NHL Draft 2014. Ein Blick in die Zukunft

Die Canucks haben dem NHL Draft 2014 ihren Stempel aufgedrückt. Eine Analyse des Drafts.

In diesem Jahr, wieder auf zwei Tage verteilt, fand im Wells Fargo Center von Philadelphia der NHL Draft 2014 statt. Eine Veranstaltung, bei der die 30 NHL-Teams versuchen die Weichen für die Zukunft langfristig zu stellen. In sieben Runden sicherten sich die Mannschaften die Rechte an 210 Nachwuchsspielern. Erfreulicherweise waren darunter mit Leon Draisaitl (Nr. 3) sowohl ein deutscher und mit Kevin Fiala (Nr. 11) ein Schweizer Stürmer, die am Freitagabend bereits in der ersten Runde gedraftet wurden. Am Samstag wurde als einziger Mitteleuropäer der Schweizer Rechtsaußen Noah Rod, der erst in diesem Monat seinen 18. Geburtstag feiern konnte, an 53. Stelle von den San Jose Sharks gezogen. Erfahrung auf internationaler Ebene konnte der Genfer auch schon mit den diversen Juniorennationalmannschaften der Eidgenossen sammeln. Besonders beeindruckend waren seine Auftritte bei der diesjährigen U18-WM, als er es in fünf Partien auf zwei Treffer und vier Assists gebracht hatte.

Die größte Gruppe an gezogenen Spielern stellten selbstverständlich wieder die Kanadier vor den US-Amerikanern. Aus Europa waren es 27 Schweden, 13 Russen, neun Finnen, acht Tschechen, zwei Letten, jeweils ein Däne und ein Slowake sowie zwei mit britischem Pass, die sich Hoffnungen auf eine Karriere in der NHL machen dürfen.

Bis der erste Torhüter ausgewählt wurde dauerte es bis zum 34. Zug. Die Calgary Flames wählten Mason MacDonald von Charlottetown aus der QMJHL. Kurz darauf machten die Vancouver Canucks, die diesem Draft Wochenende ihren Stempel aufgedrückt hatten, zum ersten Mal an diesem Samstag auf sich aufmerksam, indem sie sich für den Junioren US-Nationaltorwart Thatcher Demko vom Boston College entschieden. Am Ende des Draft Wochenendes sollten es insgesamt 21 junge Schlussleute sein, an denen Teammanager ihren Gefallen fanden.

Gedraftet zu werden ist ein erster Schritt für die jungen Talente, doch er beinhaltet noch lange keine Garantie, dass es wirklich dazu reicht auch einmal in der NHL Fuß fassen zu können. Betrachtet man alle NHL Drafts seit 1963, so gab es dabei insgesamt 1092 Erstrundenzüge, hiervon bestritten mindestens eine NHL-Partie 924 Spieler, was einer Quote von 84,6 Prozent entspricht. Lässt man die letzten zwei NHL Drafts der Jahre 2012 und 2013 außer Acht, was aufgrund der sich noch in der Entwicklung befindlichen jungen Sportler durchaus Sinn macht, und überprüft, wie viele es zuvor geschafft haben, sich in der besten Eishockeyliga der Welt zu etablieren, ergeben sich folgende Zahlen: Von 9785 Draft Picks bis 2011 absolvierten 2374 mindestens 100 NHL-Partien. Das ist mit 24,3 Prozent ein knappes Viertel.

Das Augenmerk der Manager und Sportdirektoren richtet sich an diesen zwei Tagen jedoch nicht nur auf die jungen Eishockeycracks, sondern auch darauf, untereinander Tauschpartner für Zugrechte zu finden, um den ein oder anderen bewährten NHL-Spieler verpflichten zu können, der einem in der kommenden Saison sportlich weiterbringen kann. Diese Trades liefern meistens viel Diskussionsstoff bei der Frage, welche Franchise dabei als Sieger und Verlierer aus so einem Wechsel herausgegangen ist. Wenn überhaupt, lässt sich darauf erst in der Zukunft eine richtige Antwort finden.

Den Auftakt zum regen Handel machten am Nachmittag des ersten Draft-Tages die Vancouver Canucks und die Anaheim Ducks, bei deren Trade unter anderem auch der Schweizer Verteidiger Luca Sbisa involviert gewesen war. Die Westkanadier gaben ihren Center Ryan Kesler, der elf Jahre lang die Schlittschuhe für Vancouver geschnürt hatte, zusammen mit einem Zugrecht für die 3. Runde in 2015 ab und erhielten hierfür Sbisa, Center Nick Bonino und einen Erstrunden- sowie Drittrunden Draft Pick in 2014. Postwendend nutzten die Canucks ihren zusätzlichen Zug, um sich die Rechte an Center Jared McCann (Sault Ste. Marie,OHL) zu sichern. Aus welcher Perspektive man sich diesen Tausch auch ansieht, er scheint für die Kanadier ein guter Deal gewesen zu sein. Der 30-jährige verletzungsanfällige Kesler hatte sich in der westkanadischen Metropole nicht mehr wohl gefühlt, wollte wechseln. Canucks neuer GM Jim Benning wollte ihm keine Steine in den Weg legen und bekundete unmissverständlich, dass sie nur Spieler im Kader möchten, die erpicht darauf sind für die Franchise alles zu geben. Mit dem vier Jahre jüngeren US-Amerikaner Bonino erhält er einen Stürmer, der in der Saison 2013/14 die beste Spielzeit seiner Karriere absolviert und ähnlich stark wie Kesler gepunktet hat.

Welchen Vorteil erwarten sich die Kalifornier? Ihr General Manger Bob Murray erhofft sich mehr Tiefe im Kader auf der Center-Position, was dann eintreten würde, wenn Kesler wieder an seine guten Zeiten von vor zwei, drei Jahren anknüpfen kann.

Die Aussichten darauf, dass sich Sbisa einen Stammplatz bei den im Umbau befindlichen Canucks erkämpfen kann, stehen gar nicht einmal so schlecht, vor allem nachdem diese kurz darauf noch ein weiteres Mal aktiv wurden. Diesmal fungierten die Tampa Bay Lightning als Tauschpartner, an den sie Defensivmann Jason Garrison zusammen mit Nachwuchskraft Jeff Costello und einen Draft Pick der 7. Runde abgaben. Hierbei stand der Wille, die Verjüngungskur fortzusetzen, Pate, denn im Gegenzug erhielt Vancouver ein weiteres Zugrecht für die zweite Runde des diesjährigen Drafts, den sie umgehend an die Los Angeles Kings für den jungen Center Linden Vey abgaben.

Protagonisten eines zweiten furiosen Trades waren die Pittsburgh Penguins und die Nashville Predators. Die Pens gaben ihren Flügelstürmer James Neal ab, der es in der vergangenen Spielzeit auf immerhin 61 Scorerpunkte gebracht hatte und obwohl er nur 59 Partien absolvieren konnte ihr viertbester Scorer war. Im Gegenzug werden fortan Patric Hornqvist sowie Nick Spaling für Pittsburgh stürmen. Der Tausch macht für die Predators insoweit Sinn, da sie zwingend ihre Offensive verstärken müssen. Inwieweit der 26 Jahre alte Neal auch ohne Crosby, Malkin & Co. an der Seite seinen Schnitt von über einem Scorerpunkt pro Spiel durchziehen kann, das muss er erst noch beweisen. Mit Hornqvist und Spaling haben sich die Penguins, deren Manko auch ohne Neal, sicherlich nicht das Erzielen von Toren sein wird, sicherlich zwei Flügelstürmer geangelt, die sich nicht zu schade sind auch nach hinten zu arbeiten. Auch wenn sie durch deren Verpflichtung noch weniger Spielraum bei dem auf US$ 69 Millionen erhöhten Salary Caps haben werden, sie könnte sich durchaus auszahlen.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

Ein Gedanke zu „NHL Draft 2014. Ein Blick in die Zukunft

  1. Der Draft-Jahrgang wird trotz oder gerade wegen der hohen Platzierung des German Gretzky, Leon Draisaitl, als nicht so stark eingeschätzt, daher hat es auch nicht verwundert, dass die Panthers bereit waren, über einen Trade ihres Nr.1-Draftrechts zu verhandeln.

    Nun aber etwas aus Sicht durch die Blau-Grüne Vancouver-Brille: es ist sicher vor und nach dem Draft nichts Überragendes passiert, US-Boy Kesler wollte zu einem (US-)Team, wo er den Cup gewinnen kann, was man ihm auch nicht verübeln kann, weil sein Trikot nicht unters Dach der Canucks gezogen worden wäre und die Chance auf den Ring mit dem aktuellen Team um die Sedins vorbei ist.

    Interessant ist der Weg, den die Canucks gehen: Talente entwickeln, möglichst mit einem Team, das nicht nur verliert (in diesem Sinn ist auch die Verpflichtung von Ryan Miller zu sehen). Man hätte ja auch absichtlich verlieren wollen, um das nächste Mega-Talent, nach Sid Crosby, Connor McDavid, draften zu dürfen.

    Nur ob dieser Weg in Kanada funktioniert, ähnlich wie in Pittsburgh (Sid & Malkin) oder Chicago (Toews & Kane), darf bezweifelt werden, wo doch jede Entscheidung der General Manager von den Medien und Fans bis in Kleinste beäugt und kommentiert wird?! Ich erinnere mich noch gut an die Berichterstattung von Eishockey.com von 2007 (?) über die Blackhawks, als in der Zeit des Mißerfolges, jeder Fan per Handschlag begrüßt werden konnte…

    Wie sagte doch der neue GM der Canucks vor 2 Wochen beim Summer Summit (Fan-Treffen) auf die Frage eines Fans nach dem totalen Neuanfang mit McDavid: „The fans are too passionate here to let that happen“…

    Dass dieser Weg eben im Mutterland des Eishockeys auf diese Art scheitern kann, zeigt die Idiotie der Edmonton Oilers. Wie kann man noch unverdiente Spieler, wenn auch Top-Picks, derart überbezahlen (Eberle, Hall, Nugent-Hopkins)? Gerade im Eishockey muss man sich jeden Shift in der Team-Hierarchie für die Team-Chemie „hart“ erarbeiten!

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