Spiel 5 Stanley Cup Finale 2014
Los Angeles Kings – New York Rangers 3-2 2. OT (1-0/0-2/1-0/0-0/1-0)
Stand in der Serie: 4-1
Torschützen: 1-0 Justin Williams(7.), 1-1 Chris Kreider(36.pp), 1-2 Brian Boyle(40.sh), 2-2 Marian Gaborik(48.pp), 3-2 Alec Martinez(95.)
Es berichtet aus Los Angeles unser Redakteur Stefan Herget
Der zweite Matchball für die Los Angeles Kings im Stanley Cup Finale 2014 gegen die New York Rangers. Nach der knappen 2-1 Niederlage am Mittwoch im Madison Square Garden hatten sie dieses Mal zu Hause im Staples Center vor den eigenen Fans die Chance die Serie zu beenden und den zweiten Cupgewinn der Franchisegeschichte nach 2012 einzufahren. Vor zwei Jahren gelang ihnen dies gegen die New Jersey Devils mit einem deutlichen 6-1 Erfolg in Spiel 6.
Wie zu erwarten, wollten die Kings von Beginn an keinen Zweifel daran aufkommen lassen, wer heute das Eis als Sieger verlassen würde. Zu Gute kam ihnen, dass bereits nach weniger als zwei Minuten Spielzeit Rick Nash die erste Strafzeit nahm, als er hakte. Es dauerte aber 54 Sekunden, ehe Drew Doughty Henrik Lundqvist mit einem Schuss aus der Drehung testete und der Schwede gerade noch seinen Schoner dazwischen brachte. Los Angeles blieb in der Anfangsphase überlegen und gingen folgerichtig in der 7. Minute in Führung. Jarret Stoll und Dwight King machten Verkehr vor dem Tor und Justin Williams kam aus dem Hintergrund und schob die Scheibe unter Lundqvist hindurch ins Netz.
Der erste Torschuss der Rangers kam erst knapp 90 Sekunden später und leitete eine Druckperiode der Gäste ein. Nach Pass von Carl Hagelin zog Martin St. Louis ab, doch Jonathan Quick rettete gerade noch mit dem Schlägerende. Kurz darauf die erste Unterzahl der Kings. Kapitän Dustin Brown hatte St. Louis gehalten. Letzterer prüfte wieder Quick, als er nach einem Schuss von Brad Richards gekonnt abfälschte. In der nächsten Szene wurde Richards nach einem schönen Spielzug frei gespielt, doch die Nummer 19 der Rangers verzog die Direktabnahme. Mit Ablauf des Powerplays drei Chancen von New York im Sekundentakt. Anton Stralman schoss mittig stehend vorbei, Hagelin bediente Nash vor dem Tor, der abfälschte und auch beim Schuss von Dominic Moore wehrte Quick ab. Erst in der 12. Minute tauchten die Kings erneut gefährlich auf. Alec Martinez feuerte auf Lundqvist. Die Blueshirts waren jetzt besser im Spiel und hatten weitere Gelegenheiten zum Ausgleich durch Derek Stepan und Dan Girardi. Benoit Pouliot leistete sich gut zwei Minuten vor dem Ende des Drittels einen Check gegen Quick und musste raus. In der Überzahl brachte Doughty mit einem Schuss noch einmal Gefahr, musste aber dann selbst wegen eines unnötigen Stockchecks in die Kühlbox. Vor der Sirene passierte jedoch nichts mehr.
Die Kings überstanden den Rest der Unterzahl zu Beginn des Mittelabschnitts. Zunächst waren die Hausherren wieder aktiver. Kyle Clifford schoss nur knapp am Tor vorbei und Brown fand in Lundqvist seinen Meister. Richards brachte auf der Gegenseite große Gefahr, als er einen Schuss von der Blauen Linie nur eng am gegnerischen Kasten vorbei bugsierte und Brian Boyle den Nachschuss nicht verwerten konnte. Es ging nun von Coast zu Coast, wie die Amerikaner sagen, also Hin und Her, wobei die Kings durch Brown, Stoll, Carter und Tanner Pearson die hochkarätigeren Möglichkeiten hatten. Blueshirt Mats Zuccarello setzte sich hingegen zwei Mal in Szene, war aber erfolglos, ehe Kings Marian Gaborik nach Schuss von Doughty erstmals in Erscheinung trat. Lundqvist gab kurz später Trevor Lewis und Willie Mitchell das Nachsehen.
Als in der 35. Minute King wegen eines hohen Stocks raus musste, zogen die Rangers erstmals ein überzeugendes Überzahlspiel auf und profitierten prompt. Erst traf Richards nur den Pfosten und dann konnte Chris Kreider nach Vorlage von Ryan McDonagh problemlos zum 1-1 einschieben. Danach hatte Mike Richards fast ins eigene Tor abgefälscht, als Quick hinter dem Tor einen Fehlpass spielte und der Rangers Akteur ihn von dort anschoss, der Puck jedoch das Gehäuse verfehlte. Im unmittelbaren Gegenzug zog Clifford mit Geschwindigkeit vor Lundqvist, doch der Goalie ließ sich nicht überwinden. Die Nummer 30 der Rangers stand zunächst ebenso im Mittelpunkt, nachdem Los Angeles ein weiteres Powerplay zugesprochen bekam. Insbesondere Doughty feuerte aus allen Rohren, es schlug allerdings gegenüber ein. Slava Voynov verlor ein Laufduell gegen Hagelin, der Boyle bediente. Dieser drang in die gegnerische Zone ein, verschaffte sich Platz und ließ Quick 29 Sekunden vor Drittelende mit einem präzisen Schuss in den Winkel keine Chance. Plötzlich führte New York, obwohl sie erst 12 Torschüsse auf dem Konto hatten.
Die Rangers standen nach Wiederbeginn defensiv gut und kontrollierten weitgehend das Geschehen ohne selbst Akzente zu setzen, verhinderten aber auch, dass die Kings qualitative Gelegenheiten hatten. Es dauerte gut sieben Minuten bis erstmals Gefahr vor Lundqvist lauerte. Mitchell brachte mit seinem Schuss den Rangers Schlussmann in Bedrängnis, doch Stepan war vor Brown, der zum Nachschuss ansetzte, zur Stelle. Der Gästetorhüter konnte den nächsten Schuss von Jake Muzzin ebenfalls nicht festhalten, beim Nachfassen von Carter war Verteidiger Girardi zur Stelle und bedrängte ihn erfolgreich. Schließlich fiel doch der Ausgleich. Zuccarello machte Bekanntschaft mit der Strafbank, 17 Sekunden später zog Doughty ab und Gaborik war vor dem Tor zur Stelle und staubte zum 2-2 ab.
Fast hätten die Rangers postwendend zurück geschlagen. Quick war bei McDonaghs Versuch an der Scheibe, doch diese rutschte um Zentimeter am Gehäuse vorbei. In der Folge brannte es lichterloh vor Lundqvist. Anze Kopitar nach Pass von Mitchell fing an, dann folgten Carter, Martinez, Williams und erneut Carter, aber „King Henry“ zeigte sich in Bestform. Es begann ein erbitterter Kampf um jeden Meter trotz nachlassender Kraft. New York konnte sich nur selten entlasten, jedoch waren die wenigen Vorstöße produktiv und brachten Gefahr für Quick, der sich nicht bezwingen ließ. Vier Minuten vor dem vermeintlichen Ende fuhr er gegen Boyle gerade noch den Schoner aus. Gegenüber wollten die schwarz gekleideten Hausherren die Entscheidung. Muzzin hatte mit vier Sekunden auf der Uhr eine perfekte Schussposition, verzog jedoch und wieder ging die Partie im Staples Center in die Verlängerung. 29 zu 15 Torschüsse reichten den Gastgebern nicht für den Sieg in regulärer Spielzeit.
Erstaunlich mit welcher Schnelligkeit und Einsatz es in der Verlängerung weiterging. Vor den Spielern auf dem Eis musste man wirklich den Hut ziehen, wie sie sich in jeder Aktion reinwarfen und alles gaben. Konditionell waren beide Mannschaften voll auf der Höhe. Es gab Chancen zuhauf, um dem Treiben ein schnelles Ende zu setzen. Quick, vor allem aber Lundqvist waren jetzt auf der Höhe ihrer Leistungsfähigkeit, wenn gleich sie sich gelegentlich selbst in Bedrängnis brachten, weil sie die Scheibe nicht festhalten konnten. New York ließ sogar ein Powerplay ungenutzt. McDonagh fehlte wenig, denn er nagelte seinen Schuss an den Pfosten. Auf der anderen Seite war Lundqvist in der 72. Minute geschlagen. Tyler Toffoli traf nach schöner Einzelleistung nur die Latte. Mehrmals wurde vor beiden Toren noch gewühlt und gekämpft, niemand brachte den Puck über die Linie, so dass es nach für eine Verlängerung unglaublichen 13 zu 10 Torschüssen zu Gunsten der Kings erneut in die Kabinen ging.
Beeindruckend mit welchem Schwung erneut beide Teams agierten. Die Rangers ließen wieder ein Überzahlspiel trotz bester Gelegenheiten ungenutzt. Pech für die Gäste, dass der Pfosten erneut für Quick rettete. In der 90. Minute hätte Nash zum Helden werden können. Er hatte das leere Tor vor sich, doch er schoss Voynov an den Schläger. Diese Nachlässigkeit rächte sich. Los Angeles übernahm danach mehr die Initiative. Williams prüfte Lundqvist zwei Mal und Lewis verpasste die Entscheidung. In der 95. Minute war es dann soweit. Toffoli zog ab, Lundqvist wehrte mit dem Schoner seitlich ab, Martinez stand sträflich alleine und vollendete schließlich. Das Staples Center stand Kopf. Zum zweiten Mal in drei Jahren holen die Los Angeles Kings den Stanley Cup.
Justin Williams wurde als Topscorer des Stanley Cup Finales mit der Conn Smythe Trophy für den wertvollsten Spieler der Playoffs ausgezeichnet.