Statt Eis unten, kommt Eis von oben

Dem erkrankten Ex-Baseballspieler Pete Frates wird unterstellt, dass er die Aktion zu dem Sommerhit der Sozialen Netzwerke werden ließ. So sieht es zumindest die amerikanische ALS-Organisation, die sich bereits über Spenden in zweistelliger Millionenhöhe freuen kann. Die seltene Nervenkrankheit ALS, also Amyotrophe Lateralsklerose, die bislang in der Regel innerhalb eines Zeitraumes von drei bis fünf Jahren nach dem Ausbruch zum Tod führt, soll in einen breiteren Fokus der Öffentlichkeit gebracht werden und mehr Gelder für die Erforschung der Ursache und deren Behebung freisetzen.

Dafür wurde ein Wettbewerb in Gang gesetzt, der mittlerweile in den USA und Kanada weite Kreise gezogen hat und nun auch nach Europa im wahrsten Sinn des Wortes überschwappt. Selbst die Presse in der alten Welt berichtet seitdem u.a. über Bill Gates, Mark Zuckerberg, Justin Timberlake und Lady Gaga, die sich beteiligt haben. Dabei waren insbesondere die Eishockeyspieler der NHL im Anfangsstadium Vorreiter sich nass zu machen und gegenseitig Nominierungen auszusprechen.

Worum es geht dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Für alle Unwissenden eine kurze Erläuterung. Wenn jemand zum „Ice Bucket Challenge“ (zu Deutsch Eis-Eimer-Herausforderung) öffentlich aufgefordert wird, dann hat er 24 Stunden Zeit sich dem ganzen zu stellen und einen Eimer mit Wasser und Eiswürfeln über sich zu ergießen. Das beweisende Video oder Bild ist im Internet zu veröffentlichen. Wer kneift, muss mindestens 100 US-Dollar an die ALS Foundation spenden. Diejenigen, welche sich begossen haben, können dann drei weitere Personen nennen, die sie für die Aufgabe nominieren.

Die Durchführung der Aktion von herausgeforderten Personen zeigt schon sehr vielseitige Möglichkeiten und Kreationen. Torhüter Mike Smith von den Arizona Coyotes mischte sein Eis und Wasser erst in einem Eimer, ehe er das Ganze in eine bereits gefüllte Schaufel eines Baggers goss und sich von dem Großgerät taufen ließ.

Sein ehemaliger Teamkollege bei den Coyotes und jetzige Free Agent Paul Bissonnette stellte sich auf einen Berg und ließ sich von einem Helikopter aus ca. 20 Meter über ihn begießen. Den größten Clou landete wieder einmal P.K. Subban von den Montreal Canadiens, der auf einem Platz seiner Heimatstadt Toronto Kamerateams anrücken ließ und sein eigenes Spektakel veranstaltete. Er ließ extra die Ladefläche eines Lkws mit 60 Säcken Eis befüllen und setzte sich hinter dem Gefährt auf einen Stuhl, um die komplette Ladung abzubekommen.

Selbst General Manager und Eigentümer blieben nicht verschont und nahmen die Herausforderung an. Unter ihnen Jeremy Jacobs der Besitzer der Boston Bruins, Brian Burke, Präsident der Calgary Flames und Teameigner der Pittsburgh Penguins Mario Lemieux. Aufgerufen wurden auch NHL Commissioner Gary Bettman und sein Stellvertreter Bill Daly, die den Spaß für einen guten Zweck mitmachten und den Test bestanden.

Natürlich hat es auch schon deutsche und österreichische Akteure getroffen. Dennis Seidenberg, Michael Grabner, Michael Raffl und Konrad Abeltshauser machten sich u.a. schon nass.

Aber nicht alle nehmen teil und spenden lieber. Die Kennedy Familie postete ein Video auf Facebook, an dessen Ende die 86-jährige Witwe von Robert Kennedy, Ethel Kennedy Mut zeigt, sich begießt und US-Präsident Barack Obama herausfordert. Dieser ließ übermittelt, dass der lieber Geld einzahle. Vergeblich werden wir wohl darauf warten, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel dem Spektakel folgt, nachdem der Ex-Handballer Steffen Kretschmar sie genannt hatte.

Es ist schon faszinierend, welche Kreise die Aktion mittlerweile gezogen hat und täglich kommen tausende Ausführende dazu. Das wichtigste der Aktion ist aber schon jetzt ein voller Erfolg, nämlich die Krankheit stärker in den Fokus zu rücken und Spenden für die wichtige Erforschung von Gegenmitteln zu sammeln.

Insofern dürfen wir gespannt sein, wer sich noch alles an diesem Treiben beteiligt. Frates selbst ist überwältigt, von der Beteiligung und findet es wahnsinnig, dass sogar Obama herausgefordert wurde und ergänzt: „Der Einzige, der danach noch fehlen würde ist der Papst.“

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert