Sbisa, in Vancouver verliebt

Luca Sbisa fühlt sich in Vancouver pudelwohl und genießt das Vertrauen des Trainers.

Deutschsprachige Spieler hatten es in den letzten Jahren schwer bei den Vancouver Canucks Fuß zu fassen. Die Liste jener Spieler, die die am Pazifik liegende westkanadische Metropole nach Kurzaufenthalten wieder verlassen mussten, ist lang. Erinnert sei dabei an Namen wie Marco Sturm, Alexander Sulzer oder an den Schweizer Verteidiger Raphael Diaz, der in der Spielzeit 2013/14 nur sechs Partien für die Canucks bestreiten durfte. Christian Ehrhoff trug immerhin zwei Jahre lang, von 2009 bis 2011, das Trikot der Canucks und stellt unter der Riege der Schweizer und Deutschen schon eine Ausnahme dar.

Nach fünf Jahren bei den Anaheim Ducks versucht nun der Schweizer Luca Sbisa sein Glück bei den Canucks. Dem 24-jährigen Verteidiger ist es durchaus zuzutrauen, dass er sich bei ihnen durchsetzen kann. Die neue Führungsriege der Canucks, allen voran Trevor Linden und Coach Willie Desjardins, hatten schon bei ihren Amtsübernahmen angekündigt, dass fortan hier ein anderer Wind wehen wird. Es sollen nur Spieler im Kader der Canucks stehen, die gewillt sind alles für diese Organisation, diese Stadt und ihrer Fans zu geben.

Mit Sbisa, er kam beim NHL Entry Draft 2014 im Rahmen des Kesler-Trades zu den Canucks, dürften sie damit genau den richtigen Mann geholt haben. Der in Ozieri, Italien geborene Verteidiger hat sich, wie er immer wieder gerne erwähnt, in Vancouver verliebt und zwar in zweifacher Hinsicht. „Schon als ich zu den Olympischen Winterspielen 2010 mit der Schweizer Eishockeynationalmannschaft zum ersten Mal hier gewesen war, faszinierte mich diese Stadt auf Anhieb. Ich bin stets gerne nach Vancouver zurückgekommen und habe es genossen in diese Arena einzulaufen. Immer wieder habe ich zu mir gesagt, dass es großartig wäre hier [für die Canucks] zu spielen. Das ist nun Wirklichkeit geworden“, erzählte Sbisa schreibenden Kollegen von der Vancouver Sun.

Die seinem Naturell entsprechende, in keiner Weise aufgesetzte, Offenheit gegenüber den lokalen Medien dürfte ihm sehr dienlich sein. Hierbei muss man bedenken, dass die Medien in Vancouver durchaus überkritisch sein können, wenn es um die Themen Eishockey und Canucks geht. Auch wenn man ihn auf sein Privatleben und auf seine Freundin Lauren Anaka, die er bei den Olympischen Spielen kennengelernt hatte, anspricht, zeigt sich Sbisa nicht verschlossen: „Wir haben es langsam angehen lassen und sind nun schon seit über vier Jahren zusammen. Sie ist in Vancouver geboren worden, ist hier aufgewachsen. Als sie von dem Trade erfuhr, war sie total begeistert.“

Verfolgt man in den sozialen Medien und in den einschlägigen Foren der Westkanadier die Kommentare, so stellt man fest, dass der Schweizer auch schon bei den Anhängern der Canucks einen Stein im Brett hat. Sbisa ist sich aber auch bewusst, dass sich das schnell ändern könnte, sobald er auf dem Eis nicht mehr die Leistung erbringt, die von ihm erwartet wird.

In den ersten zwei Saisonspielen 2014/15 bekam er eine durchschnittliche Eiszeit von 17:58 Minuten und leistete sich keinen groben Schnitzer. Coach Desjardins schickte ihn in beiden Partien auch bei Unterzahl aufs Eis, was man durchaus als Vertrauensbeweis in die besonderen Defensivqualitäten des Verteidigers bewerten darf. Ohnehin ist Sbisas große Stärke seine Physis. Er liebt das körperbetonte Spiel, geht in jeden Zweikampf und kann auch harte Checks wegstecken. In der Offensive hat der junge Schweizer noch nicht das in ihm schlummernde Potenzial vollends zeigen können.

Desjardins fordert von seinen Verteidigern, dass sie tiefer, als normal üblich, im gegnerischen Drittel stehen, um bei einem Puckverlust den Gegner sofort aggressiv angehen zu können. Die Scheibe soll so schnell wie möglich zurückerobert werden.

Sbisa sieht sehr optimistisch seiner Zukunft in Vancouver entgegen. Ihm gefällt es, dass man ihm im Rahmen der Trainervorgaben die Freiheiten lässt das eigene Spiel aufzuziehen. Sbisa erwähnt auch, dass es in Anaheim gänzlich anders war: „Dort haben sie mir immer wieder gesagt, dass sie nicht mögen, wenn ich in die Offensive gehe. Ich sollte hinten bleiben. Sie wüssten zwar, dass ich auch weitergehende Fähigkeiten habe, doch hierfür hätten sie andere Spieler.“

Sbisa spürt in Vancouver von Seiten der Verantwortlichen keinen Druck, der sich auf ihn leistungshemmend auswirken könnte. Ganz im Gegenteil: Trainer und Teamkollegen sind voll des Lobes über den jungen Schweizer, der, das sollte man nicht vergessen, noch ziemlich am Anfang einer langen NHL-Karriere, die vor sechs Jahren in Philadelphia begonnen hatte, steht.

Ich würde es dem sympathischen, weltoffenen Schweizer gönnen, dass er in Vancouver sein sportliches und privates Glück findet und sich für ewig binden kann.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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