihe Top für L.A.

Dem Titelverteidiger des Stanley Cups wird nachgesagt, dass es in einer Folgesaison schwierig wird, das Leistungsniveau zu halten und vor allem eine Frühform zu erreichen. Dies könnte an einem naheliegenden Grund festgemacht werden. Die Spieler waren länger, intensiver und Kraft raubender als fast alle anderen Mannschaften im Einsatz. Einzige Ausnahme ist der Finalgegner. Der anschließende Feiermarathon nach dem Sieg verkürzt die Regenerationsphase im Sommer jedoch, auch gegenüber diesen, zusätzlich.

Ein solcher Faktor, aber ebenso die enge Leistungsdichte in der NHL führen wohl dazu, dass es seit den Detroit Red Wings 1998 keine Mannschaft mehr geschafft hat, den Stanley Cup Titel erfolgreich zu verteidigen.

Die Los Angeles Kings waren das erste Team seit 16 Jahren, die es mit den Titelgewinnen 2012 und 2014 geschafft haben, sich immerhin zwei Meisterschaften in drei Spielzeiten zu sichern. Nun können sie bereits frühzeitig in dieser Saison trotz der beschriebenen Umstände einen für die Konkurrenz beängstigenden Lauf vorweisen.

Durch den 5-2 Erfolg am Sonntag gegen die Columbus Blue Jackets stellten sie mit sechs Siegen bzw. 13 Punkten aus den ersten acht Spielen ihre Franchiserekorde aus dem Jahr 2010 (Siege), sowie 1980 und 1990 (Punkte) ein. Die Kings hielten sich während ihrer zuletzt anstehenden sechs Heimpartien zum ersten Mal in ihrer Teamgeschichte schadlos. Die bisherige Bestmarke für eine derartige Spanne von fünf Siegen und einem Unentschieden aus der Saison 1990-91 wurde überboten.

Wesentlichen Anteil an diesem Erfolg hat die „That 70s Line“ (Die 70er Reihe). Es handelt sich hierbei um Jeff Carter mit der Rückennummer 77, Tyler Toffoli mit der 73 und Tanner Pearson mit der 70. Die Reihe sammelte zusammen zehn Scorerpunkte (4 Tore / 6 Assists) und eine Plus Sieben beim Sieg gegen Columbus. Über alle acht Saisonpartien waren diese Drei für 16 Treffer und 17 Vorlagen bei einer Plus 32 verantwortlich. Carter holte dabei fünf Tore und sieben Assists bei einer Plus Zwölf, Toffoli vier Treffer und acht Vorlagen bei einer Plus Elf und Pearson sieben Tore und zwei Assists bei einer Plus Neun. Damit waren die 70er insgesamt an über drei Viertel der Treffer der Kings in dieser Saison (21) beteiligt.

Carter liegt gleich auf mit anderen auf Platz 2 der NHL mit 12 Scorerpunkten und führt die Liga mit seinen Plus 12 in der Plus-Minus-Statistik an. Mit den verbuchten vier Punkten gegen Columbus stellte er zum dritten Mal seine Bestmarke für die erreichte Anzahl in einem Spiel ein. Zuletzt war ihm dies am 8. Oktober 2009 gegen die Philadelphia Flyers gelungen.

Die Flyers sind der nächste Gegner auf der nun beginnenden Auswärtsreise, die weitere schwere Aufgaben bei den Pittsburgh Penguins, den Detroit Red Wings und den Dallas Stars vorsieht. Angesichts dieser Tatsache war selbst Trainer Darryl Sutter froh, dass schon 13 Punkte auf der Habenseite sind. „Es war wichtig die Punkte einzufahren, weil wir jetzt eine schwere Auswärtsreise vor uns haben“, sagte er nach der Begegnung am Sonntag. „Ich mache meiner Mannschaft ein großes Kompliment, weil sie in den vergangenen sechs Spielen sehr viel Unterzahl gespielt haben.“

In der Tat war das ein Problem. Mit im Durchschnitt 16,2 Strafminuten pro Partie liegen die Kings in dieser Kategorie weit vorne und müssen etwas disziplinierter auftreten, um nicht auf diese Weise Punktgewinne zu gefährden. Da verwundert es auch nicht, dass sie im Schnitt 33,6 Torschüsse hinnehmen mussten, die fünftmeisten der NHL.

Ein Glück, dass Los Angeles mit Jonathan Quick einen Meister seines Faches zwischen den Pfosten stehen hat. Er fünf der sechs Heimspiele bestritten und im Schnitt nur 0,69 Gegentreffer kassiert. Seine 97,6 Prozent Fangquote und die zwei Shutouts sind herausragend.

Gut kompensieren konnten die Kings, dass Torjäger Marian Gaborik und Trevor Lewis weiterhin verletzungsbedingt fehlten und auch Anze Kopitar am Sonntag spät im zweiten Drittel in die Kabine musste und nicht zurückkehrte. Bei Letzterem ist immerhin zu erwarten, dass es nicht so ernsthaft ist und er eventuell schon am Dienstag in Philadelphia wieder auf dem Eis stehen kann.

Die kommenden Aufgaben werden ans Tageslicht bringen, ob die Kings ihren eingeschlagenen Weg fortsetzen können. Einstweilen beeindrucken sie aber den Rest der NHL mit ihren guten Auftritten und der gezeigten Frühform. Vielleicht ein Indikator, dass mit ihnen erneut zu rechnen ist und sie hungrig auf eine erfolgreiche Titelverteidigung sind.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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