„Harte Arbeit führt zum Erfolg“

Eishockey.com Redakteur Martin Stichauner traf den österreichischen NHL-Export, Michael Raffl von den Philadelphia Flyers für ein Sommerinterview in seiner Heimatstadt Villach.

Der 25-jährige Kärntner, wechselte vor drei Jahren vom EC VSV aus Villach in die zweite schwedische Liga und hat von dort letzten Sommer den Sprung in die NHL geschafft und bei den Philadelphia Flyers nun endgültig Fuß gefasst. In seinen sechs Spielzeiten in der höchsten österreichischen Spielklasse erzielte er in 260 Spielen 146 Scorerpunkte, davon 75 Tore, für den EC VSV.

Raffl feierte sein Debüt in der National Hockey League am 12.Oktober 2013 gegen die Detroit Red Wings. Seinen ersten NHL-Treffer erzielte er am 9. Dezember 2013 gegen Craig Anderson von den Ottawa Senators.

In seiner abgelaufenen Rookie-Saison verzeichnete er in 68 NHL Spielen, 9 Tore und 13 Assists und qualifizierte sich mit seinen Flyers in der Eastern Conference auch für die Playoffs. In der ersten Runde scheiterten sie jedoch gegen den späteren Stanley Cup-Finalisten New York Rangers.

Eishockey.com: Hallo Michael, kannst du den Lesern erzählen, wie du überhaupt zum Eishockey gekommen bist und wie du den Sprung in die NHL geschafft hast?

Raffl: Mein Vater, Peter Raffl und mein älterer Bruder Thomas Raffl haben schon immer Eishockey in Villach gespielt. Für mich hat es nie etwas anderes gegeben. Ich habe mich zwar auch für andere Sportarten interessiert und diese auch ausprobiert, aber es hat mir nichts so gut gefallen wie das Eishockey. Das war einfach immer schon genau das Richtige für mich.

Mit dem Eislaufen habe ich bereits im Alter von 3-4 Jahren begonnen. Wir haben ungefähr 200m Luftlinie von der Villacher Eishalle entfernt gewohnt und ich habe jede freie Minute dort verbracht und war immer auf dem Eis, wenn es zeitlich möglich war. Als ich 17 Jahre alt war, spielte ich das erste Mal in der Kampfmannschaft des EC VSV.

Die darauffolgende Saison war ich dann fix im Kader aufgestellt und spielte 5 Spielzeiten für den VSV. Die letzten zwei Spielzeiten liefen für mich sportlich besonders gut und es haben sich verschiedene Vereine für mich interessiert. Ich bekam unter anderem ein Angebot aus der schwedischen Liga. Das ich dies geschafft habe, war eigentlich schon etwas ganz Großes für mich persönlich. Ich wollte unbedingt einmal in das Ausland. Etwas anderes sehen und Erfahrungen sammeln.

In der Saison 2011-12 wechselte ich dann zu Leksands IF in die zweithöchste schwedische Liga. Dort war ich für 2 Spielzeiten. In dieser Liga spielte ich mit vielen Prospects zusammen, die bereits von verschiedenen NHL-Teams gedraftet wurden. Die letzte Saison 2012-13 lief sehr gut für mich (Anm.: 59 Spiele, 27 Tore u. 25 Assists). Es waren immer viele Scouts bei den Spielen anwesend, um die Spieler zu beobachten. Nach der Weltmeisterschaft kam die Frage auf, ob ich denn auch nach Amerika gehen würde und ich sagte zu. Allein der Gedanke in Amerika und womöglich auch in der NHL Eishockey zu spielen, reizte mich schon sehr.

Ich habe dann schon bei den Camps der Philadelphia Flyers teilgenommen und wurde bei den „Cuts“, am Ende der Trainingscamps in die AHL zu den Adirondack Phantoms geschickt. Dort habe ich dann 2 Spiele gespielt, ehe ich nach dem zweiten Spiel ein Telefonat erhielt und mir gesagt wurde, dass ich beim nächsten Spiel für die Philadelphia Flyers auflaufen würde. Wir waren damals gerade bei einem Auswärtsspiel in Hartford und ich bin dann gleich im Hotel geblieben. Aus Hartford bin ich im Anschluss direkt nach Detroit geflogen, da die Philadelphia Flyers dort ihr Spiel hatten. Am 12. Oktober spielte ich dann das erste Mal im Jersey der Philadelphia Flyers.

Eishockey.com: Wenn du deine erste Saison bei den Philadelphia Flyers Revue passieren lässt, wie zufrieden bist du mit deinen persönlichen Leistungen?

Raffl: Ich bin davon überzeugt, dass mehr möglich gewesen wäre. Andererseits, wer hätte gedacht, dass ich jemals in der NHL spielen werde? Wenn man es jetzt so betrachtet, dann kann ich mit meinen Leistungen zufrieden sein.

Eishockey.com: Ihr seid in der ersten Runde erst im entscheidenden Spiel 7 gegen den späteren Stanley Cup Finalisten New York Rangers ausgeschieden! Wie bitter ist diese Erfahrung für dich gewesen?

Raffl: Wir haben dieses Spiel knapp mit 2-1 im Madison Square Garden verloren. Speziell im zweiten Drittel war unsere Leistung nicht gut und die Rangers konnten das Spiel durch 2 Tore an sich reißen. In einem Spiel 7 kann jede Kleinigkeit entscheidend sein. Es war sehr enttäuschend, da ich glaube, dass für uns sicherlich mehr drinnen gewesen wäre.

Eishockey.com: Wie hast du die Eishockey freie Zeit bis jetzt verbracht?

Raffl: Ich bin an den Wochenenden schon einige Male nach Lignano in Italien gefahren, um mich dort am Strand zu erholen. Außerdem spiele ich gerne Golf oder ich treffe mich mit Freunden. Wir besitzen alle eine „Vespa“ und unternehmen gemeinsame Ausfahrten. Ich habe mir selber ein älteres Modell gekauft und restauriert.

Eishockey.com: Ihr seid sehr viel unterwegs in der NHL und habt einen ausgefüllten Terminkalender. Wie verbringst du deine wenige Freizeit?

Raffl: Teilweise sind wir 2-3 Wochen durchgehend unterwegs und haben beinahe alle 2 Tage ein Spiel. Man ist echt froh, wenn man einmal alleine ist und sich in Ruhe vor dem TV auf die Couch legen kann, um sich zu entspannen.

Eishockey.com: Wie lebst du in Philadelphia?

Raffl: Ich habe mir direkt in Philly eine Wohnung gemietet. In meiner Nachbarschaft wohnen auch noch andere Spieler und wir treffen uns dann auch gelegentlich zum Abendessen.

Eishockey.com: Welches Stadion bzw. welche Stadionatmosphäre begeisterte dich in der NHL am meisten?

Raffl: Die Playoffs im eigenen Wells Fargo Center waren einfach unglaublich. Das war eishockeymäßig gesehen das Beste, was ich in meinem Leben bis jetzt gesehen habe. Diese Stimmung in dem Stadion war gewaltig.

Eishockey.com: Mit wem teilst du dir das Zimmer bei den Auswärtsspielen?

Raffl: Ich bin mit Zac Rinaldo in einem Zimmer. Wir sind gute Freunde und unternehmen auch in der Freizeit viel zusammen.

Eishockey.com: Was war für dich persönlich das Highlight der Saison?

Raffl: Der schönste Moment für mich war, als mich mein Vater während der Saison für einige Tage in Philadelphia besucht hat und auch bei den Spielen dabei war. Ich habe gesehen, dass er richtig stolz war und die Zeit dort genossen hat.

Eishockey.com: Kannst du dich auch für andere Sportarten in den USA begeistern. Ich denke jetzt z. Bsp. an die Philadelphia Eagles (NFL), den Philadelphia Phillies (MLB) oder an die Philadelphia 76ers (NBA)?

Raffl: Wenn es sich zeitlich ausgeht, dann sehe ich mir auch andere Sportarten live an.

Eishockey.com: Was geht dir am meisten ab, wenn du in den USA bist?

Raffl: Meine Familie, Freunde und das gute Essen.

Eishockey.com: Wie bereitest du dich auf die neue Saison vor? Hast du von den Flyers einen Trainingsplan erhalten?

Raffl: Man bekommt von den Flyers einen Trainingsplan. Ich persönlich arbeite aber schon seit Jahren mit meinem eigenen Fitnesscoach Mag. Zsolt Zakarias zusammen. Er stellt mir meine auf mich speziell abgestimmten Trainingspläne zusammen.

Eishockey.com: Mit welchen persönlichen Zielen gehst du in die kommende Saison?

Raffl: Als Sportler musst du immer gewinnen wollen und ich glaube auch, dass wir das Zeug haben um zu gewinnen.

Eishockey.com: Gibt es etwas, was du jungen Eishockeyspielern auf ihrem Weg mitgeben möchtest?

Raffl: Harte Arbeit führt zum Erfolg und niemals aufgeben.

Eishockey.com: Vielen Dank für dieses Gespräch und alles Gute für die bevorstehende Saison!

 

5 Fragen und 5 Antworten:

Dein Lieblingsessen: Käsnudel oder Wienerschnitzel

Bester (aktiver oder ehemaliger) Spieler in der NHL: Wayne Gretzky

Warum die Nummer 12: Es war die erste Nummer die ich damals als junger Spieler in Villach beim VSV erhalten habe.

Letzter Kinofilm: Weiß ich jetzt nicht mehr genau. Auf alle Fälle werde ich mir morgen die Premiere von „Transformers 4“ ansehen.

Lieblingsmusik: Je nach Stimmung. Quer durch die Bank.

Dieser Artikel erschein auch auf NHL.com/de

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