Keine Zeit zum Hadern

Die Kings schreiben Geschichte und die Rangers müssen nach vorne schauen.

Man muss nicht häufig und auch nicht lange führen, um am Ende doch als Sieger das Eis verlassen zu können. Die Los Angeles Kings haben dieses Prinzip, sicherlich nicht absichtlich, perfektioniert und schreiben in diesem Jahr Stanley Cup Playoff Geschichte.

Noch nie ist es einer Mannschaft in den Playoffs gelungen drei Partien in Folge zu gewinnen, in denen sie bereits mit mehr als einem Treffer in Rückstand gelegen waren. Heute Nacht kamen sie, nachdem sie dreimal mit zwei Toren in Rückstand gelegen waren, wieder zurück und bezwangen die New York Rangers in Spiel 2 des Stanley Cup Finales Dank eines Treffers von Dustin Brown in der zweiten Verlängerung. Auch im ersten Aufeinandertreffen, das sie mit 3-2 nach Overtime für sich entschieden hatten, waren sie schon mit 0-2 hinten gelegen, analog den Ereignissen vom letzten Wochenende als die Blackhawks im siebten Spiel des Western Conference Finales bereits 2-0 geführt hatten, ehe sie sich den Kaliforniern, ebenfalls nach Verlängerung, mit 4-5 geschlagen geben mussten. Die Kings haben, zurückgehend bis zu Spiel 6 der Serie gegen Chicago, das sie am Ende verloren, seit 229 Minuten und 15 Sekunden kein einziges Mal geführt, hatten aber das Happy End für sich.

Die vielfach diskutierte Frage, wie es die Kings nur schaffen immer wieder zurück zukommen, stellt sich für den Siegtorschützen von gestern Nacht nicht: „Es spielt eher eine Rolle, dass es uns unabhängig vom Spielverlauf gelingt, die Richtung in die sich eine Partie bewegt jederzeit beeinflussen können. Wir machen uns keine Gedanken über ein Siegtor. Uns ist es egal, ob wir vorne oder hinten liegen, wir spielen einfach unser Spiel.“

Keinen Einfluss hatten die Kings auf die strittige Schiedsrichterentscheidung zu Beginn des dritten Drittels beim Stande von 2-4, als Hauptschiedsrichter Dan O’Halloran, den Anschlusstreffer von Dwight King gelten ließ. Matt Greene hatte abgezogen und die Scheibe landete, abgefälscht von King, der mit Rangers Verteidiger Ryan McDonagh im Clinch um die bessere Position vor dem Torraum lag, hinter Henrik Lundqvist im Netz.

Rangers schwedischer Schlussmann war sichtlich erbost über diese aus seiner Sicht Fehlentscheidung: „Ich bin extrem enttäuscht über diesen Pfiff, bzw. Nicht-Pfiff. Man muss diese Regel schon konsequent auslegen. Der Schiedsrichter hat mir anschließend erklärt, dass der Puck vor dem Kontakt bereits die Torlinie überquert hatte. Dieser Auffassung bin ich nicht. Es war ein Handgelenkschuss, den ich erreichen hätte können, doch ich konnte mich nicht bewegen. Nach diesem Tor wurde es ein anderes Spiel. Das war eine Schlüsselszene in dieser Begegnung.“

Selbst in der Nachbetrachtung per Zeitlupe ist nur schwer zu erkennen, was Lundqvist meint. Beim Schuss berühren sich die Schlittschuhe von King und Lundqvist im Torraum, wodurch New Yorks Torwart nicht nach links rüberziehen konnte. Erst nachdem die Scheibe im Kasten liegt, fällt der Stürmer der Kings auf den Schweden. So betrachtet ist die Tatsachenentscheidung von O’Halloran durchaus nachvollziehbar.

Die Rangers sollten nun nicht den Fehler begehen sich über eine einzelne Entscheidung in einer Best-of-Seven Serie zu sehr den Kopf zu zerbrechen. Keiner weiß, was geschehen wäre, hätte dieses Tor nicht gezählt. Auch dann wären noch gut achtzehn Minuten zu spielen gewesen. Die Kings hätten auch dann noch ausreichend Zeit gehabt, um zum Ausgleich zu kommen.

Ihr Blick sollte sich vielmehr nach vorne richten auf die kommenden zwei Partien im heimischen Madison Square Garden, denn es war gestern nicht alles schlecht, außer eben das Ergebnis. Die Rangers zeigten sich gegenüber dem ersten Aufeinandertreffen erheblich verbessert und steckten im Mittelabschnitt zwei Gegentreffer weg, indem sie postwendend den alten 2-Tore Abstand wieder herstellen konnten.

Rangers Verteidiger Dan Girardi sieht dies ähnlich: „Wir sind nicht am Boden zerstört. Klar sind wir mit der Ausgangsposition nach den zwei Spielen in L.A. unzufrieden. Wir hatten eine Führung, eine deutliche Führung, die wir aus der Hand gaben, doch wir waren druckvoller und spielten härter als am Mittwoch. Alles was wir besser gemacht haben, das müssen wir in Spiel 3 mitnehmen.“

Unterstützung bekommt Girardi von Martin St. Louis, dem Schützen zum zwischenzeitlichen 3-1: „Wir könnten nun schon 2-0 vorne liegen, aber sie führen 2-0. Das schmerzt schon ein bisschen, aber am Sonntag wacht man auf und man geht wieder zur Arbeit.“

An ausreichender Unterstützung von ihren Fans im Big Apple wird es ihnen dann übermorgen, in der Nacht von Montag auf Dienstag, nicht fehlen.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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